25.12.2011

Weihnachtsmenü 2011


Jedes Jahr das Gleiche, zu Weihnachten regiert die Traditon, keine kulinarischen Experimente ! Das gibt Halt auf hoher See und vereinfacht die Abläufe, auch wenn es hektisch wird. Weder Hummer noch Bockwurst - hier gibts zum Heiligabend immer: Maronencremesuppe, einen winterlichen Salat mit Orangen, roter Beete, Walnüssen und dann einen Krustenbraten vom Schwein. Nur die Weine wechseln natürlich, dieses Jahr waren dabei:
  • Der Kandidat zur Maronensuppe: Chateau de Nages "Cuvée JT" blanc 2009 Costieres de Nimes (14,5% / 15 €) Ein fast reinsortiger Roussane, selektierte Trauben, fermentiert in neuem Holz. Schlug sich tapfer, null Frischfrucht, dafür viel nussiger Schmelz. Hat Attitüde wie ein weißer Ch9dP, also nicht zu kalt genießen. Reichaltig, passte zu Gericht und Anlaß sehr gut. 
  • Zum Krustenbraten trat an Bordeaux in Gestalt von Chateau Clerc Milon 2006 (13% / 46€) Viel Rauch in der Nase, die Zigarre im Glas, mittlerer Körper, verströmt herb-männliche Attribute. Verliert sich dann aber, nicht sehr nachhaltige Aromatik. Kein Großer, blieb hinter den Erwartungen zurück. Auch der Rest am zweiten Tag startetet nicht durch.
Besserung kann nur noch der Chateuneuf bringen, der schon auf seine Entkorkung wartet, eine Flasche Pegau Réservée 1997. Die wird morgen am 2. Weihnnachtstag verputzt, schon mit Blick auf die Nordsee...

Der Sau gehts an den Kragen...



23.12.2011

Wei(n)hnachten ? Chateauneuf du Pape !



Eine Last Minute Empfehlung, ein Aufruf: Wählt Chauteauneuf zum Weihnachtswein ! Prächtige Weine in prächtigen Flaschen, also genau passend für den festlichen Tisch, die barocke Grundaromatik passt sowieso. Dabei liegt die Rafinesse dieser Gewächse gerade in einer Verbindung von südlich-dichter Opulenz mit Delikatesse und Finesse. Von zart bis hart, oft sogar gleichzeitig ! Es sind, auch bei eher „modern“ arbeitenden Winzern, keine eindimensionalen Fruchtbomben und Tannintanker. Sie sind nie langweilig, machen aber auch nicht nervös, sondern strahlen eine ausgeglichene Harmonie und Ruhe aus: Ausdifferenzierte und tiefgründige Charakterdarsteller. Dies bewies einmal mehr eine Probe in der Weinzeche Essen.
  • Zunächst die Weine von Clos Saint Jean, die gelten ja in ihrer Stilistik eher als modern und etwas glatt. Ich fand sie alle drei herrlich. Schon der "einfache" 2009er (29€) ein voller, geschmeidiger Nasen- und Backenfüller. Die Edelcuvées "Combe des Foux" und "Deus ex Machina" (beide 2009er, je 75€) beide dann  enorm dichter, üppiger Trinkbalsam.
  • Als Kontrastprogramm dann ein Traditionalist, Domaine Le Vieux Donjon 2009 (32€). Ein Klassiker, hier wird nicht mit Sonderabfüllungen hantiert, hier gibt es einen Ch9 und fertig. Sehr nasenfein, kein aufgepolsterter Bodybuilder, delikate Frucht, seidig, herrlich trinkbar. Kein Lauter, aber ein Langer.
  • Dann noch ein Antipode: Domaine Pegau. Der Einsteiger "Cuvée Réservée" (mittlerweile für 49€) ein wonnig rustikaler Landbursche. Die Nase wagt Charakter, überbordend, speckig-würzig, Süßlakritz, Rumtopf. Im Mund Dichte, Kraft und Länge. Den Wein wird man so schnell nicht wieder los, mein Favorit der Probe.
    Wenns besonders edel sein darf läuft es in Sachen Chateauneuf auf einen weiteren Pegauwein zu, der dann zum Schluß noch in Glas kam: Cuvée Da Capo (der 2007er für 275€ p.Fl.). Hier wirds raffiniert. Weniger laut, perfekt ausbalancierte Größe, nobel. Der hohe Alkohol (über 15%) kommt kaum durch, er ist vollständig in eine frische hochkonzentrierte Mineralik  integriert. Top.




22.12.2011

Tessellae: 100% Carignan aus dem Roussillon


Ein neuer Wein der Domaine: Die Trauben stammen von 60 Jahre alten Carignan Rebstöcken aus Höhenlagen im  Vallée de l’Agly, niedriger Ertrag, nur kurzer Holzkontakt.
Was kann der Katalane ? Nun, ich fühlte mich angesichts der Stilistik etwas an Katie Jones Rouge (klick) erinnert. Auch hier der neue Südstil, keine dicke rauchige, schokoladige Fruchtbombe, sondern ein kühl wirkendes Konzentrat voller Spannung. Zu Beginn fest wirkend, gedeckte Nase, Kirschkerne, mundprägendes Tannin und Säure, etwas Zartbitter. Erst am dritten Tag kam der Wein richtig aus sich heraus: Jetzt Anklänge an Johannisbeere, feinstes Kraut, "Barolonase", Süßholz, tänzelt, im Mund fein, Fruchtschmelz, Erdbeereis, fast zart, dabei intensiv. Charakterschluck mit Top Preis-Genußverhältnis.


17.12.2011

Katie Jones: Neue Weine aus dem Languedoc




Das Languedoc: 15 Millionen Hektoliter Wein ! Jedes Jahr aufs Neue produziert. Die Masse stammt von Rebstöcken in den Ebenen, die in den sonnensatten Sommern kräftig tragen, verarbeitet von Genossenschaften und großen Weinkonzernen. Ein Weinsee, den in dieser Menge niemand braucht, den keiner leertrinken kann. 
Dagegen steht die seit Anfang der achtziger Jahre auf breiter Front begonnene Languedoc - Qualitätsoffensive. Die Trendsetzer waren Um- und Einsteiger, Tüftler, Individualisten. Rebflächen, vor allem an den schwer zu bearbeitenden Hängen mit kargen flachgründigen Oberböden, konnten günstig übernommen werden. Namen aus dieser Zeit sind z.Bsp. Daumas Gassac, Mas Jullien, Saint-Jean de Bébian. Die Umbaudynamik hält bis heute an, immer noch erfüllen sich Newcomer ihren Winzertraum.
Eine Neuwinzerin in diesem Sinne ist auch Katie Jones. Sie war 17 Jahre für den Weinexport und Marketing der großen Mont-Tauch Kooperative zuständig. Die kontrolliert mehr als 50% der gesamten Produktion der gesamten AOC Fitou: 15 Millionen Flaschen Wein per Annum ! Weinbauern, die ihren Rebberg aufgeben wollen oder altersbedingt müssen, gibt es da natürlich immer wieder. Bei 2.7 Hektar, ganz in der Nähe der alten Katahrerfestung Queribus, griff Katie Jones zu. Die Parzellen waren nämlich bestockt mit bis zu 70 Jahre alten Grenachereben. Katie gab ihren sicheren Job im Sommer 2009 auf, im Herbst arbeitete die Domaine Jones schon an ihrem ersten Jahrgang. Dabei stellte sich heraus, daß nicht alle angelieferten Trauben rot waren, in den Parzellen wuchs auch Grenache Gris und eine sehr kleine Menge Muscat !



