Die Landschaft ist großartig am Burgenrhein zwischen Koblenz und Bingen, der deutsche "Grand Canyon" lockt viele an: Loreleyromantiker, Bötchenfahrer, Kegelbrüder- und Schwestern, natürlich auch Weinfreunde. Rebhänge machen sich allerdings eher rar an den Ufern, der Weinbau ist seit Jahren stark rückläufig. Von noch über 2000 ha im Jahr 1900 sind 2008 nur noch 460 ha übriggeblieben. Der Mittelrhein ist damit das zweitkleinste deutsche Anbaugebiet.
Dabei haben die Dörfer am Rhein einiges zu bieten, beeindruckend altes Fachwerk und verwinkelte Gassen prägen das Bild von Boppard, St. Goar, Oberwesel, Kaub. Natürlich gibt es auch allerorten durch Kitschtourismus verursachte kleine Sünden in diesen Dörfern. Hier soll aber mal die malerische Schönheit betont werden. Und da liegt
Bacharach ganz weit vorne. Bekannte Weinerzeuger dort sind Bastian, Dr. Kauer, Heidrich und natürlich der Klassiker, das
VDP - Weingut Toni Jost.
Der Traditionsbetrieb liegt mitten im Ort, die Verkostungsstube - dunkles Holz, Bleiglasfenster mit Zechermotiven - strahlt konservative Wertigkeit aus. Umso überraschender der erfrischende Auftritt von Cecilia Jost, Geisenheimabsolventin, Jungwinzerin. Peter Jost kann nämlich nicht nur Riesling, sondern auch Töchter. Eine von dreien, Katharina, war vor fünf Jahren
deutsche Weinprinzessin. In die Fußstapfen des Vaters tritt aber nur Cecilia, die zunehmend Verantwortung für die Vinifikation im Betrieb übernimmt und beeindruckend locker die Rieslinge des Hauses präsentiert.
Schon der Einsteiger "Toni Jost 2009" für 6,40€ zeigt klare Kante - ein schlanker, klarer, feinduftiger Erfrischer mit zarter Grapefruitnote. Mehr Kraft dann im Devon S Riesling, in der Nase schöne helle Frucht, am Gaumen salzige Würze. Reichhaltiger, cremiger die Spätlese 2009 (12,90€) vom Bacharacher Hahn. Die exponierte Lage mit Rheinblick ist fast im Alleinbesitz der Familie Jost. Auch die Spitze kommt natürlich daher, Bacharacher Hahn GG 2007 (13,5% / 20,50€). Dichtgebauter Riesling mit Schmelz, konzentriert ("eine Traube pro Trieb, auf der Feinhefe bis Juni 2008"), dabei aber in der ganzen Aromatik ein "nördlicher" Riesling ohne überreife Süßenoten. Süße kam dann ins Glas mit der Auslese und der Beerenauslese (beide 2006), besonders die Auslese mit delikat leichtem "femininen" Süße-Säure Spiel.
Vorläufiger Höhepunkt des ersten Tages dann eine ganze Flasche Bacharacher Hahn GG im Weinberg mit Blick auf den Rhein, in dieser Gegend auch gerne
"Vater Rhein" genannt. Mußte allerdings mit drei weiteren Verkostern geteilt werden...
Mittelrhein und Wein Teil 2:
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