31.07.2010

Zwei Langweilerweine


Wein braucht Charakter ! Wenn Eigenart und Eigensinn des Winzers, der Region, der Rebsorte etc. im Glas auftauchen, ist es immer gut. Für Gelegenheitstrinker ist das manchmal allerdings nicht immer so lecker, weshalb für die jede Menge "Nummer-Sicher-Weine" gemacht werden. Die Regale sind voll davon und man sollte als Weinfreund da auch nicht hochnäsig sein: Diese Weine bilden eine Art Grundversorgung, verhindern ein Überlaufen des weltweiten Weinsees und sind häufig ja aromatisch absolut trinkbar. Die preisliche Schallmauer liegt bei 5 €. Zwei Weine, beide preislich darüber und beide aus berühmten und großen Häusern stammend, wurden verkostet und entäuschten im Doppelpack.
  • Mouton Cadet 2007 Baron Philippe de Rothschild / Bodeaux (Merlot,Cabernet-Sauvignon, Cabernet -Franc). Der älteste Markenwein der Welt, ein genialer Marketingschachzug schon im Jahre 1930 war es, etwas vom Glanz des großen Mouton-Rothschild auf einen einfachen Bodeaux ohne genaue Ortsappellation zu übertragen. Dies ist der meistverkaufte Wein aus dem Bordelais und einer der meistverkauften Weine der Welt überhaupt: Jahresaustoß in 2002 laut Wikipedia 15 Millionen Flaschen ! Ein Wein also, dessen Geschmack Millionen Menschen mit Bordeaux verbinden, oft auch in dem Gefühl, etwas besonders Gutes gekauft zu haben. Das hab ich mehrfach selbst erlebt, auch diese Flasche war ein Tischgeschenk. Aromatisch passiert nicht viel, ein schmaler Riemen aus Frucht, etwas Säure ohne Länge, easy drinking. Man könnte sagen, o.k. zum Essen. Aber da gibts anderes, mit mehr Persönlichkeit und Charakter und für weniger Geld.
  • Gran Coronas Reserva Cabernet Sauvignon 2005 Torres / Penedes (Cabernet- Sauvignon,Tempranillo). Ähnlich wie Mondavi kultiviert Torres sehr die Tradition einer Winzerfamilie. Dahinter steht aber ein hochmodernes weltweit operierendes Weinunternehmen mit 2100 ha eigener Rebfläche und bedeutendem Traubenzukauf, um überall die bekannten Etiketten verkaufen zu können. Es gibt auch einige Spitzengewächse, der Gran Coronas ist obere Einstiegsklasse und steht in vielen Regalen des LEH - da hab ich ihn auch mitgenommen, ein Impulskauf für immerhin 11€. Da geht oft schon die Musik ab, auch aus Spanien. Hier Fehlanzeige, der Wein ist glattgebügelt, die Aromatik kommt wie mit angezogener Handbremse. Etwas Vanille, etwas gesüßter Kaffee. Schwaches Mundgefühl, hinten raus schnell weg. Nichts gegen einen kleinen Spanier, eine gutgemachte Crianza kann sehr lecker sein. Der hier läuft unter Reserva und ist  für 11€ klar zu teuer.

Diskussion zum Thema "Loveparade" ...

...unter Weinbloggern und Weinfreunden. Bei Dirk Würtz, wo sonst...klick:
Exorzismus für Anfänger – Eva Herman und die Love Parade

28.07.2010

Weindeuter auf Abwegen


Eine Radtour mit Zeltübernachtung nach Datteln - den Kontakt zum Wein wollte ich dabei natürlich nicht abreißen lassen. Schon auf der Etappe kam im Biergarten des Hebewerkmuseums in Henrichenburg deshalb eine originelle Erfrischung gerade recht:
  • Kalte Muschi "Rotwein Cola Zeugs", ein aromatisierter weinhaltiger Cocktail, laut Aufdruck das offizielle Kaltgetränk des 1. FC St. Pauli. Was soll ich sagen, das schmeckt. Die Süße der Cola war mit der schruppigen Säure eines vermutlich allereinfachsten Rotweins auf einen  süffigen Nenner gerbracht. Unter dem Namen Korea war diese Kombination zur späten Schul- und frühen Studentenzeit schon ein leckere Kombination in einigen Kneipen gewesen, ein frühes Alcopop. Für solche Colaschoppen, allerdings in der Kombination Cola + Riesling, ist Winzer und  Blogger Dirk Würtz aus Gau - Odernheim der unangefochtene Experte, dazu hier klicken.
Datteln, ein Kaff am Ostrand des Ruhrgebiets - aber angeblich auch der größte Kanalknotenpunkt der Welt. Mittendrin im "Dattelner Meer", da wo Wesel-Datteln-Kanal, Dortmund-Ems-Kanal, Rhein-Herne-Kanal und Datteln-Hamm-Kanal aufeinandertreffen, bot sich eine gute Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Im Glas dabei:
  • "Terres de Bussiere" VdP 2007 der Domaine Janasse von der südlichen Rhone. Cuvée aus 55% Merlot, 25% Syrah, 10% Grenache und 10% Cabernet, 12 Monate ausgebaut in Holzfässern, davon 30% neue Fässer. Auch dank des Jahrgangs sehr reichhaltig, tiefdunkel, üppige Frucht, auch süße Lakritze, Weingummi, Schoko. Der Wein konnte den Verkostungsbedingungen wenige Zentimeter über dem Kanalwasser standhalten. Super für ca. 9€, z. Bsp. hier.