Vinifiziert wird quasi im Mikrostil in Tuchan in einer kleinen Steingarage. Der Ort liegt im Bereich der AOC Fitou. Da die Trauben jedoch drüben in der AOC Maury und damit schon im Roussillon wachsen, können sie nicht als Fitou vermarktet werden. Sie sind als Vin de France gelabelt, eine einfache Tafelweinklassifikation. Mittlerweile gibt es aber doch einen Fitou. Zusätzlich wurde nämlich ein Rebberg im Fitougebiet erworben: Sehr klein (nur 0,5 Ha), sehr abgelegen in 300 M Höhe, im Mischsatz bestockt, sehr alte Reben mit Niedrigertrag - für nur 2500€ zwar ein Schnäppchen, jedoch mühsam und nur in aufwendiger Handarbeit zu bewirtschaften.


Wie schmecken denn nun die Weine ? Was können sie ? Verkostet wurden die beiden Roten. Der "Einsteiger" Jones Rouge im 2ten Jahrgang 2010 sowie der neue Fitou 2010. Große Überraschung, beide für so ein junges Projekt schon sehr ausgefeilt,  elaborierter Stil, Weine mit Attitüde. Wie geht das ? Nun, Katie Jones ist natürlich in Sachen Wein keine wirkliche Anfängerin. Sie kennt die Szene und hat sich die önologische Unterstützung von David Morrison gesichert, ein in Frankreich lebender Australier, der als "consultant wine-maker" auf verschiedenen (Wein)hochzeiten tanzt.

  • Domaine Jones Rouge 2009 (14.5% / ca. 13€, 90% Grenache / 10% Carignan) Frische, Frucht, Finesse. Diese drei Fs sind nicht selbstverständlich im heißen Süden. Der Wein setzt sich stilistisch ab vom beliebten Konzept: Reife Trauben, späte Leese, viel Oak. Hier im Glas der neue Stil, der trotz hoher Konzentration und kräftigem Alkohol eher auf eine gewisse "Leichtigkeit" setzt. Raffiniertes Aromenspiel mit reifer roter Paprika, pikante Säure, kein Sattmacher, animierend, hohe Trinkbarkeit.
  • Domaine Jones Fitou 2010 (14% / 18€, 50% Carignan / Grenache 30% / Syrah 20 %) Grenache und Carignan von Uraltreben, Katies Grenachereben im Fitou sind zudem eigentlich Lladoner Pellut. Schön duftig, etwas Karamell, feine Fruchsüße. Wieder frisch statt fett, ätherisch-würzig, im Mund seidige Gerbstoffe. Herrlicher komplexer Wein. Zieht aromatisch mehr an als der Rouge, Gesamtproduktion nur 1200 Flaschen.

Auch hier beim Genießer (klick)



14.12.2011

Nochmal Weinkönigin...


13 Jahre ist das her, links die damals amtierende 49. Deutsche Weinkönigin Natascha Thoma aus dem badischen Ebringen, rechts der Weindeuter. Aufgenommen bei einer kulinarischen Weinprobe, veranstaltet im Aquarien- und Terrarienhaus des Bochumer Tierparks neben Baumphytons, Wasseragamen und der Haidame "Marina" (mittlerweile verstorben).
Die Zeiten sind andere geworden, der Weindeuter älter, die Weinköniginnen irgendwie jünger...


13.12.2011

Weinköniginnen


Früher war doch nicht alles besser ! Links Ilse Theobald, 18. Deutsche Weinkönigin 1966/1967, rechts die amtierende Majestät Annika Strebel.

Zur Deutschen Weinmonarchie auch hier (klick)


