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(Hoffentlich) auf dem Wege der Besserung... |
Die heutige 13. Etappe der TdF endet in
Lourdes. Da war ich mal vor fast 20 Jahren, in diesem marienverrückten Ort am Fuße der Pyrenäen. Lourdes ist mittlerweile der drittgrößte katholische Wallfahrtsort weltweit, sechs Millionen Menschen besuchen jährlich die Stadt. Infrastruktur und Dienstleistungsangebot sind vollständig an den stetigen Pilger- und Besucherzustrom angepaßt.
Über der kleinen Höhle, in der im Jahr 1858 die kleine
Bernadette Soubirous ihre Marienerscheinungen hatte, wurde eine riesige Kirche errichtet, drumherum der Site des Sanctuaires, der Heilige Bezirk. In der Innenstadt bieten mehrere
Magasin Catholique unglaubliche Menge an Glaubensdevotionalien an, allgegenwärtiger Kitsch, mit dem offensichtlich großer Reibach gemacht wird.
Kern des ganzen Geschäftsmodells sind natürlich die sogenannten
Wunderheilungen. Hier arbeiten Priester und Ärzte Hand in Hand. Auf dem Gelände gibt es seit 120 Jahren ein eigens eingerichtetes medizinsches Büro, dem sämtliche Heilungen gemeldet werden. Zusammen mit dem Klerus wird dann geprüft. Bisher sind von gemeldeten 7000 Heilungen nur 67 als offizielle Wunderheilungen im Sinne der katholischen Kirche anerkannt worden.
Hier ist das in aller Ausführlichkeit dokumentiert (klick).
Auf den Außenstehenden wirkt die endlose Prozession der altertümlichen Rollstühle und Bahren mitunter bizarr. Die Kranken werden in Badehäusern in das "heilige Wasser" gelegt, über allem erklingt aus zig Lautsprechern monotone liturgische Musik. Ich entschloss mich seinerzeit zum Kauf einer kleinen (Marien)flasche und füllte daraus etwas Wasser in den Kühler des Reiseautos: Ein nicht mehr ganz taufrischer Opel Kadett. Die 1400 Kilometer Rückreise nach Bochum hat er dann auch tadellos überstanden...
Weinappellationen gibt es zu Füßen der Pyrenäen einige. Ganz im Westen im Baskenland
Irouléguy, dann Béarn und
Jurancon südlich von Pau. Letztere ist für Weißweine bekannt. Da fällt relativ viel Niederschlag und es ist auch gar nicht so heiß, wie man vermuten würde. Das ergibt im trockenen Bereich frische Weine, die auch deutsche Rieslingtrinker ansprechen müßten.
Ein solcher Vertreter ist der
Jurancon "Grain Sauvage" 2010 Les Vignerons de Jurancon (13% / 5,50€) Ein Wein aus der Rebsorte Gros Manseng. Helles gelb, in der Nase sehr klar, etwas Fruchtexotik, Melone, Birne, auch was floral-minziges, sehr fein gezeichnet. Im Mund Frische, gute Säure, etwas Schmelz, hat Substanz, die lange nachzieht. Für das (kleine) Geld ein lohnender Schluck.
Aus dem gleichen Hause kommt auch der
Jurancon "Pavillon Royal" 2008 Les Vignerons de Jurancon (12% / 9,80€) Ein "Zuckerle" (86 g Restzucker/L.) aus Petit Manseng und Gros Manseng. Vollreif gelesene Trauben, sicher auch in der Gärung etwas gestoppt, so bleibt Süße übrig bei moderatem Alkoholgehalt. Exotisch-sattfruchtige Nase, im Mund ein cremiger Obstsalat, Ananas, Mango, Pfirsich. Nicht zu dick, bedarf aber ausreichender Kühlung, sonst kommt auch etwas "Pattexton" durch. Die Erzeuger deklarieren ihn als trinkreif, mit Entwicklungspotential für einige Jahre.