26.07.2010

Genug gelegen, jetzt wird getrunken (5)


Die vorletzte Etappe der Tour de France bot Anlaß, eine schon länger liegende Flasche zu entkorken. Zielort des Zeitfahrens am letzten Samstag war nämlich der Quai Antoine Ferchaud  im unter Weinfreunden nicht unbekannten Paulliac, direkt am Ufer der Gironde. auf dem Gemeindegebiet sind allein drei Premiers Crus beheimatet: Lafite, Mouton und Latour.
  • Les Forts de Latour 1988 Paulliac  Der "Grand Vin" Chateau Latour erreicht, wie die anderen Bordeauxspitzen auch, mit dem 2009er Jahrgang irre Preishöhen durch eine weltweit spekulativ aufgehitzte Nachfrage. 1200€ werden pro Flasche in Subskription aufgerufen ! Und davon werden um die 220.000 Flaschen abgefüllt, eine stattliche Anzahl. Für ein Zehntel davon gibt es den "Zweitwein" Forts de Latour, wobei auch davon ca. 150.000 Flaschen auf den Markt geworfen werden. Meine ´88er Flasche habe ich im Juli 1998 für 79,90 DM gekauft. Der ´88er Jahrgang gehört noch zu den klassichen Jahrgängen, vor dem Einzug der modernen Önologie in die Keller mit Mostkonzentration und Mikrooxydation etc.
    So präsentiert sich der "kleine" Latour in einem schönen Reifezustand, zart, schlank, feinduftig mit nur 12% Alkoholgehalt. Orangefarben aufgehellt im Glas, in der Nase nach einiger Standzeit dezent aber schön offen und warm, Orangenschale und Zigarrenkiste. Im Mund schlank, kein breitschultriger Überwältiger. Sehr lecker fließend, zusammen mit einem Stück Morbier ein weicher cremiger Genuß.  Die Flasche war, zu dritt getrunken, schnell weg.  

22.07.2010

Madiran: Wein mit Kraft

Ein Wein, der Kraft gibt. Ein wirklicher "Männerwein", Gerbstoffe, Alkohol, breiter Körper: Ein Madiran ! Die Weine aus der dickschaligen und gerbstoffreichen Tannat - Traube sind häufig wilde Gesellen, farbintensiv, in der Jugend mit einer gewissen Adstringenz.
  • Domaine Laffont "Erigone" 2007 Madiran Pierre Speyer, ein Belgier, bewirtschaftet nur 4 ha und ist einer dieser handwerklich arbeitenden Winzer, die mit großer Leidenschaft wirklich originelle, hochwertige und nicht einer überteuerten Spekulationsblase ausgelieferten Weine machen. Er ist ein Freund von Pierre Clavel, (Copa Santa), sie verbindet (mit anderen) das kleine, nur für Insider sichtbare winziggedruckte Label "Vinarchiste" auf dem Etikett. ERIGONE ist eine Cuvée mit einem Hauptanteil  Tannat (80-90%) aus 45 Jahre alten Reben, der Rest Cabernet-Franc. Der Ausbau erfolgt 16 Monate in gebrauchten Barrique (Zweit- bis Drittbelegung). Farbe, natürlich dunkel, undurchdringlich. In der Nase vielschichtig, einerseits Rauch, Graphit - das geht aromatisch schon in Richtung Bordeaux. Andererseits aber auch die würzige warme Erdigkeit des Südens. Was den Wein jetzt schon in der Jugend trinkbar macht ist die dichte satte Frucht. Die macht auch die Gerbstoffe erträglich, die packen im Mund nämlich kräftig zu und "tapezieren" den Gaumen. Also weglegen und in 10 Jahren mal wieder probieren.
    Zum gegrillten Lamm etwas kühler genossen passte der Kraftschluck allerdings schon jetzt sehr gut.
    ("Erigone" 14 % / 14,90€ / Weinzeche Essen) 