11.12.2011

Chateau Moyau + Chateau Coulon: Genuß aus dem Midi

Mal wieder zwei Südfranzosen verkostet, mal wieder festgestellt, daß dort untem im Midi Weine wachsen, die mich auf besondere Weise anmachen.
Das Languedoc: 15 Millionen Hektoliter Wein ! Jedes Jahr aufs Neue produziert. Wer auf der A9, der Languedocienne, von Avignon nach Südwesten in Richtung spanische Grenze unterwegs ist, fährt durch die größte zusammenhängende Weinbauregion der Welt. Ihre Produktion ist größer als die von Bordeaux, Australien, Südafrika und Chile zusammengenommen. Die Masse stammt von Rebstöcken in den Ebenen, die in den sonnensatten Sommern kräftig tragen, verarbeitet von Genossenschaften und großen Weinkonzernen. Ein Weinsee, den in dieser Menge niemand braucht, den keiner leertrinken kann.
Neben großflächigem Rückbau, Reduzierung der Bestockungsrechte  etc. gibt es seit Anfang der achtziger Jahre auch die legendäre Languedoc - Qualitätsoffensive. Die Trendsetzer waren Um- und Einsteiger, Tüftler, Individualisten, vielfach Leute, die vorher ganz was anderes gemacht hatten. Im "Kalifornien Europas" war Platz. Rebflächen, vor allem an den schwer zu bearbeitenden Hängen mit kargen flachgründigen Oberböden, konnten günstig übernommen werden. Namen aus dieser Zeit sind z.Bsp. Daumas Gassac, Mas Jullien, Saint-Jean de Bébian. Die Umbaudynamik hält bis heute an, immer wieder tauchen neue Etiketten auf. Bordeauxwinzer engagieren sich, Engländer und Deutsche mit überschüssigem Geld investieren, Aussteiger träumen ihren Weintraum in abgelegenen Bereichen und produzieren ausgereizte und teure Spitzenqualitäten. Verkostete Beispiele aus letzter Zeit sind da u.a. die Domaine des Enfants aus dem Roussillon und Chateau Moyau südlich von Narbonne.
  • "Sauvage" 2006 Chateau Moyau Languedoc (Carignan/Grenache/Syrah 13,5% 12€) Das direkt am Meer vor Narbonne gelegene Weingut erzeugt eine breite Palette bis hin zum Topwein "Hallucinant" für 60€ (100% Mourvedre von alten Rebstöcken, 24 Monate Barrique). Der Sauvage ist im Programm in der Mitte angesiedelt, schon für 12€. Bietet allerdings sehr befriedigenden Genuß. Sehr duftig, konzentriert, warm voll, dabei kein fruchtlastiger Angeber und Sofortbeglücker. Er folgt dem neuen Trend, auch in "heißen" Regionen Weine mit Feinheit, komplexer Vielschichtigkeit und einer gewissen mineralischen Kühle zu erzeugen. Moyeau wird vom Eigentümer Bernd Köhler, einem in der Schweiz tätigen Fondmanager, hochprofessionell betrieben. Es ist einerseits Hobby und Refugium, andererseits Kapitalanlage. Weine von Moyau z.Bsp. hier (klick).
  • Chateau Coulon 2010 Corbieres Agriculture Biologique (Syrah/Carignan/Grenache 14% / 5-8€) Dieses Weingut hat eine etwas andere Geschichte, kein Start-up, keine Aus- und Umsteigerphilosophie im Hintergrund, sondern grundsolide Weinbergs- und Kellerarbeit seit 12 Generationen. Kein kleiner Betrieb, aber doch einer, der die Zeichen der Zeit erkannt hat, hier im wildromantischen Katharerland zwischen den Flüssen Aude und Orbieu. Ein Teil der Weine ist biozertifiziert, man gibt sich Mühe. Und ist preislich derart auf dem Teppich geblieben, daß es einen angesichts des Preises und der gebotenen Qualität nur freut.  Ein reichhaltiger, seriös schmeckender Corbieres mit reicher Fruchnase, am Gaumen würzige, etwas rustikale Kraft, Süßholz, macht Trinkspaß. Wird in den Niederlanden über AH für nur 4,99€ vertrieben, eine echter Superschoppenshopper. Ist hier bei uns teurer (7,95€).

09.12.2011

Australiens teuerster Wein: Vergesst den Grange...

1000€ die Flasche.
Praktischer  Schraubverschluß
 inklusive...
Seit 1966 zum ersten mal wieder produziert und der "Öffentlickeit" im November:  Bin 620 Jg. 2008 von Penfolds (51% Cabernet Sauvignon und 49% Shiraz aus Einzellagen in  Coonawarra) für 1000€ ...


Zitat: Die Türe wurde bewacht, kein Unbefugter konnte in den Raum des Tastings gelangen. In der Schweiz waren lediglich 4 Weinjournalisten dazu eingeladen worden. Zusammen mit Peter Gago saß man vor dem „Penfolds Gespenst“. Er erläuterte mit Hingabe die Geschichte hinter dem BIN 620. Offiziell wurde er am 16. November in Beijing der Weltöffentlichkeit gezeigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach, war dies die erste & letzte Möglichkeit für den Autor, den BIN 620 jemals wieder im Glas vor sich zu haben.

05.12.2011

Aldi - Wein vom Papst


Drunkenmonday hat es schon gepostet (klick hier), mir ist es gestern bei Jauchs Jahresrückblick auch aufgefallen:

Auf der Mattscheibe erschien der neunjährige Tobias Schulte, der den Papst zu seiner Kommunion eingeladen hatte. Der konnte aber leider nicht vorbeischauen. Stattdessen wurde Tobias ins Konzerthaus Freiburg eingeladen, einer der Stationen Benedikts bei seinem Deutschlandbesuch im September. Da gabs am Ende für die Ehrengäste einen Wein mit Widmung, auch für den jungen  Papstfan. Diesen "Schatz" hielt er stolz in die Kamera: "Den trinke ich, wenn ich achtzehn bin !"
Die Flasche kam mir bekannt vor, ich hatte sie erst am Tag vorher verkostet: Der aktuelle Spätburgunder 2008 aus der Fritz Keller Edition von Aldi (5,99€). Den wollte ich eigentlich gar nicht posten, war aromatisch kein besonderes Highlight. Ein korrekt gemachter Badenser, weich, "trinkige" Tischweinqualität. Möchte ich in neun Jahren nicht mehr unbedingt im Glas haben...
Warum wurde ausgerechnet der Aldi ausgewählt ? Es gab zum Anlaß ja auch die sogenanten Papstweine (Post im September hier). Vielleicht gefiel den Katholiken, neben dem günstigen Preis, ja auch das Bild von Paul Klee auf dem Etikett, der aufstrebene rote Pfeil...




04.12.2011

Adventswein: Tignanello 2004



Vorweihnachtszeit: Berge aus Lebkuchenherzen und Marzipankartoffeln versperren die Supermarktgänge, Lichterketten spenden Glanz. Da muß auch was Ordentliches auf den Tisch und in die Gläser.

Tignanello 2004 Antinori (80% Sangiovese, 15% Cab. Sauv., 5% Cab. Franc 13,5% / Preis für den aktuellen 2008er ab 70€) Der Tignanello ist ein Wegbereiter der Erneuerung im italienischen Weinbau, ein "Chianti Deluxe", erfunden im Jahr 1970. Die Sangiovese wurde um  Cabernet-Sauvignon ergänzt, man verzichtete auf den Zusatz von weißen Trauben und setzte auf Barriqueausbau. Damit verabschiedete man sich von den Produktionsnormen des Chianti Classico und deklarierte als Vino da Tavola (heute IGT). Die Geburt der teuren Supertuscans und der Einstieg der Toskana in die önologische Moderne. Der geöffnete 2004er enttäuschte keineswegs, wurde den in ihn gesteckten Erwartungen gerecht. Erste Reife, satte Nase, feiner Rauch, im Mund schmelzig, sanft, voll. Viel Harmonie, entwickelt sich im Glas weiter. Top-Wein, im siebten Jahr in sehr guter Verfassung, noch Frucht zeigend. Hält aber für den Geduldigen in den kommenden Jahren sicher noch einige Überraschungen bereit...



30.11.2011

Priorat 2007: Gaumensex

"Priorat 2007, das ist Stoff, ganz nah am Wahnsinn,
man könnte auch von großer Kunst sprechen"

Mein Freund und Weinbloggerkollege Torsten "Priorat" Hammer ruft gerade laut in die Weingenießergemeinde hinein und erhebt einen dringenden Appell:

Trinkt Prioratweine aus dem Jahrgang 2007 !

