31.01.2011

Vino Grande auf Hugenpoet: Teil 1 Riesling

Sinnlicher Genuß: Reinhard Löwenstein mit seinen Rieslingen

Jedes Jahr im Januar versammelt Thomas Kierdorf "seine Winzer" in Essen. Die Veranstaltung im feinen Schloß Hugenpoet ist das Gegenteil von Beliebigkeit, man will es hier beileibe nicht jedem rechtmachen. Die Auswahl wendet sich an Fortgeschrittene, sozusagen an Leute mit "Weinabitur". Wer auf der Suche ist nach Bordeaux oder Burgund, Italien, dem neuesten "Parker-Spanier" für 7€ oder gar Übeersee ist hier falsch, das kommt alles nicht vor.
Den Schwerpunkt bilden deutsche Rieslinge und Weine aus Österreich. Und da war das das line-up in diesem Jahr wieder hochkarätig, anwesend waren Vertreter der deutschen Rieslingelite. Der Weindeuter gönnte sich eine subjektive Auswahl:
  • Battenfeld-Spanier aus Rheinhessen: Kirchenstück 2009 GG und Frauenberg 2009 GG, konzentriert, schlank, säurestraff, Modellrieslinge.
  • Wittmann der Rheinhessenklassiker: Aulerde 2009 GG, leichter Stinker, Erde, Kraft, Wucht.
  • Peter Kakob Kühn, der Individualist aus dem Rheingau: St. Nikolaus 2009 GG und Doosberg 2009 GG, sperrige, erdige, würzig-herbe Rieslinge - nix für Freunde der Frucht. 
  • Von Winning: Antipode zu Kühn, Kalkofen 2009 GG, reichhaltiger saftiger Pfälzer, weicher "Aprikosenstil", schon sehr "trinkig", lecker.
  • Schäfer-Fröhlich von der Nahe: Kupfergrube 2009 GG und Felseneck 2009 GG, wie eine Wanderung an der stürmischen Nordsee, charktervolle, dichtgepackte Essenzen.
    Da kam das Dellchen 2009 GG von Herrman Dönhoff nicht ganz mit.
  • Van Volxem: Volz 2009 GG und Rotschiefer 2009 GG, haben mir im direkten Vergleich zu den Winnings etwas besser gefallen, sehr duftig, warm, weich. Saar - Rieslinge mit Crema.
  • Geltz-Zilliken: Kontrastprogramm von der Saar, Rausch 2009 GG mit viel Mineralik, Salz und Zitrus. 
  • Markus Molitor: Großmogul von der Mittelmosel mit großem Sortiment, die trocken ausgebaute Auslese vom Nierdermenninger Herrenberg 2009, leicht, tänzelnd spielerische Frucht.
  • Heymann-Löwenstein: Schon der Riesling vom blauem Schiefer 2009 eine raffinierte Verbindung aus Himmel und Erde, Frucht und Mineralik. 2009er Uhlen GG dann purer Charakter, Tiefe, Rieslinghochgenuß von der Mosel. Ein Favorit.

    Alle Großen Gewächse zwischen 24€ und 36€ bei Vino Grande
Verkostungsraum auf Hugenpoet
Auf nüchternen Magen mußte das alles zum Glück nicht verkostet werden, die Hugenpoet - Küche (1 Michelinstern Nero) versorgte die Weinfreunde mit 5 kleinen, feinen Tellern. Alles aromatisch sehr entschieden und kräftig gemacht, gerade richtig für ein Häppchen zwischendurch. Ein Modell die Frühlingsrolle mit Entenfüllung, deftig herzhaft der Käsegriller, in Wien und Umgebung auch die Eitrige genannt...

Aber zu den "Ösis" erst morgen in Teil 2...
Herzhafte Tellerhäpchen: Hummersuppe, Wasabischaum mit Lachs, Curryquiche,  Frühlingsrolle mit Entenfüllung, Käsegriller am Spieß mit Kartoffel-Spinat-Stampf




30.01.2011

Leckerbissen für Kenner...