21.07.2010

Tour des Vins

Nochmal mit einem Wein ein kleiner Hinweis auf den Weinblog zur Tour de France 2010, den ich zusammen mit Torsten Hammer (Prioratblog) mache: Regionen und Weine im Fokus, die vom Tourtroß durchfahren werden.
Dabei ist bis jetzt ein kleiner Wein- und Reiseführer entstanden, der jetzt in die letzte Runde geht. Am Donnerstag startet die letzte Pyrenäenetappe, danach geht es ins Bordelais, mitten in den Wein. Da wird natürlich ein besonderer Tropfen geöffnet. Wer sich angesprochen fühlt, bitte einfach hier klicken: Tour des Vins 2010.
Mein Wein zur 15. Etappe war eine Spezialität aus dem Roussillon, ein Banyuls: Rot, stark und süß.

Banyuls Cornet & Cie. Cave de l ´Abeé Rous 2004 Bereitet aus spätgelesener Grenache Noir, von selektierten Schieferhängen, die terassenförmig zum Meer hin ausgerichtet sind. Die Gärung des Mostes wird durch Zugabe von Alkohol gestoppt (Mutage), der Wein wird also "aufgespritet", wie es im deutschen unelegant gennannt wird. Die Reifung erfolgt dann in Eichenfässern. Heraus kommt ein sehr reichaltiger und intensiver Wein mit 16,5% Alc. und komplexen Duft- und Geschmacksnoten. Trockenfrüchte, Kaffe, Vanille, eingekochte Feigen - all das findet man darin. Die Trinktemperaturempfehlung liegt zwischen 14 - 16 Grad, hält man sich dran, tritt der Alkohol geschmacklich gar nicht so in den Vordergrund. Man kann so einen Banyuls dann auch gut als Apero genießen. Oder natürlich als Dessertwein, zu Schokolade oder Edelschimmelkäsen.

20.07.2010

Nochmal Ruhriweine


Was schon dem Genießer auffiel will ich auch nochmal kurz posten. Die Flasche des portugiesischen  Fabelhaft mit ihrem "Briefmarkendesign" scheint stilbildend für die Aufmachung einiger Ruhriweine zu sein. Das Original ist links zu sehen. Den Wein gibt es in der Aufmachung übrigens in zig Ländern, immer angepasst an eine spezifische (Bilder)geschichte auf dem Etikett. In Portugal heißt er Diálogo, in den Niederlanden Gestolen Fiets, in Großbritannien Drink me, in Belgien Allez Santé etc. (hier klicken).

Der Ubuntu zur WM 2010 und der Kulturhauptstadtbewohner sind offizielle Niepoort-Varianten, letzterer auf Initiative von Thomas Kierdorf/Vino Grande Essen entstanden. Die beiden Kulturhauptstädter mit dem offiziellen Loge 2010 - naja: Da fand ein Grafiker das Niepoort - Design gut und hat "Hand angelegt". Im Ruhrgebiet gibts halt eine bedeutende Kreativwirtschaft, da kommt sowas schon mal raus.
Die beiden REWE - Weine sind dann lustig. Da tanzen die Marken, wirkt billig, was die beiden Weine ja auch sind.
Hier nochmal der Link zur Probe "Ruhrgebietsweine".


19.07.2010

Still - Leben A 40


Das Großereignis zur Kulturhaupstadt 2010 im Ruhrgebiet fand gestern statt. Die A 40 wurde zwischen Duisburg und Dortmund gesperrt und auf der nördlichen Fahrspur mit einem langen Band von Partytischen vollgestellt. An denen entfaltete sich auf 60 Kilometer Länge ein  buntes Treiben von Firmen, Organisationen, Vereinen etc. Vor allem auch private Gruppen nutzen die Aktion, um auf der A 40 endlich mal ausgiebig essen und trinken zu können, man sah reichlich gedeckte Tische, an denen auch Wein genossen wurde - Bravo !
Die Weindeuter/Genießer Ruhrweinprobe zum Ereignis fand ja schon vorher statt. Trotzdem kam ich in den Genuß einer kleinen Verkostung. Die Weinhandlung Molitor, die ja eine schöne Kollektion von Ruhriweinen hat, war vor Ort. In perfekte Plastikkelche, waren von echten Gläsern auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden, schenkte Ingeborg Molitor "Kunst" und "Kohle" aus. Besonders der "A 43 secco" schmeckte, kein Wunder, das Autobahnkreuz A40/A43 war nur ein paar Meter entfernt.