Ich kenne niemanden sonst, der wie Torsten sich so voller Leidenschaft und ehrlich-direkter Begeisterung dem Wein und insbesondere den Gewächsen aus dem Priorat widmet. Und das auch in anregend-sinnlichen Beschreibungen zum Ausdruck bringt. Zitat:

"Priorat 2007, das ist schwarze Magie, eine reife, üppige, zum Teil sehr natursüße Frucht, das ist sündiges Verlangen, Walpurgisnacht und Ketzervollversammlung.
Priorat 2007, das ist Stoff, ganz nah am Wahnsinn, man könnte auch von großer Kunst sprechen.
Priorat 2007, das ist verhext, eine verzauberte und verzaubende Droge, das ist sinnlich wie sündig, das ist das, was die katholische Kirche als Ablass zelebriert und wonach die Unläubigen Schamanentänze vollführen.
Schnüffelstoff, der die Nase beherrscht, aber zugleich so trinkig, dass ein Schluck den nächsten fordert. Gaumensex – das bedarf keiner weiteren Erklärungen, einfach nur sich fallen lassen und genießen…
Ein enorm hohes Niveau, bereits auf “den billigen Plätzen” wird hier die Show zelebriert, aber wer sich höher trinkt, fühlt sich irgendwann einem geheimen Zirkel der Auserwählten zugehörig. Faszinierend, in den Bann ziehend und alle Aufmerksamkeit fordernd.
Egal, ob man dazu Dark Metal, Gothic, Avantgarde oder auch eine Bachsche Fuge auf der Silbermannorgel hört, die Schwingungen zwischen dem Wein und der Musik sind da, nur nichts Banales bitte, keine Böhmische Blaskapelle und keine Schlagerschnulze, hier sind wahre und tiefe Gefühle gefragt – 2007 ist das Jahr im Priorat, welches unter die Haut geht.
...
Und wer jetzt meint, der Priorat – Hammer drehe jetzt völlig durch, der kann sich noch am 2. und 3. Adventswochenende auf der Burg Rabenstein im Hohen Fläming von diesem außergewöhnlichen Jahrgang überzeugen. Bereits auf dem Weihnachtsmarkt der Sinne harren in der Folterkammer einige 2007er auf den Korkenzieher und falls der eine oder andere Weinfreund bereit für eine 2007er Probe jeweils am Samstag abend wäre (inklusive Menü und Übernachtung auf der Burg), wären noch weitere interessante 2007er aus meinem Programm exklusiv mitbringbar."

Näheres hier (klick)

Post zur Prioratprobe bei Torsten, an dem der Weindeuter teilnehmen durfte hier (klick)


27.11.2011

Barolo in München


Der Weindeuter meldet sich aus München. Das ist ja bekanntermaßen die nördlichste Stadt Italiens. Und deshalb gibt es als Wein auf der Hotelbude auch einen von jenseits des Brenners: Barolo 2003 von Fontanafredda (13,5 % / aktuell ca. 24 €). Ein Einstiegsbarolo von einem großen Erzeuger, gewiß. Die 8 Jahre Reife haben diesem Klassiker aber einen schön befriedigenden und baroloarteigenen Touch  gegeben. Duftet nach eingelegten Pflaumen und Orangenzeste. Im Mund nicht fett, changiert zwischen welker Süße und herbstlicher Herbheit. Ein Wein zu dem man ein paar selbstgemachte Tortellini mit Steinpilzfüllung vor sich haben sollte, mit großzügig gehobelten Trüffelscheiben obendrauf...

Ein Barolo Menü vor einem Jahr beim Genießer (klick hier).

25.11.2011

Aldi Gourmandise: Bordeaux und Sushi

Aldi, der größte Weinhändler Deutschlands. Ca. 20% des deutschen Weinabsatzes gehen über die Konten der "Albrechts". In Sonderaktionen tauchen gelegentlich Genußperlen auf, auch die Fritz Keller - Weine (klick) kann man durchaus kaufen. Ansonsten geht es hier um die Basisklasse, die (wein)alkoholische Grundversorgung der Deutschen, um die sich auch Cordula Eich so liebevoll kümmert.

Aldi Nord soll ja jetzt in Sortiment und Aufmachung aufgemöbelt werden. Das ist nötig, denn im Aldi - Südreich geht es seit jeher schon etwas gediegener zu.
Ein Besuch einer Süd - Vorzeigefiliale in Mülheim an der Ruhr, der Heimatstadt der Albrechtbrüder: Sehr hell, sehr groß, Backautomaten, es duftet, 5 Kassen geöffnet, für Aldi unerwartet großes Sortiment. Im Kühlregal finden sich kleine Sushiboxen (6 Stk. / 2,99€). Dazu einen Bordeaux aus dem Aktionsweinregal (Chateau Begadanet 2008 Cru Bourgeois Medoc Vignobles Figerou (13.% / 4,99€) und fertig ist die low-budget Version von Bordeaux und Sushi. Nicht lachen, das hat seinen Reiz. Wurde in einer Probe mit Hendrik Thoma im Mövenpick Weinkeller in Dortmund vor einiger Zeit bewiesen und mit Sushi von Steffen Henssler im Hamburger Hafen untermauert. Zum Nachlesen hier und hier klicken.
Damit kann die Aldi Version nicht mithalten. Der kleine Bordeaux hatt da noch den besseren Part. Der steht nämlich überraschend duftig im Glas und bietet auch im Mund genügend Stoff. Etwas rustikal aber keineswegs  ein grüner Bitterling, wie häufig in dieser Preisklasse. Das Sushi allerdings, typisch für solche Boxen, ist zu reislastig, der Reis auch zu neutral, zu wenig pikant gesäuert.

Noch was aktuelles zu Aldi. Im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen beginnt morgen die Ausstellung »I love ALDI« . Zitat: "Nicht nur in Arbeiterstädten wie Ludwigshafen hat die »Aldisierung« als Gegenmodell zum Luxus-Markenfetischismus alle Einkommens- und Bildungsschichten erreicht und mit dem Billig-Virus infiziert. Das Wilhelm-Hack-Museum widmet sich nun erstmals konsequent dem Thema »Discount« und »billig«. Unter dem Titel »I love ALDI« reflektieren 38 Künstlerinnen und Künstler teils unmittelbar, teils im weiteren Sinne Fragen der industriellen Lebensmittelproduktion, der Billigware und des postmodernen Konsumverhaltens."

Auch hier beim Genießer: Beiträge des Ruhrgebiets zur kulinarischen Welt, Teil IV: Aldi (klick)


22.11.2011

Dornrößchen - "Schmusewein" aus Dornfelder und Rosenmuskateller


Nach den "Romantikweinen" vom Mittelrhein (klick) hatte der Weindeuter vor ein paar Tagen schon wieder einen "Schmusewein" im Glas, einen absoluten Exoten aus Rheinhessen: "Dornröschen" Dornfelder & Rosenmuskateller vom Weingut Jean Buscher (10,5% 10€).