...und Liebhaber eines gepflegten Vollplaybacks: Dieter Thomas Heck singt den Klassiker "Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein". Perfekt inszeniert und ausgeleuchtet von bewährten Kräften des Saarländischen Rundfunks. Ort der Handlung ? Ich tippe mal auf den Kaiserstuhl...



29.01.2011

2 Jahre Weindeuter


29. Januar 2009, mein kleines Weintagebuch geht auf Sendung. Seitdem wurde 361 mal gepostet - und es macht immer noch viel Spaß. Aus Liebe zum Wein !
Schön, daß auch andere Weinfreunde hier immer öfter reinklicken. Aus der Zugriffsstatistik für Januar:


27.01.2011

Neuer Weinfilm: El Camino del Vino - Wege des Weins



Der aus Uruguay stammende Sommelier und international arbeitende Weinberater Charlie Arturaola kommt nach Argentinien, um an der Veranstaltung Masters of Food and Wine teilzunehmen. Zwischen Glamour, Stress und Marketing verliert er seinen Geschmack. In der Folge kommt es zu peinlich-komischen Aufritten bei Verkostungen, wo er total falsch liegt. Einen Syrah beurteilt er als leichten Tempranillo, als gefragter und renommierter Verkoster bricht er völlig ein. Auf der Suche nach einer Lösung für sein Problem hat er Begegnungen mit Größen der Weinwelt, darunter der unvermeidliche Michel Rolland. Der rät ihm, seinen Gaumen mit den besten Weinen der Region "zu waschen". Charlie besucht große und kleine Weingüter, Weinberge, Menschen, die mit Reben arbeiten. Die tragikomischen Reise wird zum Psychotrip, zu seinem Wesen, seinen Schmerzen und Gespenstern. Am Ende steht Selbsterkenntnis. 
Gefilmt ist alles im Dokudrama-Stil, ohne Schauspieler. Wobei Arturaola auch in seiner barocken Pracht eine wirkliche Charaktertype ist, hinter denen sich unsere Größen wie Hendrik Thoma oder Del Monego verstecken können.
Premiere ist im Februar auf der Berlinale im Rahmen der Reihe Kulinarisches Kino 2011: „Give Food a Chance“ im Kino des Martin-Gropius-Baus.
Link zur Filmseite hier: El Camino del Vino


24.01.2011

Alter Süßer...


...oder auch süßer Alter, beides richtig bei diesem Wein, den ein Süßweinfan zum Ende seiner Geburtagssfeier öffnete. Die Flasche kam aus dem Jahr 1992 und war mit 18 Jahren ja eigentlich gerade erst volljährig. Trotzdem gab der  Eiswein aus Untertürkheim den edel gereiften Herrn aus einer Zeit, in der am gleichen Ort der Benz die größte S-Klasse aller Zeiten vom Band laufen ließ. Der hatte hinten ausfahrbare Peilstäbe und passte nicht in normale Garagen rein. Aber zum Wein:


23.01.2011

Antisediment-Flasche



Eine Idee aus Spanien, die dem altersbedingten Depot oder sonstigen durch geringe Filterung im Wein befindlichen Schwebeteilchen den Kampf ansagt. Das soll nämlich alles durch den ausgeformten Boden in der Flasche verbleiben. Die ist sozusagen ihr eigener Decanter. Dazu gibt es noch ein spezielles Transportsystem mit diagonaler Lagerung. Entwickelt wurde das ganze aus der Umgebung des baskischen 3 Sterne Kochs Martín Berasateguis. Weine von Adegas Moure sollen darin abgefüllt werden.
Technisch mag das raffiniert sein, die Flaschen wirken auf mich aber häßlich.   

Hier und hier kann man weiterlesen. Ein detailliertes pdf ist hier.
Martín Berasateguis Blog ist sehenswert, macht auch Videos, hier.