Ingeborg Molitor auf der A 40:
Weindeuter und Genießer verkosten Kunst und Kohle

18.07.2010

Ruhrpottweine

Früher´n Bierken, gezz Wein ! Kulturhauptsatdt 2010

Der Ruhrpott, im Jahr 2010 auch Kulturhauptstadt genannt, ist, bezogen auf alkoholhaltige Getränke, traditionell das Land des Bieres. Das flüssige Brot war Kraftquell der hart arbeitenden Bergleute, später der Arbeiter in der rohstoffverarbeitenden Eisen- und Stahlindustrie. Dortmund war die Bierhauptstadt, die Eckkneipen mit ihren stetig laufenden Zapfhähnen selbstverständliche Fixpunkte des Genusses nach Feierabend. Die Zeiten sind andere geworden. Die Zechen sind (fast) alle weg, die Brauereien in Dortmund dezimiert, ins Dortmunder "U" zieht die Kreativwirtschaft ein und in Essen ist seit 13 Jahren in der ehemaligen Turbinenhalle der Zeche Bonifacius die Weinzeche beheimatet. Zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gibt es kein Bier, sondern zwei Weine mit dem offiziellen 2010 - Logo drauf. Aber auch weitere Flaschen mit einem Bezug zum Ruhrgebiet sind im Moment zu bekommen. Anlaß genug für eine "Ruhrgebietsweinprobe", natürlich beim großen Event auf der A 40: 60 Kilometer lange Tafel von Duisburg bis Dortmund. Da sind aber weder Glasflaschen noch Gläser erlaubt, das trübt die Freude am Verkosten dann doch etwas. Außerdem die Frage der Kühlung bei den enormen Hitzegraden dieses Sommers ! Deshalb haben der Genießer und ich schon mal in Ruhe vorgekostet. Auch der Mahlzeitvogel war beteiligt und hat auch die Fotos gemacht.


Folgende Flaschen wurden geöffnet:
Fazit: Wein kommt, Bier geht. Zumindest in der Wunschphantasie eines Ruhris, der sich dem Wein verschrieben hat. Zwar ist natürlich bei allen Weinen viel Marketing im Spiel. Trotzdem sind es Versuche, dieser Region, die sich nach wie vor mit einem Minderwertigkeitskomplex herumschlägt, eine gewisse originelle Wertigkeit zu geben.
Außerdem kommt die Zeit, wo wir unsere Halden und Hänge mit Reben bepflanzen und unseren Wein selber machen! Bis dahin: Trinkt Ruhriweine !

Kulinarische Begleitung der Probe:
Leberwurst auf Pumpernickel und die Westfälische Auster

17.07.2010

Weinlesung Bo -Total mit Weindeuter

Morgen bei Bo - Total: Wein statt Culcha Candela

Bo - Total, das umsonst & draußen Festival zum Beginn der Sommerferien in Bochum, steht für laute Musik und Bier. Dieses Jahr findet dort ein Experiment statt. Auf der Wortschatzbühne wird vorgelesen und es gibt dazu Wein zu trinken: Eine kleine Verkostung mit vier Weinen und ausgesuchten Stücken vinophiler Dichtkunst von Goethe bis Bukowski. Mit Weindeuter und Ute Thie.

Wortschatzbühne Sonntag 17.45 - 18.15

16.07.2010

Still - Leben A 40: Ruhrpottweine


Am Sonntag findet auf der A 40 eines der Hauptevents der Kulturhaupstadt 2010 statt: Zwischen Dortmund und Duisburg wird über 60 Kilometer die längste Tafel der Welt aufgebaut. Eine Millionen Menschen werden erwartet, auch der Wein wird dort eine Rolle spielen.
Wir waren vorher schon da ! Zusammen mit dem Genießer wurden Weine probiert, die einen Bezug zur alten Bier-und Schnappes Region Ruhrgebiet haben. Am Sonntag dazu mehr, hier schon mal ein Bild der Verkostung.