Puristen könnten jetzt hier abwinken und einwenden, es muß ja nicht jede flüssig gewordene Marketingidee getrunken werden, die sich deutsche Winzer auf der Suche nach Absatz ausgedacht haben. Hier würde man aber einen interessanten Aromenkick verpassen. Außerdem ist die ganze Aufmachung des Dornröschens mit der bedruckten Flasche in Rosa und Gold so, naja, kitschig, daß es mich schon wieder anmacht.
Die Verbindung vom Massenträger Dornfelder mit dem duftigen Rosenmuskateller ist auf jeden Fall gewagt. Jean Raphael Buscher hat die Rebstöcke schon vor Jahren auf einem kleinen Rebstück in bester Lage angepflanzt, das ganze in Versuchsanbau. Der selten angebaute Rosenmuskateller, eigentlich in Norditalien zu Hause, ist floral-duftig mit zarter Natursüße. Das kommt im Dornröschen schön heraus, das bildet sozusagen die Obertöne des Weins. Der Dornfelder sorgt für das blickdichte Rot und die pralle Frucht, Süßkirsche satt. Sehr weich, keine Säure, gut kühlen, ich würde hier 14 Grad nicht überschreiten.
Fazit: Ein enorm süffiger Genuß, leicht und gleichzeitig auch stoffig, dabei mit 10,5% moderat im Alkohol. Ein femininer Wein, der auch denen schmeckt, die gar keinen Rotwein mögen...

Auf dieser Basis gibt es es auch noch "Dornröschen" Sekt und Likör. Außerdem erzeugt das Weingut Jean Büscher ("von Könnern für Kenner") auch einen Dornröschen Weißwein aus Muskateller- und Gewürztraminertrauben. 

Zitat: "Der fruchtige Geschmack regt unsere Vorstellungskraft
an und lässt die Märchenfigur der 
Königstochter Dornröschen vor unserem
inneren Auge Gestalt annehmen."



19.11.2011

Rhein- und Weinromantik: Vorspiel & Leichtsinn



Ein romatisches Wochenende am Rhein, ohne Winzerbesuch, ohne Verkostungsmarathon. Stattdessen Kultur, im Arpmuseum Bahnhof Rolandseck gibt es eine schöne Ausstellung zum Thema Rheinromantik: Die Landschaft zwischen Drachenfels und Loreley, deutscher Mythos und Tourismusmagnet.
Doch ganz ohne Wein geht es natürlich auch wieder nicht. Südlich von Bonn beginnen ja die Reben. Der nördliche Mittelrhein zwischen Koblenz und Königswinter ist in dieser Hinsicht jedoch eher spärlich ausgestattet. Es gibt nur eine Handvoll Winzer, die sich um Erhalt und Bewirtschaftung der Rebhänge kümmern.
Das Weingut Scheidgen liegt direkt am Rhein im Winzerort Hammerstein zwischen Rheinbrohler Ley und der Burgruine Hammerstein. Erzeugt wird, wie häufig bei kleinen Familienweingütern in Deutschland, eine ausufernde Palette. Neben Rieslingen aus verschiedenen Lagen gibt es Weiß- und Grauburgunder, Rivaner, Müller-Thurgau, Chardonnay, Dornfelder, Spätburgunder und blauen Portugieser, jeweils noch in verschiedenen Qualitätsstufen und Süßegraden. Dazu kommen noch Sekte und Destillate. Georg Scheidgen hat außerdem ein Faible für anspielungsreiche Weinnamen. Es gibt einen Riesling "Vorspiel" und einen Perlwein "Leichtsinn".
Wenn man es jetzt böse meinte, könnte man sagen, daß das gut in die Gegend passt. Im Nachbarort Bad Hönningen zum Beispiel ist an den Wochenenden Dauerparty. In der berüchtigten Schmiedgasse geht es zu wie am Ballermann zu seinen besten Zeiten, Ringelpiez mit Anfassen inklusive (klick).
Wie auch immer, die beiden probierten Scheidgenweine boten süffigen unkomplizierten Genuß. Der Riesling "Leichtsinn" 2010 (Deutscher Perlwein mit gärungseigener Kohlensäure 11% / 6€) ist duftig, leicht, frisch und rutscht bei gehörig enthaltener Restsüße gut weg. Hammerstein Riesling "von den Terrassen" 2010 (halbtrocken 12% / 7€) lockt mit saftiger Aprikose und schönem Süße-Säurespiel.







18.11.2011

Weinexperte Neuer


Heute beim Jauch - Promiraten: 4 Rebsorten, davon eine Grundlage für "renommierte Rotweine". Manuel Neuer zögert, grübelt etwas über den Chardonnay nach, entscheidet sich dann aber doch für den Cabernet. Treffer !


09.11.2011

Südtirol: "Moscato Giallo" von Manincor




Eine Erinnerung an die Osterwoche in Südtirol (klick), einfach mal eine der mitgebrachten Flaschen aufgezogen. Das weckt Erinnerungen und bringt so etwas Glanz in den Alltag. Außerdem passt der Wein farblich in das schöne Herbstwetter...

Moscato Giallo 2010 Manincor / Kaltern (12,5% / 10€) Spektakuläre, mit viel Geld vor einigen Jahren von Michael Graf Goëss-Enzenberg wiedererweckte Kellerei mit Blick auf den Kalterer See. Hier wird mit großem Aufwand biodynamisch produziert. Der moderne unterirdisch angelegte Keller sieht aus wie die Kulisse aus einem James Bond - Film der 70er Jahre. Verkostet wurde seinerzeit schon der Lagrein des Hauses (klick hier).
Seit der Verkostung im Frühjahr hat sich der Goldmuskateller entwickelt. Im Glas schimmert es farblich dunkler, jetzt ein nobles hellblankes Gold. Aromanase, feine Frucht, reife Birne, Blumenstrauß mit Kräutern, steigert sich alles nach Lüftung. Am Gaumen nimmt der Moscato dann richtig Platz, entwickelt schöne Spannung zwischen Schmelz und Säure. Um Mißverständnissen vorzubeugen, eventuell auch wegen der Rebsorte Goldmuskateller: Süße hat der Kandidat nicht. Der könnte sicher auch Rieslingfreunde befriedigen.


