01.10.2010

Aldi und Mövenpick


Aldi - der größte Weinhändler Deutschlands, 20 % des Gesamtkonsums gehen in den Nord - und Südfilialen durch die Scannerkasse. Neben den Billigtropfen, sozusagen als Sahnehäubchen obendrauf, gibt es Sonderlinien wie die Fritz Keller-  Edition und die zeitlich befristeten Aktionsweine. Daraus fiel mir bei Aldi Süd ein Roter aus dem Roussillon auf:
Thunevin - Calvet "Cuvée Constance" 2007 Vin de Pays de Cote Catalanes. Ein Wein aus dem Roussillon unter Beteiligung des Edelbordeauxwinzers Jean-Luc Thunevin (Chateau Valandraud), um den Hals ein "Parkerfähnchen", zum Preis von 7,99€. Das ganze erinnert an einen Wein aus dem aktuellen Mövenpick Sortiment: Etoile du Sud 2007 mit einem Lavendelsträußchen auf dem Etikett. Mövenpick stellt bei diesem "Stern des Südens" nicht so sehr den Winzer heraus, sondern mehr das südfranzösische Lebensgefühl und bewirbt den Wein in seiner Exclusivité - Reihe als herausragend. Zitat: "Mit dem Etoile du Sud haben Sie also die genüssliche Sicherheit, auf den perfekten Wein zu setzen."  Die Flasche kostet 12,60€, der Erzeuger ist nur auf dem Rücketikett klein vermerkt: Ebenfalls Calvet - Thunevin. Auf der schweizer Mövenpick Seite sind beide Weine auch nebeneinander gelistet, da ist die Cuvée Constance sogar etwas teurer als der Etoile du Sud.
Um es kurz zu machen, ich hab beide Weine zusammen verkostet, für mich ein identischer Wein. Gleicher Jahrgang, gleicher Alkoholgehalt (15% !), gleicher Korken, gleiche Rebsorten (Grenache / Carignan) und auch gleiche Aromatik. Das Motto ist hier hohe Dichte und Konzentration, schon in der Nase fette dunkle Frucht, macht sich breit im Mund, rote Grütze mit Weinbrand, die Frucht ist ziemlich ertränkt von alkoholdominanter Brandigkeit. Der schon wieder veraltete Stil aus dem Süden für "Körpertrinker", der mit Wucht überzeugen will. Über drei Tage wurden beide besser, öffneten sich weicher in Richtung Mon-Cheri, Veilchenpastillen, englisches Weingummi.

Was soll man sagen, in der Aldi Variante für 8€ durchaus eine Empfehlung. Sicher bietet Mövenpick als Laden einen Mehrwert beim Einkaufserlebnis und veranstaltet kostenlose Weinproben. Einen Wein als exklusiv zu vermarkten, der für 4,60 € weniger auch im Discount läuft (da sogar mit der der höherwertigen, auf den Erzeuger hinweisenden Aufmachung) hat aus Kundensicht aber eine ziemliche Schieflage, freundlich ausgedrückt.

4 Kommentare:

  1. Das ist ja mal richtiger Dienst am Kunden, lieber Weindeuter!

    AntwortenLöschen
  2. Die müssen natürlich auch sehen wo sie bleiben und auf verändertes Konsumverhalten reagieren, da kann es nicht immer der "kleine Winzer" sein, gegen eine Art Markenwein mit Niveau ist ja auch nichts einzuwenden. Nur darf er dann nicht auch bei Aldi auftauchen.

    AntwortenLöschen
  3. also wirklich! SKANDAL!
    im Weinbezirk auch noch!

    die Leute, die sich über sowas aufregen, kaufen auch bei Aldi ein! Das ist ja auch eine Kundschaft: deutsche Schnäppchenjäger, die die Quadratur des Kreises wollen, nämlich für fast kein Geld die beste Ware. Wer sich über dieses Doppeletikettierung ärgert oder gar die Nase rümpft hat den Schuss noch nicht gehört. Sämtliche Billigprodukte in den Discountern sind bekanntermaßen die gleichen Produkte, die auch mit bekannten Labeln in den arrivierten Supermärkten zu haben sind.
    Wenn man mich fragt: ein recht lächerlicher Beitrag im Bloguniversum, nur dick aufgemacht.

    Und noch etwas: wer sich Weindeuter nennt, seine Weine aber, wie auf der Abbildung zu sehen, oberhalb der Bandmündung von der Kapsel befreit, zeigt nicht gerade viel Sachverstand. All die Bakterien, all der Dreck, der sich auf der Bandmündung außerhalb der Kapsel befindet gelangt beim Einschenken gnadenlos mit ins Glas und später in den Trinker. Na Prost Mahlzeit! An dieser Stelle möchte der Weindeuter-Deuter gerne auf Max Goldts "Üble Beläge" hinweisen.

    So, und nun bitte mehr sachdienliche Hinweise zu ernsteren Weinthemen.

    AntwortenLöschen
  4. Endlich mal ein Kommentar mit "Schmackes" !
    Und mit praktischer Lebenshilfe. "All die (Aldi ?) Bakterien, die sich auf der Bandmündung befinden" - das werd ich ab jetzt beherzigen und immer korrekt abschneiden, der Gesundheit zu Liebe. Und es auch z.Bsp dem Van Volxem-Niewodniczanski und dem Scharzhof-Müller sagen (demnächst auf Hugenpoet). Da hab ich nach Durchsicht von einigen Weinprobenfotos gerade gesehen, daß die auch beim Einschenken die Verkoster solch einem Risiko für Leib und Leben ausgesetzt haben.
    Zum "Mövenpick Aldi": Das Problem ist hier nicht die Schnäppchenjagd, der Thunevin war bei Aldi kein Billigprodukt. Insofern gilt hier nicht "für fast kein Geld die beste Ware", der Wein war für seine Qualität korrekt bepreist. Die Angeberei bei Mövenpick mit "exclusivité" etc. ein bißchen aufs Korn zu nehmen, war doch das Ziel...

    AntwortenLöschen