13.07.2010

Vin de Savoie - Alpenweine


Nochmal ein Wein zur Tour de France. Gefahren wurde gestern im alpinen Raum südlich des Genfer Sees - durch Savoyen. Der Weinbau reicht vom Südufer des Genfer Sees im Norden bis südlich nach Chambéry im Tal der Isére. Die Berge sorgen für ein unsicheres Klima, die Sommer sind in der Regel warm. Charakteristische Rebsorten sind Mondeuse, Gamay und Pinot (rot) sowie im weißen Bereich Jacquére, Molette, Gringet, Roussette, Chasselas und Chardonnay. Der heutige Wein ist vinifiziert aus der alten authochthonen Rebsorte Jacquère, die in Savoyen das Rückgrat der Weißweinproduktion liefert.



12.07.2010

Bordeaux und Sushi


Dieser Kombination wurde eine Verkostung gewidmet ! Und die kalten Reis-Fisch-Gemüsehäppchen wurden nicht etwa zu weißem Wein aus dem Bordelais gereicht, nein, das line-up war komplett in rot gehalten, bis hin zum Sociando-Mallet 2004. Durchs Programm führte kein geringerer als Hendrik Thoma, alias "Obi-Wein Kenobi" aus Hamburg. Und alles auch noch im eigentlich bisher eher konservativ agierenden Mövenpick Weinkeller in Dortmund. Aber es passte natürlich zur schicken neuen Optik des Ladens, man will sich im Ruhrgebiet neu positionieren. 
Die gewagte Sushi Kombination machte (wieder mal) klar, daß man ausgetretene Geschmackspfade ruhig verlassen kann. Zwischen absoluten no-goes und den ewigen Standardkombinationen gibt es eine breite Grauzone für den experimentierfreudigen Speisen/Wein-Kombinierer.
  • Schon der solo getrunken etwas harte Chateau Reignac (21€) aus dem schwachen Jahr 2002 gewann mit dem Japanhäppchen an Geschmeidigkeit. 2004er Sociando-Mallet (43€) passte mit seiner kräftigen, jodig-salzigen, mineralischen und leicht pfeffrigen Note sehr gut. Auch der moderne frucht - und holzbetonte Clos Les Lunelles 2004 (34€), eine satte Parker/Rolland Bombe, ließ sich nicht schrecken und schmeckte besonders mit dem Maki-Sushi, hielt sogar der Anreicherung mit etwas Wasabi und Ingwer stand.
"Old - school Bordeaux" Sociando-Mallet trifft Sushi:
Ja darf das denn überhaupt ?







Nochmal Sushi-Bordeaux in HH mit Henssler Sushi (klick)


10.07.2010

Jura Wein

Für mich heute eine Premiere ! Einen Wein aus dem französischem Jura hab ich  noch nicht verkostet, die Region war für mich bisher vinologisch ein weißer Fleck. Die Weine des Jura sind im deutschen Handel kaum vertreten, die gesamte Region ist in Deutschland noch sehr unbekannt. Gerade die weißen "Juristen" gelten aber als charaktervolle Weine mit ungewöhnlicher Aromatik.
Das Klima im Jura ist ausgesprochen kontinental, mit strengen Wintern, in denen die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt sinkt und eine Menge Schnee fällt. Die Sommer sind warm und sonnig. Die Spezialität des Jura ist der extrem lagerfähige Vin Jaune, der "gelbe Wein", gekeltert aus der säurebetonten Savagnin-Traube. Er wird mindestens 6 Jahre im nicht ganz gefüllten Barrique unter Sauerstoffzutritt ausgebaut, wobei eine Schicht aus Florhefe, ähnlich wie bei Sherry, den typischen Charakter verleiht. Auch die regulären Weißweine des Jura sind interessant. Neben dem Savagnin ist Chardonnay zugelassen. Auch diesen wird oft durch oxydativen Ausbau ein besonderer Charakter verliehen. Und genau ein solches Exemplar war zur heutigen Etappe am Start:

  • Les Graviers Chardonnay 2006 Appellation Arbois / Domaine André et Mireille Tissot, vinifé par Stéphane Tissot (13,5%, 19,50€) Eine Chardonnay-Auslese mit bio-dynamischem An- und Ausbau, "cultivées de facon naturelle", wie es auf dem Rücketikett steht, nur 7000 Flaschen. Sattes gelb mit grünen Reflexen, aus dem Glas strömt es rauchig-nussig in die Nase. Faszinierend, wie ein Müsliriegel mit Rosinen drin. Im Mund dann sehr reifer Apfel, macht sich tüchtig breit. Zunächst auch Süße, dann aber eine trockengemauerte Steinwand ! Mineralik, die oft beschworene, hier ist sie exemplarisch da. Und zwar auch dann noch, wenn der Schluck längst runter ist. Ein Charakterspieler hoher Güte, der möglicherweise nicht jedem schmeckt, für Feunde inividueller Weine aber ein origineller Genuß. Kuckt mal auf die Seiten der Erzeugers, da kann man auch dem gärenden Wein lauschen !

