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...für finanzstarke Freaks und Fans gab es auf der großen Rolf Kaspar - Weinmesse auf Zeche Zollverein. Beides sind Newcomerweine, erzeugt keineswegs von ahnunglosen Aussteigernaturen, sondern von einem Deutschen und einem Schweizer, die beide aus der Finanzbranche kommen und die sich eine angemessene Refinanzierung ihrer südfranzösischen Investition erhoffen, auch in (wein)wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
- "Hallucinant" 2008 Chateau Moyeau La Clape / Languedoc / Frankreich (65€) Chateau Moyeau, ein romantisch an der Küste vor Narbonne gelegenes Weingut, erzeugt eine breite Palette, mit Einstiegsqualitäten auch für unter 10€. Der "Hallucinant" ist jedoch der absolute Top-Wein: 100% Mourvedre von alten Rebstöcken, 24 Monate Barrique. Der 2008er ist der erste produzierte Jahrgang.
Sehr konzentriert, sehr differenziert, verströmt Größe. Ist aber kein überextrahiertes Muskelpaket und folgt damit konsequent dem neuen önologischen Trend, auch in "heißen" Regionen Spitzenweine mit Feinheit, komplexer Vielschichtigkeit und einer gewissen mineralischen Kühle zu erzeugen.
Gerade zu La Clape fällt mir dazu als Gegenbeispiel das quasi Nachbarweingut Ch. Negly ein, die beiden Flagschiffe "Clos des Truffiers" und "Porte du Ciel" (ab 80€) sind dagegen wahre Dickschiffe.
Moyeau wird vom Eigentümer Bernd Köhler, einem in der Schweiz tätigen Fondmanager, hochprofessionell betrieben. Es ist einerseits Hobby und Refugium, andererseits Kapitalanlage. Da kann jeder mitmachen, der bereit ist 2500€ zu investieren.
Zitat: "Als kreatives Weingut haben wir uns deshalb entschlossen nur einem kleinen begrenzten Kreis von Anlegern (der Verkaufspreis für alle angebotenen Wertpapiere beträgt weniger als 100.000 Euro über einen Zeitraum von zwölf Monaten) die Möglichkeit zu bieten, unmittelbar an unseren Weinen zu partizipieren. Bereits ab 2.500 Euro ist es möglich die limitierten Genussscheine von Château Moyau zu zeichnen, die wir mit einer attraktiven Verzinsung von 7 % p.a. versehen haben. Diese Anlage ist zumindest in Form Ihrer jährlichen Ausschüttung garantiert „flüssig“, denn die Zinsen werden in Wein ausbezahlt, den sich jeder Anleger zur Weihnachtszeit aus unserem aktuellen Sortiment zusammenstellen kann."
- Domaine des Enfants, das zweite Start-up, setzt die Schwerpunkte etwas anders. Der Schweizer Marcel Bühler kommt ebenfalls aus dem Finanzbereich, geht aber fundamentalistischer und kompromißloser an die Sache heran. Er ist wirklich umgestiegen, hat Weinbau studiert, ist Winzer geworden und hat ein heruntergekommenes Gut in der Nähe von Maury im wildromantischen Roussillon wieder zum Leben gebracht.
Statt von Kapitalanlage ist hier von "Selbstwerdung" die Rede. Zitat aus der Homepage: "Die Gründung der Domaine des Enfants entstand als Antwort auf eine persönliche Sinnkrise. Die Realisierung eines Traumes: Selbstwerdung, im Einklang mit sich selbst, anderen und der Natur zu sein. Dementsprechend sind unsere Weine das Resultat unseres Arbeitens in und mit der Natur. Die Liebe und Energie, die wir in die Pflege dieser kraftvollen und aussergewöhnlichen Rebstöcke investieren, gibt uns Ruhe und Zufriedenheit. Zu beobachten, wie diese genügsamen Pflanzen unter unserer Fürsorge erstarken und gedeihen, ist Belohnung und erfüllt uns mit Stolz. Mit unserer Arbeit wollen wir unsere Kreativität ausleben und etwas ausserordentliches Erschaffen, was uns und anderen Menschen Freude bereitet, sie einander und sich selbst näher bringt. Wir hoffen, mit unseren Weinen, unseren Ideen und Vorstellungen immer wieder neue Menschen anzusprechen und vielleicht auch zu berühren."
Das Ganze ist sehr ambitioniert, zum hohen Ton, der da gesungen wird passt die Preisgestaltung. Schon der Einstiegsrote kostet 24 € und liegt damit im Bereich sehr guter Crus von der südlichen Rhone:
2008 «L'enfant perdu» Vin de Pays Côtes de Catalanes rouge (14,5%). Cuvée von alten Grenache- und Carignan-Parzellen sowie Syrah, die 18 Monate in französischen Fässern verschiedener Grösse ausgebaut wird. Der "Kleine" gibt den Hausstil vor, komplexe Aromatik aber keine übermässige Extraktion und Restzucker. Keine weichen Kopfkissenkuschelweine, keine breiten Vanilleschmecker.
Im Prinzip ist es die Richtung, die der große Roussillon - Erneuerer Gérard Gauby vorgegeben hat. Sein Flagschiff Mutanda setzte preislich für die Region Maßstäbe nach oben und brachte trotz mächtiger Konzentration auch Feinheit und Frische ins Glas.
«Suis l'étoile» (48€) und «La larme de l'âme» (65€) sind die beiden Weine darüber, verwendet werden hier nur die wirklich alten, über 50jährigen Rebstöcke. Die Erträge und die damit verbundene Auflage sind entsprechend gering. Die Weine haben monolithische Kraft, sind dichte Weinwände, mit hoher Spannung aus Mineralik und Frucht. Erinnerten mich an die Großen aus dem Priorat, die es vor kurzem beim Priorat -Hammer in Bernburg gab (klick hier).
Statt weiterer Gaumenlyrik zum Abschluß noch ein bißchen Etikettenpoesie der Domaine des Enfants:
"wir fühlen uns innerlich leer. Wir sind zwar da, aber wir nehmen nicht wirklich am Leben teil, es vermittelt uns ein Gefühl der Irrealität. Grund ist das verlorene Kind in uns, welches dazu führt, dass wir keine Verbindung zu uns selbst haben. Das Überleben unseres Planeten hängt jedoch davon ab, zu begreifen und zu erfahren, dass wir alle eins sind. Dieses Gefühl der Einheit mit allem, was lebt, können wir erst dann spüren, wenn wir uns selbst als eine Einheit erleben."
Berichte auch hier: NZZ
ja sind die denn sympathisch, solche Eliteweine ? Poesie schön und gut, ist aber nur der Zuckerguß auf der Überheblichkeit 1
AntwortenLöschenEinspruch euer Ehren, mir sind solche letztlich doch kleinen "Sachen" ganz sympathisch, trotz Elite und Preisen jenseits der 50€, da ist immerhin Herzblut drin.
AntwortenLöschen"Überheblichkeit" ist woanders, im Bordelais zum Beispiel...
Pferd Nina ist kein Pferd, sondern ein Maultier !
AntwortenLöschenNatürlich, ist korrigiert...
AntwortenLöschenteuer = "Eliteweine" = lecker ?? Offen verkosteteten Probengaben solche Superlativen zu gönnen hat mit objektivem Berichten über Wein nix zu tun
AntwortenLöschenNatürlich nicht ! Der Weindeuter ist weder objektiv noch resistent gegen großzügige "Probengaben". Die Südfranzosen waren aber trotzdem sehr gut, trotz und nicht wegen "Elite"...
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