Manincor: Alter Herrensitz und neuer unterirdisch angelegter Keller,
Anlaufpunkt für Wein - und Architekturfreunde




05.11.2011

Kleine Nordsee - Probe: Hollandwein, Ahr, Midi


Manchmal hat der Weindeuter auch Glück. So geschehen im Herbsturlaub an der nordholländischen Küste, genauer in Egmond aan Zee, um 8 Uhr morgens beim Frühstückseinkauf im 't Winckeltje, einem kleinen Käse und Delikatessenladen. Da probierte in der Frühe der Inhaber nämlich einige Weine, die ihm neu für sein kleines Weinregal angeboten wurden. Nach einigen neugierigen Blicken durfte ich mitverkosten. Und siehe da, es waren Rote und Weiße von Rebstöcken, die, nur ein paar Kilometer von der Küste entfernt, auf den saftigen Sand und Lehmböden des Polderlandes  hinter Alkmaar wachsen.
"Hollandwein" hab ich ja schon öfters probiert, das Thema hat Höhen und Tiefen (hier dokumentiert, klick). Was sich hier hinter den hübsch-häßlichen Windmühlenetiketten verbarg, war allerdings durchaus trinkbar. Also wurde mit einem Weinfreund eine Spontanverkostung am Strand organisiert. Die beiden "Nordholländer wurden dabei verstärkt um einen Roten von der Ahr und um zwei Südfranzosen.

Kontrastreiche Weine im Härtetest

  • Solaris (weiß) 2010 + Rondo (rot) 2009 Wijngaard Noordland (11,5% + 12% / je 8,90€) In Noord-Scharwoude begann Johan Stoop, de wijngaardenier 2005 mit dem ersten Setzen von Rebstöcken, allesamt auf Pilzresistenz gezüchtete Sorten. Der Wingert liegt 3,70 Meter unter dem Meeresspiegel. Auf mittlerweile 3000 qm Rebfläche stehen neben Rondo und Solaris auch noch die weiße Palatina und die rote Salomé. Hört sich romantisch an, und das ganze Projekt wird sicher auch mit viel Liebe betrieben. Aber wie schmecken die Weine ?
    Der weiße Solaris kommt recht traubig in die Nase, leichter Muskatellertouch. Im Mund dann frisch, Säure, Zitrus, schlank. Nicht sehr nachhaltig, ein Gaumenflüchter. Der rote Rondo ist überraschend farbstark, kirschfruchtige Nase, auch im Mund frisch, durchaus süffig-saftig, wurde mit zunehmender Kühlung im Seewind immer besser.
  • Frühburgunder 2009 Winzergenossenschaft Mayschoß - Altenahr /Ahr (13% / 15€) Nach den Holländern kommt hier viel Duft ins Glas, delikate reife Kirschfrucht, im Mund Schmelz, voll, sehr gute Länge. Der gute Jahrgang schlägt durch, die Aromatik entspricht aber auch dem Stil der Genossen von der Ahr. Verblüffend die Standfestigkeit der Flasche, nach 4 Tagen war der Rest noch ein guter Genuß. Keine nennenswerte Zunahme der Säure, feine rauchige Tabakwürze.
  • "Lou Maset" 2009 Domaine D ´Aupilhac / Languedoc (13,5% / 9€) Ein Sprung nach Süden, der Einstiegswein dieser bekannten Domaine aus Montpeyroux. Hier sind die klassischen Rebsorten des Midi drin: Grenache, Cinsault, Carignan, Syrah, Mourvedré. Hat die für gute Midiweine schöne und lebendige Mischung aus dichter Frucht, Pfeffer, Lakritz und sanften Gerbstoffen.
  • "Les Nobles Pierres" 2005 Chateau de Lascaux Pic Saint Loup (14% / 16€ / 80% Syrah, 20% Grenache) Hier wird die Latte noch einmal deutlich höher gehängt. Sehr reichhaltiger und kräftiger Wein in schönster Entwicklung. Natürlich eine satte dunkle Frucht, das erwartet man, dieses schöne Süßespiel von reifen Beeren, Trockenpflaume, Rumtopf. Dahinter und danach aber auch ein herrlich finessenreiches Kräuterspiel, Menthol, Zimt, eingelegte Oliven. Im Mund füllig, cremiger Gaumendruck, den man sich gerne gefallen läßt.



31.10.2011

Halloween - Wein...



...ist ja hier nicht so üblich. Selbst der Weindeuter hat heute keine besondere Verkostung vorgesehen. Anders in den USA. Gary Vaynerchuck hatte mal eine Sendung zum Thema:


29.10.2011

Nordsee - Probe


Die Nordsee im Herbst. Weindeuter veranstaltet am Strand eine kleine Verkostung, darunter (wieder mal) Hollandwein. Zum Appetit machen schon mal ein Foto...


22.10.2011

Hellas - Genuß

Dickes Glas, eiskalter Retsina, einfache Kost...

Es ist zum Heulen mit Hellas: Tränengasschwaden über der Akropolis, Anarchos prügeln auf Kommunisten, die griechische Bevölkerung soll auf Hartz IV gesetzt werden. Ich finde, daß sie sich zurecht und mit Gründen über die europäisch verordnete Spardiktatur empören.
Mal ganz davon abgesehen, daß es sowieso noch mehr im Leben gibt, als den ständigen Drang zum Mammon. Einfach mal einfacher denken, und damit womöglich ehrlicher und näher dran am Leben. Auch im Genuß. Nur Grand Cru und Gänseleber macht nicht glücklich, deshalb oben im Foto zwei Genußmomente aus diesem Sommer. Hellas pur. Und glaubt mir liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde, das hat geschmeckt...

Wein und Hellas hier (klick)


18.10.2011

Atmosphere: Der letze Rosé...



Letzter Sonntag, ein klarer Herbsttag, Weinberglicht. Weite Sicht von der Halde Hoheward in Herten auf 152,5 m ü. NN. Ringsum der noch grüne Ruhrpott, Heimat bis zum Horizont. Menschen, Orte, Wein. Was passt in so einem Moment ?




16.10.2011

Weihnachtswein vorverkostet

Schwere Wahl: Weihnachtswein

Im Supermarkt liegen seit Wochen schon Tüten mit Mandelprinten und Marzipankartoffeln rum. Also kann es nicht zu früh sein, sich schon mal über die richtigen Festtagsweine Gedanken zu machen. In 10 Wochen ist Weihnachten !
Hier zwei Vorschläge, vor kurzem verkostet. Sie werden dem Anlaß durchaus gerecht, denn sie kommen aus edlem Hause und ihnen haftet was "Katholisches" an: Viel Tradition, Wappen auf der Flasche und im Falle des Unico auch ein erfurchtgebietender Preis.