Chardonnay - Charakterspieler aus dem Jura

09.07.2010

Zwei Burgunder

 

Burgund - altes Weinland. Mönche haben die Landschaft entlang der Saône weitgehend umgewandelt, waren Geburtshelfer für die Landwirtschaft und verantwortlich für die Anlage der Rebflächen, wie sie heute noch existieren. Auch in ihrer gestrengen und im Burgund nicht leicht zu durchschauenden Hirarchie von Grand Crus, 1. Crus und berühmten Lagen wie Chambolle- Musigny, Pommard, Clos de Vougeot - alle einst in Ordenshand. Erst die französische Revolution machte dem ein Ende, brachte die Enteignung des Kirchenbesitzes und führte in der Folge zu einer enormen Zersplitterung des Weinbergsbesitzes. Darum ist die Bourgogne ein Minenfeld für Weinfreunde. Sehr unübersichtlich auf der Suche nach wirklicher Qualität. Vieles, auch mittelmäßiges ist sehr teuer. Die historisierende Pracht des burgundischen Weinverkaufs hat diesen Weinen im Laufe der Zeit eine Verehrung eingebracht, die immer weniger von ihnen noch verdienen. Trotzdem übt besonders der Pinot Noir aus dem Burgund eine weltweite Anziehungskraft aus, keineswegs nur bei "Old-school Trinkern". Und wenn alles stimmt, sind die Spitzenweine dort in ihrer filigranen Pracht natürlich auch "Engelspipi", wie es ein Weinweiser einmal bei einer Burgunderprobe neben mir ausdrückte.


Zwei Weine sind bei mir heute passend zur Etappe der Tour de France offen: 
  • Cotes de Nuits-Village "Les Monts de Boncourt" 2005 von Domaine Gachot-Monot aus Nuit-Saint-Georges
    100% Chardonnay, eine Auslese in nur sehr geringer Menge, nur 1500 Flaschen von diesem Wein verlassen das Familiengut (insgesamt 12 ha Anbaufläche). Herrlich helles Gold, man greift gerne zum Glas. In der Nase entwickelte Noten, Eiche und Frucht haben sich zu einer mit Nüssen verzierten alkoholgetränkten Herrencreme entwickelt. Im Mund hält er sich stärker zurück, reifer Apfel, hat aber noch Frischepotential. Im jetzigen Zustand ein Wein zu einem der kräftigen Küchenklassiker der Bourgogne, wie etwa den Hechtklößchen in Sauerampfersoße.
  • Bourgogne A.O.C. 2005 von Domaine Gachot-Monet
    Der Einstiegs - Pinot des Hauses. Gereiftes Rot, orangefarbener Saum. Auch in der Nase leichte Reifenoten, getrocknete Früchte und ungeputze Pilze. Im Mund mittelgewichtig mit schmeckbarer Säure,  pikanter Pfeffer, sagt im Abgangang überraschend lang Pinooooooot. Gut.
    (15€ Weinzeche Essen)

08.07.2010

Mövenpick Weinkeller in Dortmund: Alles neu


Früher hieß das Geschäft "Weinland Keiler": Ein Hochregallager, voll mit Wein. Entsprechend klasse waren die monatlichen Themenproben, für mich damals eine wichtige Station wachsender Weinleidenschaft. Keiler wurde von Mövenpick übernommen und das Stammhaus im Dortmunder Gewerbepark in Details, z.Bsp. durch den Einbau einer Verkostungstheke, aufgehübscht. Das Prinzip blieb aber gleich: Wie bei Ikea oder im Baumarkt nahm man sich die Flaschen oder Kartons aus dem Schwerlastindustrieregal.
Nichts davon ist übriggeblieben, die Halle ist komplett umgebaut. Keine Pappkartons mit Wein mehr, nur noch edle Holzkisten, Regale mit indirekter Beleuchtung, Designerlampen, zwei übergroße Plasma-Bildschirme, in der Mitte ein riesiges Podest (das sog. "Winehouse") mit Sitzbereich in Lounge-Optik obendrauf. Das ganze wurde heute eröffnet mit 100 offenen Weine, einer Käse-Wein Degustation und einer Bordeaux Primeur-Verkostung. Morgen folgen Themen-Degustationen mit Hendrik Thoma zwischen 16 und 20 Uhr. Auch am Samstag gibt es noch von 11 bis 18 Uhr Gelegenheit, im neuen Ambiente aus dem reichhaltigen Angebot zu verkosten.