21.01.2011

Antiweinpolitik in der Türkei

In Deutschland noch erlaubt:
Weingenuß zu herzhaftem türkischen Essen 

Eine der schönsten Weinproben im letzten Jahr war die Verkostung türkischer Weine im Pamukkale Grill im Dortmunder Kreuzviertel. Mit Unterstützung des türkischen Weinversandes aus Bochum konnten sich einige Weinfreunde von der gebotenen Qualität überzeugen, gerade in Verbindung mit würziger Küche.
Aktuell hat der Weinkonsum und damit auch der Weinbau in der Türkei allerdings kräftig Gegenwind durch Antialkoholmaßnahmen der Erdogan Regierung, die an die Ära des osmanischen Sultans Murad des Vierten (1610-1640) erinnern. Der hat den Konsum von Kaffe, Wein und Tabak mit dem Tode bestrafen lassen. Soweit ist es natürlich noch nicht, aber die staatlich-religiösen Eingriffe sind unterwegs. Die staatliche Regulierungsbehörde für den Tabak- und Alkoholmarkt (TAPDK) versucht, den Alkoholverkauf und -konsum massiv zu erschweren.

Die Westdeutsche Allgmeine Zeitung (WAZ) berichtet folgendes:

Alkoholproduzenten wie der Brauerei Efes wird es künftig untersagt, Sportvereine zu sponsern oder bei Sportveranstaltungen zu werben. Werbung für Alkohol wird in jeder Form untersagt. Restaurants dürfen nach den neuen Bestimmungen nicht mehr zum Alkoholkonsum ermuntern. Damit könnte sich ein Kellner schon strafbar machen, wenn er dem Gast ungefragt eine Weinkarte vorlegt.
Bei der Vergabe von Konzessionen für den Alkoholausschank verfahren die von Erdogans Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) regierten Städte und Gemeinden immer härter. Selbst in der Umgebung der Touristenhotels in Istanbul führen viele Läden inzwischen weder Bier noch Wein. Geschäftsinhaber berichten vom Druck städtischer Behörden, Alkohol aus dem Sortiment zu nehmen.
Premier Erdogan selbst geht mit gutem Beispiel voran: Der Premier trinkt keinen Tropfen Alkohol und duldet ihn in seiner Gegenwart auch nicht. Er verstehe nicht, warum Leute Wein trinken, erklärte Erdogan jüngst auf einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation, schließlich gebe es doch auch Traubensaft. Gleich in seinem ersten Regierungsjahr erhöhte Erdogan die Alkoholsteuern um 129 Prozent.
Die Abgaben auf Bier stiegen in seinen bisher acht Regierungsjahren um 737 Prozent. Die Flasche des Nationalschnapses Raki, Lieblingsgetränk des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk, verteuerte sich von neun auf 35 Lira. Das sind rund 17 Euro
Horrende Besteuerung und immer neuen Beschränkungen zeigen Wirkung: Zwischen Erdogans Amtsantritt 2003 und 2008 sei der Alkoholkonsum um 34 Prozent zurückgegangen, heißt es in einer Studie der Istanbuler Bahcesehir-Universität.

Schlechte Aussichten also für türkische Winzer und Weinfreunde. Dabei gibt es ja auch sehr ambitionierte Weinprojekte dort. In der oben erwähnten Probe konnte der "Corpus" der Corvus Kellerei auf der Insel Bozcaada glänzen. Auch hört man Gutes von den Sevilem-Weinen aus der Nähe von Izmir. Die sind jedoch in Deutschland leider nicht zu bekommen.