Beide kommen aus dem Ribera del Duero, für beide zeichnet der gleiche Önologe verantwortlich. Der Vega ist Inbegriff der spanischen Klassik. Langer zehnjähriger Ausbau (großes Holzfass (15 Monate), neue (23 Monate) und gebrauchte (15 Monate) Eichenbarriques, dann wieder im großes Holzfass (24 Monate) und noch gut dreieinhalb Jahre auf der Flasche) Nicht laut, nicht breit, superelegante konzentrierte Frucht, deutliche Säure, Zartbitterschokolade. Mehr in die Tiefe, denn in die Breite gehend.
Im direkten Vergleich erlaubt sich der Alion einen lauteren Auftritt. Die Bodega gibt es seit 1991. Er ist sowas wie die moderne Variante des Vega. Dunklere, sattere Fruchtnoten, mehr Süße, mehr Körper und Kraft. Bringt einfach mehr Schmackes ins Glas.
Eine Geschmacksfrage ist zu entscheiden. Und natürlich eine Geldfrage. Für einen Unico gibt es fast 5 Flaschen Alion. Der ist übrigens keineswegs eine Rarität. Die Bodega wirft jedes Jahr zwischen 260.000 bis über 300.000 Normalflaschen auf den Markt, dazu noch jede Menge an Sondergrößen.
Wer sich für den Unico unter dem Tannenbaum entscheidet bitte aufpassen. Die Preise schwanken sehr, von online 215€ (klick hier) bis zu 299€ bei Karstadt. Direkt zum Mitnehmen bei Mövenpick z.Zt. für 234€.



11.10.2011

Attila Gere: Premium - Weine aus Ungarn


Nach den Super Schoppen Shoppern mal was ganz anderes: Teuer und mit Exotenbonus, zwei Premiumweine aus Ungarn. Es sind mächtige Magyaren, von denen ich bis zur Verkostung gar nicht wußte, daß es sie gibt. Luxuswein aus Ungarn, welcher Weinfreund denkt da nicht automatisch an Tokayer, den edlen Süßen ? Der hat in den letzten Jahren wieder einen Aufschwung genommen, so heißt es zumindest. Doch hier nun 2 Rote, schon der "Kleine" steht im Regal für 38€, der "Große" durchbricht sogar die 100€ Grenze...
Attila Gere ist Winzer in Villány, ganz im Süden Ungarns. Es gilt als das "Bordeaux des Ostens". Auf 50 Ha werden neben heimischen auch internationale Rebsorten angebaut, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Blaufränkisch, Pinot Noir, Syrah, Chardonnay, sogar Tempranillo. Vor allem der Merlot hat es dem Attila angetan. Alles wird state-of-the-art verarbeitet, hier gibt es nichts bäuerliches, man strebt zur Weltspitze. Zum Weingut gehören ein Hotel und ein Gourmetrestaurant. Die Weine der Spitzenlinie sind Prestigeobjekte für die Budapester Oberklasse. Viel informatives, auch mit Filmchen, hier auf der Homepage (klick).

  • "Kopar" 2008 Attila Gere (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc 14,5% / 38€) Das Flagschiff, von den Spitzenweinen des Gutes ist er der "günstigste". Darüber liegen der Solus-Merlot und die Fassselektion (s.u.) Das rustikal-häßlich wirkende Etikett täuscht völlig, der Wein ist absolut elegant. Duftig, nicht übertriebener Beerencocktail, frisch aufgeschäumter Cappuccino, etwas süße Zigarrenwürze. Im Mund sehr stimmig zur Nase passend. Sehr konzentriert mit schöner Fruchtsüße, hängt fast sahnig am Gaumen. Das Ganze irgendwo zwischen rechtes Ufer Bordeaux und Napa Valley. Top.
  • "Attila" 2007 Attila Gere (Rebsorten s.o. 14,5% / 105€) Der teuerste Wein Osteuropas ? Hier ist die Aufmachung modern, mit dem geschwungenen Attila, trotzdem häßlich. Am Design muß hier noch gearbeitet werden. Am Inhalt gibts nichts zu kritikastern. Das wäre vermessen, der Wein hat Grand Cru Qualität, ist großer Stoff. Zwar auch hier viel Alkohol und eher "hot-climate" Charakter, trotz aller Reichhaltigkeit jedoch auch Finesse und aromatische Vielschichtigkeit und Tiefe. Likörige Fülle, reife Pflaume, langwirkender Schmelz. Würde ich mir als Weihnachtswein öffnen, wenn es da nicht für den Preis noch so viele andere Optionen gäbe...

    beide z. Zt. bei Mövenpick Weinkeller

Attila Gere mit seinem Attila



09.10.2011

Lidls "Super Schoppen Shopper": Cordula und Dirk


Das Super-Schoppen-Shopper-Paket von Lidl für 9,99€: Das Buch Super Schoppen Shopper 2011 (klick) von Cordula Eich und 2 Flaschen Rotwein vom Winzer und Platzhirsch der Internet-Weinszene Dirk Würtz. Bisher war darüber in der Weinbloggerszene nicht viel zu lesen. Auch auf Dirks Seite (klick) gabs nur verhaltene Reaktionen auf die Aktion, ich hatte mit mehr Gegenwind gerechnet. Traut sich keiner ? Oder ist man sich zu fein, eine Lidl - Filiale zu betreten ? Die Haltung des Weinfreaks zum Billigwein ist nun mal eine andere, er strebt zur Weinelite, rechnet sich womöglich selbst dazu. Ihn interessieren Toptropfen, ausgefeilte Qualitäten aus Steillagen, mengenreduzierte Auslesen, etc. 
Das macht natürlich nur nur ein paar Prozent der gesamten Weinproduktion aus. Dirk Würtz hat als Weinmacher aber auch die Großmengen im Sinn. Der Weinbestand, von dem die meisten Winzer in Deutschland leben, der Weinbestand der von den meisten Menschen in Deutschland getrunken wird. Und die kaufen nun mal im LeH und im Discount. Aldi ist der größte Weinhändler hierzulande.
Würtz hat da keine Berührungsängste, nur logisch also, daß er sich mit Cordula Eich vinologisch verbandelt hat. Die verkostet sich seit Jahren durch tausende Flaschen von Basisweinen, beginnend mit dem 1-Liter "Domkellerstolz" für 0,93 €. Und veröffentlicht jetzt schon im dritten Jahr den auflagenstärksten deutschen Weinführer, eine lustig geschriebene Lebenshilfe („So schick angezogen und dann doch Hundekacke am Schuh“ ) für Leute mit schmalem Weinetat, die trotzdem Spaß am Genuß haben wollen.
Beide verstehen was vom Marketing für sich und ihre Erzeugnisse, herausgekommen ist auf jeden Fall ein in Aufmachung und Ausführung originelles Produkt. Und ein Schnäppchen, das Buch kostet sonst solo 11€. Vertrieben über Lidl, wenn schon denn schon...