Eröffnungsschluck mit Molitor-Riesling: Genießer, Weindeuter und Christof Schikora, Leiter Privatkundengeschäft Mövenpick (v.r.n.l.)

Käse-Wein Degustation im "neuen Mövenpick" mit Claudia Kaschinski von der Käserei Frank Rest

Weißer Spanier zum Spiel


Das mit dem Oktopus-Orakel aus Oberhausen gibt einem ja schon zu denken, welche Verbindung zu höheren Instanzen unterhält dieses Tier ? Ihm jetzt die Schuld für die Niederlage in die Fangarme zu schieben ist ungerecht, er ist ja nur der Überbringer, der Mittler, der Bote. Mal gespannt, wie er sich für Samstag entscheidet.

07.07.2010

Champagner, der erotische Prickler


Champagner, der erotische Prickler !  Das Getränk für besondere Anläße, der Feierwein, auch Türöffner für erotische Abenteuer. Kein anderer Wein ist so aufgeladen mit Sinnlichkeit, nirgendwo sonst ist die Ikonographie auch in der Werbung so verknüpft mit einem Leben in Lust und Luxus. Dabei soll es ja ausgerechnet ein Mönch, ein gewisser Dom Pérignon, Kellermeister der Abtei von Hautevillers, gewesen sein, der im 17.Jh. das Resultat der zweiten Gärung in der Flasche entdeckt hat und dabei ausgerufen haben soll: "Kommt schnell Brüder, ich trinke Sterne !" Bis zur Verfeinerung des Verfahrens dauerte es noch einige Zeit, erst zu Beginn des 19 Jh. entwickelte Barbe Nicole Cliquot Ponsardin, die berühmte Veuve Cliquot, die heute noch gebräuchliche Methode des Handrüttelns zur Klärung des Champagners von Heferückstanden. Auch andere Frauen taten sich ausgerechnet bei der Champagnerproduktion hervor, wie Louise Pommery und Lilly Bollinger.
Auch bei der Tour de France wird gerne schon mal ein Gläschen Schampus geleert, am letzten Tag kurz vor Paris.
Ich hatte heute schon das Vergnügen mit einem Comte Audoin de Dampierre "Cuvée Des Ambassadeurs".
In der Nase was von süßem Hefegebäck, der sprichwörtliche Briocheton, auch im Mund ganz leichte Süße, gut im Gleichgewicht mit der Säure. Die "Perlen" füllen weich den Gaumen. Herbe Noten fehlen hier, sehr angenehm cremig im Trinkfluß. Für mich als Nicht-Champagner-Profi sehr schöne Aromatik, weniger auf der frischen knackigen Seite wie ein rescher deutscher Winzersekt, sondern eher die abgeklärte Reife einer erfahrenen französischen Salondame.


Das Champagnerhaus Dampierre ist relativ klein, das folgende Video dazu ist klasse: Der englische Weinautor Oz Clark besucht mit seinem offenen Jaguar den Comte Audoin de Dampierre, sie bewundern seine Autosammlung und trinken Champagner...




05.07.2010

Biertest !


Hier mal ein Post, übernommen vom Weinblog zur Tour de France. Auf den möchte ich nochmal aufmerksam machen: Zu allen durchfahrenen Weinbaugebieten wird was geöffnet.