20.01.2011

Chateauneuf und Gigondas


Die südliche Rhone: Pittoreske Dörfer an alten Handels- und Heerwegen, heiße Hügel, Mistral und natürlich Heimat großer Weine. Etabliert, hochbewertet und (mittlerweile) teuer die Gewächse aus Chateauneuf du Pape. Auf dem Fuße folgen weitere Crus, allen voran die Weine aus Gigondas.
Ein solches Duell stand ganz unverhofft bei einer Geburtstagsfeier plötzlich auf dem Tisch. Natürlich freut sich der Weindeuter über solche Überraschungen ! Immer gut, wenn man für charakterstarken Genuß nicht den eigenen Keller plündern muß...
  • Domaine Olivier Hillaire 2004 Chateauneuf du Pape (14% / ca.30€)
    Ein ganz kleiner Erzeuger in Ch9dP. Kein großer Blockbuster, sondern ein Winzer mit nur 3 ha, der nebenbei vor Ort auch noch eine kleine Brasserie betreibt. Erste Reifezeichen, der Rand leuchtet in zartem Orange. Sehr duftig kommt er aus dem Glas. Reife und reichhaltige Grenachefrucht (80%), aber nicht (zu) fett. Feiner floral-femininer Schmelz, im Vergleich zum Gigondas eher ein reich gesteckter Blumenstrauß.
  • Verblüffung: Vier Jahre älter als der Chateuneuf, aber noch immer in dunkler, ungestümer Kraft mit viel Frucht und Würze. Lakritz und Cassis, er steht im zehnten Jahr noch ziemlich stramm im Glas. Ein südfranzösischer Brummer besonderer Qualität. "La Font de Tonin" (benannt nach dem Vater der Winzer) aus 70% Grenache und 30% Mourvedre liegt für ein Jahr in teilweise neuem Holz und kommt, wie auch der Chateauneuf, aus einem kleinen und traditionell arbeitenden Betrieb, einem der besten in Gigondas.
    Beide Weine sind seriöse und individuelle Qualitäten handwerklich geprägter Machart.


16.01.2011

Van Volxem zum Brunch



Eine Einladung zum Brunch unterliegt gewissen Gesetzmäßigkeiten: Er beginnt in der Regel Sonntags um 11 Uhr und es gibt häufig sauren Prosecco. So auch heute morgen, der Frizzante war sogar "Bio", von Rapunzel Naturkost. Um das aromatisch etwas in Richtung Süße abzufedern und so "früh am Morgen" für den Magen etwas bekömmlicher zu machen konnte man mit Creme de Cassis mischen. Mit Champagner wärs dann ein Kir Koyal geworden.
Aber es wurde doch noch alles gut. Einmal durch sehr leckere Wurst -und Käseauswahl. Und dann durch eine Flasche, die ich zwischen Bier- und Colaflaschen entdeckte und deren Öffnung der Gastgeber bereitwillig vornahm...


13.01.2011

Reifer Rieslingsekt vom Brauneberger Juffer


Unter dem Motto "Kannste ja mal probieren, ob das noch was iss" kriegt der Weindeuter manchmal Kellerfunde geschenkt. Ein guter Bordeaux oder ein Chateauneuf war leider bisher noch nicht dabei, meistens einfache Sachen, die längst hätten getrunken werden müssen. Aber man erlebt auch Überraschungen, wie bei einem Winzersekt von der Mosel. Die versprühen in der Regel jung ihren säurefrischen Charme. Dieser hier aber war 9 Jahre alt.
Das schon ins dunklere goldgelb gehende Farbspiel mahnt zur Vorsicht. Aber es ist noch Leben in der Flasche, die Nase keineswegs muffig und oxydiert. Und es prickelt noch ! Die Bläßchen steigen nicht mehr dicht und gleichmäßig auf, eher so wie kleine Feuerwerksraketen. Natürlich ist die Aromatik nicht mehr im frischen Bereich, es schmeckt alles etwas nach reifer Orange, auch leicht süße Karamelltöne sind da. Süße und Kohlensäure haben hier offenbar konservierend gewirkt. Und natürlich der gute Grundwein vom Brauneburger Juffer, einer berühmten Steillage an der Mittelmosel.

Aktueller Preis 11€ ab Weingut Heil (kleines 5ha Familienweingut mit Ökoanspruch, späte selektive Handverlesung der Trauben)