Wie schmecken nun die beiden Roten aus dem Lidl Paket ?
  • Nr. 1 (Dornfelder und Regent/Pfalz) ist die Cordula: Zartes Nasenparfüm, etwas Johannisbeere, transparente Frucht, im Mund sanft, Gerbstoff und Säure sind gezügelt, gerade soviel, daß es nicht langweilig wird. Auch am dritten Tag noch recht saftig, ein einfacher trinksüffiger leichter Roter, bricht hinten flott weg. "Unkompliziert, wohlgeformt und geschmeidig" steht hinten drauf. Sollte man eher leicht gekühlt trinken.
  • Nr. 2 (Spätburgunder und Dornfelder/Pfalz), der Dirk: In Nase voller, reiffruchtig, etwas Dörrobst, etwickelt bis zum 3. Tag leichte Rumtopfnase, auch Banane, oxydativer Touch. Im Mund bis zum Schluß jedoch zum Glück frischer wirkend, kirschsaftig, auch auch etwas malzige Süße, mehr Länge als die Cordula. Laut Rücketikett "kantig und unrasiert, aber harte Schale-weicher Kern".
Fazit, die Cordula riecht besser, der Dirk hat im Mund und hintenraus mehr Schmackes. Was liegt da näher, als beide mal miteinander zu vermählen. Hab ich mit dem Rest aus beiden Flaschen gemacht, war lecker...

Ansonsten zum Shopper und zum Paket hier und hier bei Huub Dykhuizen (klick).
Details hier bei Jens Priewe, da sind auch Listen der Super Shopper.





08.10.2011

Roger Heyberger 2008: Cremiger Crémant


Crémant, der französische "Alltagschampagner". Während in deutschen Landen einfache Sekte à la Henkel oder Rotkäppchen geöffnet werden, darf es westlich des Rheins im Schaumweinbereich unterhalb des Champagners sehr gerne ein Crémant (klick) sein. Bei diesen im traditionellen Flaschengärverfahren erzeugten Sekte findet man häufig ein sehr gutes Preis-Genußverhältnis.



06.10.2011

Zeeland - Wein: Exot aus den Niederlanden



Am letzten Samstag unterwegs bei herrlichem Wetter, erst in Antwerpen und dann durch Zeeland an der südholländischen Küste. Am Strand von Domburg wollte ich ein schönes Trappistenbier verkosten. Aber es ist ein Kreuz mit der Weindeuterei, selbst da kommt einem ein (lokaler) Wein in die Quere.
Schuld ist das Weingut "De Kleine Schorre" in Dreischor auf der Insel Schouwen Duiveland. Seit 2001 wird da in Zusammenarbeit mit Cep d’Or aus Luxemburg auf 8 ha so allerhand angebaut. Auf dem, wie die Macher betonen, größten Weinberg der ganzen Niederlande sind mittlerweile 30.000 Rebstöcke mit Pinot Gris, Pinot Blanc, Rivaner and Auxerrois gesetzt worden.
Weinbau hat in den Niederlanden im Süden, in Limburg und Brabant eine gewisse Tradition. Weingärten gibt es aber im ganzen Land verteilt, Tüftler, Hobbywinzer, weinverrückte Milch - und Gemüsebauern nutzen das landwirtschaftliche Kow-How, um Trauben anzupflanzen und selber zu vinifizieren (zusammenfassend diese website: "Wijngaarden in Nederland".) Zum Teil mit minderwertigen pilzresistenten Sorten auf ungeeigneten Flächen, mitten in den saftigen und gut gedüngten Äckern des Polderlandes. Ich hab ja schön des öfteren Wein aus den Niederlanden verkostet (klick hier), mal mehr, mal weniger Trinkbares. Bekanntestes Weingut und Qualitätsführer ist immer noch Apostelhoeve bei Maastricht.


05.10.2011

500. Post

Seit Januar 2009 gibt es jetzt den Weindeuter, 499 mal wurde bisher gepostet. Zum Jubiläum eine Wiederholung, mein Lieblingspost...



Ruhrpottweine

Früher´n Bierken, gezz Wein ! Kulturhauptsatdt 2010

Der Ruhrpott, im Jahr 2010 auch Kulturhauptstadt genannt, ist, bezogen auf alkoholhaltige Getränke, traditionell das Land des Bieres. Das flüssige Brot war Kraftquell der hart arbeitenden Bergleute, später der Arbeiter in der Eisen- und Stahlindustrie. Dortmund war die Bierhauptstadt, die Eckkneipen mit ihren stetig laufenden Zapfhähnen selbstverständliche Fixpunkte des Genusses nach Feierabend.
Die Zeiten sind andere geworden. Die Zechen sind (fast) alle weg, die Brauereien in Dortmund dezimiert, ins Dortmunder "U" zieht die Kreativwirtschaft ein und in Essen ist seit 13 Jahren in der ehemaligen Turbinenhalle der Zeche Bonifacius die Weinzeche beheimatet. Zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gibt es kein Bier, sondern zwei Weine mit dem offiziellen 2010 - Logo drauf. Aber auch weitere Flaschen mit einem Bezug zum Ruhrgebiet sind im Moment zu bekommen.
Anlaß genug für eine"Ruhrgebietsweinprobe" aus Anlaß des großen Events auf der A 40: Eine 60 Kilometer lange Tafel von Duisburg bis Dortmund. Da sind aber weder Glasflaschen noch Gläser erlaubt, das trübt die Freude am Verkosten dann doch etwas. Außerdem die Frage der Kühlung bei den enormen Hitzegraden dieses Sommers ! Deshalb haben der Genießer und ich schon mal in Ruhe vorgekostet. Auch derMahlzeitvogel war beteiligt und hat auch die Fotos gemacht.


Folgende Flaschen wurden geöffnet:
Fazit: Wein kommt, Bier geht. Zumindest in der Wunschphantasie eines Ruhris, der sich dem Wein verschrieben hat. Zwar ist natürlich bei allen Weinen viel Marketing im Spiel. Trotzdem sind es Versuche, dieser Region, die sich nach wie vor mit einem Minderwertigkeitskomplex herumschlägt, eine gewisse originelle Wertigkeit zu geben.
Außerdem kommt die Zeit, wo wir unsere Halden und Hänge mit Reben bepflanzen und unseren Wein selber machen! Bis dahin: Ruhriweine !

Kulinarische Begleitung der Probe:
Leberwurst auf Pumpernickel und die Westfälische Auster