16.04.2010

Stern + Hardy Rodenstock: Neue Folge im Weinkrimi

Fake  für 500.000 Dollar ?
Die vier Jefferson-Flaschen Lafitte von Bill Koch

Immer mal wieder greift Der Stern die Geschichte um Hardy Rodenstocks berühmt-berüchtigte Jefferson Flaschen auf, ein Weinkrimi der seit Jahren die Gemüter in Wallung bringt, viel Anlaß für Spekulationen bietet und mittlerweile auch die Justiz beschäftigt. Kurze Zusammenfassung mit dem Bemühen um Objektivität:
Hardy Rodenstock
, ehemals Künstlermanager und Musikverleger (Tony Marschall, Gottlieb Wendehals), heute Weinsammler und Weinraritätenhändler, vom Stern als "Indiana Jones der Flaschen" bezeichnet, hatte in den 80er Jahren hinter einer Pariser Kellerwand gefundene 200 Jahre alte Bordeauxflaschen aus dem angeblich ehemaligen Besitz von Thomas Jefferson, dem dritten Präsidenten der USA, gekauft. Diese wurden dann über das Auktionshaus Christies für Wahnsinnssummen versteigert, für bis zu 400.000 DM pro Flasche, die alle direkt in Glas geritzt die Aufschrift Lafitte und Th. J. tragen. Einem der Käufer, dem amerikanischen Milliardär Bill Koch kamen im Laufe Zweifel an der Echttheit seiner vier Flaschen und er ließ mit ihnen alle möglichen Untersuchungen anstellen und startete wiederum für eine hohe Summe umfassende Privatermittlungen in Richtung Hardy Rodenstock. 
Dies wurde sogar schon zwischen Buchdeckel gegossen: The Billionaire's Vinegar: The Mystery of the World's Most Expensive Bottle of Wine. Die Stern-Geschichte aus dem Jahre 2008, ganz im Hamburger Illustrierten-Stil mit viele Witz, Schadenfreude  und Süffisanz geschrieben, ist hier zu lesen: Der große Weinschwindel und aus 2009 Der große Etikettenschwindel
In der Weinjournalisten - und Bloggerszene wird das ganze differenziert gesehen, hier ist Hardy Rodenstock "eine Bank", gilt vielen als seriöser Ausrichter gewaltiger Proben (125 Jahrgänge Ch. d´Yquem). Vor allem Mario Scheuermann hat des öfteren Partei für Hardy Rodenstock ergriffen (hier seine Posts zum Thema Rodenstock). Im aktuellen Stern gibt es jetzt erneut eine Story zu den Jefferson/Rodenstock Flaschen "Jefferson im Westerwald" in dem es vor allem um die Gravuren auf den Flaschen geht. Sie seien nicht alt, sondern mit moderner Technik in der 80er Jahren von Graveuren in Deutschland angefertigt worden. Dazu gibt es hier bei Dirk Würtz einiges zu lesen. Auch ganz aktuell von heute eine erneute Stellungnahme der Stern Redaktion.
Was halte ich davon ? Keine Ahnung, es ist auf jeden Fall eine saftige und unterhaltsame Fortsetzungsgeschichte, wie man sie nicht besser erfinden könnte, eine Reality Soap. Und möglich ist natürlich immer alles, vor allem da, wo Superreiche bereit sind für Weinantiquitäten Irrsinnssummen zu bezahlen.

Opfer eine Verleumdungskampagne oder Weintrickser  ?
Hardy Rodenstock

2 Kommentare:

  1. Lustige Geschichte, der Stern hat sich natürlich auf den Mann eingeschossen. Es kann aber nicht so kompliziert sein das alles (Altersbestimmung usw.)eindeutig zu beweisen, die Flaschen sind ja da.

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  2. Eigentlich ist es ganz einfach. Man muss nur mal ein wenig im Internet recherchieren und man wird schnell auf die gefälschte Chateau d'Yquem Flasche stossen von denen Rodenstock eine auf d´Yquem stehen lies. Diese ist NACHWEISLICH eine Fälschung.
    Herr Rodenstock ignoriert das, reagiert nicht drauf und schweigt dazu.
    Mario Scheuermann begleitet schon seit vielen Jahren die Proben bei Hern Rodenstock und wird das sicher auch weiter tun.
    Dirk Würtz sprach mir gegenüber am Telefon von "journalistischem Interesse" an dem Thema. Journalistischem, neutralem Interesse! So die Worte.
    Abgesehen von den Verbindungen zwischen Dirk und Mario S. finde ich eines sehr interessant. Wieso sind bei all der recherche dem Dirk die die d'Yquem Flaschen nicht in die Quere gekommen? Aber, das kann ja mal passieren und so eng darf man das alles auch nicht sehen.

    Wer will es eigentlich wirklich so genau wissen?

    Wenn der Wein in der Flasche doch schmeckt und lecker ist wen störts das auf dem Etikett 1945 Mouton steht und darin der ähnlich leckere 1974er Heitz Marthas Vinyard ist. Man muss so kleinlich schliesslich nicht sein. So, oder so ähnlich hätten die Worte mal in Hamburg gefallen sein können.

    Das Internet vergisst nicht, daher lässt sich dort einfach, schnell und treffsicher eine ganze Menge recherchieren. Nicht alles natürlich, aber es ist auch grundsätzlich schwer einen Weinbetrug nachzuweisen, wenn er denn etwas pfiffig angestellt wurde.

    Herr Rodernstock ist juristisch gesehen unschuldig und kein Weinfälscher und daran gibt es keinen juristsichen Zweifel. Und natürlich gilt für ihn genauso wie für jeden anderen auch bei schwebenden Verfahren die Unschuldsvermutung.

    @Jens: es geht ja gar nicht darum ob die Flaschen gefälscht sind (es gibt ja zweifelsfreie Fälschungen), es geht darum WER sie gefälscht hat. Das ist das Problem das es zu beweisen gilt und das ist schier unmöglich.

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