10.01.2011

China - Chardonnay


Europäische Weinklassiker sind in China beliebt (hier und hier). Ich habs mal umgekehrt gemacht und mir einen renommierten "Chinesen" ins Glas geholt. Leider war der schon etwas verwelkt und befand sich im Stadium fortgeschrittener Oxydation.
Das Shandong Gebiet liegt an Chinas Ostküste am Unterlauf des gelben Flusses, Weinbau hat hier Tradition.  (z.Zt. 140 Kellereien, 40% Anteil an der chinesischen Traubenproduktion). Changyu-Castel ist ein Joint-venture (seit 2002) zwischen der französischen Castel Weingruppe und der chinesischen Changyu Gruppe und wohl immer noch die feinste Adresse im chinesischen Weinbau.
Changyu ist die älteste chinesische Weinkellerei, Gründungsjahr war 1892. Damals übrigens mit österreichischer Hilfe. Der österreichische Konsul Baron Max von Babo war der erste Kellermeister und brachte Fässer und Pressen aus Österreich mit. Zur Lesezeit wird heute ein französischer Önologe eingeflogen, der sich um den Ausbau der Weine (etwa 80% Rotwein) kümmert. Laut eigenen Angaben ist der 2.700 qm große Keller der modernste Chinas. Alle Weine werden im Inland über das gut ausgebaute Händlernetz der Mutterfirma Changyu verkauft. Die Weine kosten vor Ort umgerechnet über 30€, sind also im Erzeugerland teure Luxusprodukte.
Shandong ist "cool climate", es gibt weniger fett-alkoholreiche Weine, man strebt eine gewisse französische Eleganz an. Vorbild für den Chardonnay sind die weißen Burgunder. Die hier verkostete Flasche war gewiss einmal nicht schlecht. Reste von Frucht und Frische waren noch vorhanden, mehr eine Ahnung davon. Schon an der Farbe war aber zu erkennen, daß der böse (Oxy)dativ hier zugeschlagen hatte. Die sechs Jahre, möglicherweise auch schlechte, zu warme Lagerung, hat der Wein nicht unbeschadet überstanden.

Dazu gabs hand - und hausgemachtes Sushi. Der Jahresanfang ist ja die Zeit guter Vorsätze, der Diäten und des Verzichts. Nach den vor -und nachweihnachtlichen Braten mal was leichteres. Da scheinen mir die kleinen "Reispralinen" doch eine ganz gute Idee. Werd ich jetzt öfter machen und natürlich demnächst auch wieder mit rotem Bordeaux kombinieren (hier und hier).
Auch den gelben Chinesen konnte man mit den Sushi und etwas Phantasie dann doch noch trinken...



08.01.2011

Weihnachtliches Kitzmenü...


...im Januar. Zu solch einer Einladung kann es kommen, wenn es sich im Dezember terminlich drängelt. Aber so wird ja die dunkle Zeit etwas versüßt. Zum Beginn deshalb auch ein süßer Italiener:

  • Principe Pallavicini "Stillato" 2006 Malvasia Puntinata (14% / 14,50€ 0,5) Ein Passito, also ein Wein aus getrockneten, rosinierten Trauben, zudem noch mit teilweisem Barriqueausbau. Kein Leichtgewicht, dieser traditionelle Malvasia. Bernsteinfarben, in der Nase getrocknete Aprikosen und Orangenzeste, leicht oxydative Sherrynote. Dieses "Likörchen" aus dem Latium hätte auch gut zu den Dessertweinen und den Blauschimmelkäsen beim Barolomenü gepasst.  
  • Dann zur Spinatquiche kein Weißer, sondern gleich ein kräftiger Roter aus der Provence: Chateau de Palayson "Cuvée Christine" 2005 (14,5% / 17€). Ein Cabernet/Syrah - Blend mit 12 monatigem Barriqueausbau. Recht entwickelter Zustand, leicht orange aufgehellt, würzig-rauchige Nase mit Trockenfrucht. Kein fetter Mundfüller, hat Delikatesse.
  • Dann gab es im Römertopf geschmorte Kitzkeule in einer ungewöhnlich leichten, "hellen" Variante mit Orangen und einem Gemüse aus Karotten, Birnen und Walnüssen. Dazu wäre z.Bsp. auch ein Grauburgunder gut gewesen, ich hatte aber den Sideral 2004 (Altair / Rapel Valley / Chile 14,50% / 18,90€) mitgebracht. Der war mit seiner dicken Heidelbeer/Brombeernase und Zimt, Vanille, Zartbitterschoko ja schon beim Weihnachtsmenü dabei. Durch seine enorme Frucht und Geschmeidigkeit ging das aber aromatisch trotzdem auf. Auffällig: Der älteste Wein des Trios brachte am meisten jugendliche Frische zum jungen Reh ins Glas.

