12.07.2011

Weinetappe: Das Blut der Erde

Priorat - Hammer und Weindeuter bloggen wieder zur Tour de France 2011 (Tour des Vins / klick hier).


Die Tour de France bewegt sich weiter in den Süden und damit zurück in den Wein. Die Fahrer verlassen die einsamen Höhen des französischen Zentralmassivs und durchfahren in den nächsten Tagen Weingebiete, die der Franzose unter dem Oberbegriff Süd-West zusammengefasst hat. Ein Flickenteppich von verschiedenen Unterappellationen, Rebsorten und Weinstilen, die entlang der Garonne bis zum Fuß der Pyrenäen und auf beiden Seiten der Lot und Dordogne verstreut liegen. Bekannte Namen sind hier Bergerac, Cahors, Madiran, auch die für Süßwein bekannte Region Jurancon. Die liegt aber schon zu Füßen der Pyrenäen, da kommt die Tour erst am nächsten Freitag vorbei. Heute werden zunächst die weniger bekannten Regionen Gaillac und Marcillac zumindest gestreift. Urwüchsige Mittelgebirgslandschaften an der Schnittstelle zwischen Zentralmassiv, dem Südwesten und dem Languedoc, wenig touristisiert, auch die Winzer und Weine sind bekannt für eine gewisse Rustikalität. Einen solchen Vertreter hab ich gestern mal geöffnet.

Lo Sang del Pais - Das Blut der Erde
"Lo Sang del Pais" 2010 Domaine du Cros / Philippe Tellier / Marcillac (12% / 8,40€) Fer Servadou ist hier die Rebsorte, der Name stammt von Fer (Eisen) ab, ihr Rebholz gilt als extrem hart und widerstandsfähig. Sehr puristische Nase, Tintenfaß, etwas Schärfe, krautig. Im Mund schlank, macht sich aber trotzdem durch hohe Bitternoten auf der Zunge sehr bemerkbar. Hinten kommt noch mal was frisches und durchaus saftiges, wie von zu früh gepflückten, gepressten Johannisbeeren. Im engeren Sinne also nicht "lecker". Nichts für Freunde weicher opulenter Barriqueweine moderner Machart. Dies ist eher ein ohne Rücksicht auf Moden und Gefallsucht vinifiziertes Gewächs. So hat Wein früher wohl öfter geschmeckt. Sowas muß etwas kühler und dann zu den kräftigen Gerichten der Region getrunken werden: Daube de boeuf, „Cassoulet” mit weißen Bohnen, Wurst und dicken Fleischstücken. Oder auch ein herzhaft gegrilltes Steak vom Aubrac-Rind. Zu solchen Sachen braucht es keine Gaumenschmeichler, sondern kernige Landburschen mit Säure wie den Marcillac. Oder man wartet ein paar Jährchen und läßt das "Blut der Erde" reifen. Ich laß mir mit der Flasche auch noch ein paar Tage Zeit, ist noch genug drin...

(Zum Wein auch hier eine Notiz von Axel Biesler klick)
(Bezugsquelle für D hier)

Verschafft Übersicht im Flickenteppich:
Karte des Anbaugebietes Süd-West 

P.S. Nach einer Woche nachverkostet, es war noch ein Glas in der unverschlossenen Flasche. Nicht müde, nicht bitter - hat durch langen Luftkontakt eher etwas an Geschmeidigkeit gewonnen.


2 Kommentare:

  1. Na "lecker" ist der wohl wirklich nicht, und daß man was dazu essen soll, naja. Nur originell reicht nicht, ich würd mir für fast 9 Euro diesen "Landburschen" nicht kaufen.

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  2. ist Geschmackssache, gerade bei "Weintellektuellen" genießen solche Charakterköpfe ansehen...

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