"Geradelt" wird zu Beginn noch nicht durch den Wein, in Flandern und in der Wallonie. Zwar gibt es einige (Wein)Einsprengsel in den Niederlanden in den Südprovinzen Limburg und Brabant und in Belgien im Tal der Maas (Chateau Bon Baron). Von großer Bedeutung ist das nicht, als alte Handelsnationen importieren sich beide Länder ihren Wein, einiges davon aus Übersee. Tradition hat dagegen das Brauwesen, Grolsch zum Beispiel ist schon im Jahre 1615 gegründet worden. Und natürlich hatten die Mönche schon früh ihre Finger im Spiel, wie eigentlich immer, wenn es um die "Erfindung" geistiger Getränke ging. Auch heute findet man unter den Abtei - und Trappistenbieren und auch bei kleineren Familienbrauereien ungewöhnliche Spezialitäten. Einige davon wurden geöffnet. Diesmal nicht mit Weinfreunden, sondern mit Liebhabern des Gerstensaftes.
  • Christoffel Bier Brauerei St. Christoffel in Roermond / Niederlande (6%): Bernsteinfarben, recht hefiger Antrunk, im Mund Fett, auch starkes Schaumgefühl. Das Bier ist doppelt gehopft, geschmacklich noch im Bereich des normalen, wie ein etwas dichteres Weizenbier.
  • "Grand Cru" Brauerei Rodenbach in Roeselare / Belgien (6%): Da gehts auch schon los, das Grand Cru wird für 2 Jahre in großen Eichenfudern gereift. Was einem Barolo gut tut, kann das auch einem Bier gut tun ? Sehr dunkel, starke Bitternote, schmeckt wie abgestandener Cidre, Orangenzesten, kein Biergeschmack. Wurde kontrovers diskutiert, ich plädierte hier für charakterstark und eigensinnig 
  • Westmalle "Dubbel" Liebfrauenabtei vom Heiligen Herzen von Westmalle / Belgien (7%): Dunkel, etwas Lakritze, leichte Süße, "Malzbierton". Für mich sehr gut, noch besser ist das Tripel.
  • "Delirium Tremens" Brasserie Huyghe in Melle / Belgien (8,5%): Helles, transparentes Bier, recht weich, beinahe cremig. Unschön aber die Nase, hat was schweißiges, riecht unfrisch. Auch sehr aufdringliche Flasche mit Steingutlakierung und häßlichen Tieren drauf.
  • "Optima Bruno" Abtei Grimbergen in Waarloos / Belgien (10%): dunkles Starkbier, ein Mundfüller,  das "Portweinbier" der Probe, weinig, likörig, recht süß. Typischer Klassiker für diesen besonderen Biertyp. Sehr gut, Favorit der Probe.
  • St. Louis "Kriek Lambic" Brasserie van Honsebrouck in Ingelmunster /Belgien (4%): Der Nachtisch ! Bier mit Kirsche zu aromatisieren ist wohl eine belgische Idee, die kennen sich ja auch gut mit Pralinen aus. Klare Kirschnote in der Nase, frische angenehme Frucht. Auch im Mund gutes Gleichgewicht aus süßer Kirsche und frischem Hopfenton. Lecker. (super website !)
  • "Egmond Bier" von der Slijterij Meijer in Egmond aan Zee, leider ohne genaue Herkunftsbezeichnung.  Große Flasche mit Korken, edle Sektausstattung. Trotzdem fand hier die Rückkehr zu gewohnter Bieraromatik statt, hell, hopfenbitter, süffig. Das war auch gut so, denn die ganzen Spezialbiere machen Durst.
Diese und weitere Biere bei Rudat in Dortmund, auch online.

Grand Cru - Bierprobe

04.07.2010

Ein Malbec aus Argentinien zum 4:0

Und am Ende gewinnen wieder die Deutschen. Trotz allem, es fahren große Fußballer nach HauseDiego Armando Maradona und Lionel Andrés Messi. Deshalb wurde zum Spiel ein roter Argentinier geöffnet: 
  • Kaiken 2007 Malbec aus dem argentinischen Weingut von Montes/Chile. Sattes Rotlila, Reife und Geschmeidigkeit schon in der Nase, schöne Frucht dominiert über Holz (9 Monate Barrique), genug Frische, der Alkohol bleibt gebändigt - trotz 14,5%. Etwas kühler bei 16 Grad ein sehr trinkbarer modern gemachter Wein zu günstigem Tarif (unter 8€ z.Bsp. hier).

02.07.2010

Neuer Blog: TOUR DES VINS 2010

Weindeuter macht noch nen (Wein)Blog: "Tour des Vins 2010"



Die Grande Boucle beginnt morgen mit einem Prolog in Rotterdam: 3641 Kilometer in 20 Etappen. Ist es sportlich der "Letzte Ritt der Dopingveteranen", wie der Spiegel schreibt ? Ich bin jedenfalls dabei, auch weil ich mich ja selber ständig abstrampele, um meine Weinkalorien zu verbrennen und mich für die ganzen Pröbchen fit zu halten.
10 Weinbaugebiete werden durchfahren, deshalb verfolge ich die Tour de France 2010 unter Genußaspekten: Welche Weinbaugebiete werden durchfahren, was ist der besondere Charakter der Regionen. Natürlich wird jeweils ein für die jeweilige Region typischer Vertreter geöffnet und vorgestellt. Alles unter folgendem Link:

33,3 Grad im Schatten...


...und der Weindeuter erfrischt sich mit einem eiskalten Rosé. Und es kann wieder gepostet werden: "Internet geht wieder !"
Als nächstes was über deutsche Weintrends...