06.01.2011

Erst Barolos - dann zwei Süße...


Ein Nachtrag noch aus dem alten Jahr, ein kulinarischer Barolo - und Süßweinabend beim Genießer. Der ist ja ein Freund der Gewächse aus dem Piemont und öffnet sie immer nach 10 Jahren. Dieses mal mußten also drei Flaschen aus 2000 dran glauben.
Allen drei war gemeinsam diese appetitanregende "Nebbiolosäure" und natürlich kam was auf den Tisch. Der Genießer sorgte für mit Liebe zubereitete, sehr passende kulinarische Begleitung. Zunächst Gänserillette auf Pumpernickel und Datteln im Speckmantel, da hatte man schon mal den Dreiklang Süße,Würze und Schärfe. Zum Hauptgang dann "Ravioli di antira", Nudeln mit Entenbrust-Spinat-Füllung, dazu einen Feldsalat mit Rote Beete, Chicoree, Walnüssen und Orangenfilets  - herzhaft, nahrhaft mit Raffinesse.


Der "Nachtisch": Englischer Stilton, holländischer Ziegengouda und italienischer, mit Chili aromatisierter Gorgonzola. Dazu, sozusagen als Sättigungsbeilage, noch ein paar Hähnchenlebern und –herzen.

Das Flüssige dazu war süß und kam (leider) aus kleinen Flaschen:
Weiß, wie es geht: der Genießer


04.01.2011

Gezz maal ährlich !

Flop: Wein aus Plastik
Auch im Weinleben des Weindeuters herrscht nicht nur eitel Sonnenschein, manchmal sind die Gegebenheiten unwirtlich, gar genußwidrig. Und das soll hier mal ehrlich gezeigt werden.
Zum Jahreswechsel, genau um Mitternacht, wurde in der Ferienwohnungsküche an der Nordsee die "Witwe Cliquot" in Plastiksektkelche mit grünem Fuß gefüllt. Zur besseren Unterscheidung war der bei den "Gläsern" für die Kinderlimo rot. Kann passieren, wenn man nicht selber die Kontrolle behält.
Dann am Neujahrstag in der Fischbude: Zum (guten) Haring kam der (gar nicht mal schlechte) Wein wieder aus Plastik. Aber schon die Entscheidung, den Fisch mit (ausgetrocknetem) Broodje zu nehmen, war ja schon ein Fehler gewesen...
Dann lieber Bier ! Sehr lecker finde ich das Tripel Trappisten, gebraut von den fleißigen Mönchen der Liebfrauenabtei vom Heiligen Herzen von Westmalle in Belgien. Helles Goldgelb, gärt 3 Wochen in der Flasche nach (9,5%). Feinduftig, cremig, Tiefe - immer mit Liebe serviert im großen Kelch.
Auch ein Treffer war das Bockbier der "Texelse Bierbrouwerij", das Inselbock war auch 2010 wieder "het beste bock van Nederland".

Top: Bier in herrlichen Kelchen


03.01.2011

Neujahrswein in Holland


Wie schon im letzten Jahr gab es am 1.1. in Egmond am Strand einen Neujahrswein. Um die Temperierung mußte ich mir keine Sorgen machen, es war um die Null Grad, gerade richtig für einen weißen Exoten aus niederländisch-ungarischer Coproduktion:
"Heer Hugo" Italico Riesling 2008 Nederwijn (12,2% / 6,90€)
"Wijn verkregen in Nederland uit in Balatonfüred geoogste druiven", also Trauben vom Plattensee, vinifiziert in einem kleinen Ort hinter Alkmaar ! Die Holländer sind halt weinverrückt, es drängt sie zu eigenem Anbau und eigener Produktion (näheres dazu hier und hier).
"Italico Riesling", auch Welschriesling genannt, ist im Weinbaugebiet Badascony die wichtigste Rebsorte. Der Wein ist in der Farbe nicht ganz klar, hat leichte Eintrübung. In Nase und Mund durchaus Frische, hat aber auch leichten Ton von vergorenem Apfelsaft und Bittermandel. Typisch oder vielleicht nur der Zustand der Flasche ? Wer weiß...