31.05.2010

Weinmarketing

Eigentlich wollte ich über den North Bridge "Petite Sirah" gar nix schreiben, obwohl er mir eigentlich ganz gut geschmeckt hat. Aber den Lidl zu pushen muß ja nicht unbedingt sein....
Meine Vermutung war, daß es sich hier um einen umgelabelten Wein aus dem Hause Concannon handelt und kommentierte dies auch beim Winzerblogger Dirk Würtz, der den Concannon Petite Sirah in einem Post gelobt hatte. Die Weinakademie Berlin (Michael Pleitgen) greift das nun auf in einem interessanten Artikel über differenziertes Marketing: "handcrafted versus easy drinking"

30.05.2010

Lenas Weine


Die Abiturientin aus Hannover und der Metzgerssohn aus Köln-Sülz haben ja nun tatsächlich gewonnen, den Schlagerwettkampf. Mir hats gefallen, war doch ganz locker ohne zuviel nation & flags, eher schienen alle überrascht. Naja, das wars dann wohl mit deutschen Siegen dieses Jahr, ob es Jogis Jungs bringen ?  Zwei Weine wurden dazu geöffnet, die "Lena Meyer-Landrut Grand Prix Weine" - dem Anlaß angepasste Gewächse: Ein Norditaliener aus gutem Hause und dann die "Le(n)a" aus dem Midi.
  • Roero Arneis 2008 vom großen Bruno Giacosa aus dem Piemont (ca.19€). Goldgelb, zunächst eine Mischung aus Spargel und Aprikose, etwas schüchtern im  Duft. Der Norditaliener öffnet sich aber dann zu einem schönen Blumensträußchen, recht mild und säurearm, schöne Crema, Kräuter, auch Orangenschale. Differenzierter Wein: "Süffig" mit Tiefgang - Top !
  • Cuvée Lea 2008 der Domaine Lafage (ca.15€) aus dem Roussillon, benannt nach der Winzerstochter. Bereitet aus alter Grenache und Carignan. Kein breiter Klopfer, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern ein Südfranzose mit Finesse. Natürlich auch viel Kraft, Würze und Alkohol (14,5%), aber in seidige Frucht eingepackt, der Wein hat einen "kühlen Kern", was den Trinkfluß angenehm befördert.
(beide Weinzeche Essen)
    Singen gut aber als Sommeliere besser noch üben:
    Lena macht Sekt offen

    29.05.2010

    Ode an den Wein

    Aufgenommen im alten Weinkeller, ist aber immer noch lustig.

    "Die Welt ist Wein, der Wein ist Welt.
    Wie wär sie ohne ihn bestellt..."


    28.05.2010

    Das Weinwochenende...

    ...beginnt für den Weindeuter heute Abend in Essen, ein Seminar mit dem schönen Titel "Weißer und grauer Burgunder aus Baden" mit Axel Biesler, veranstaltet vom Weinhandel Rolf Kaspar. Morgen am Samstag findet die im großen Stil aufgezogene Italienprobe in der Weinzeche Essen statt, ein Pflichttermin ! Und dann muß natürlich abends die Abiturientin aus Hannover mit einem passenden Tropfen angefeuert werden. Nur, was wäre denn der ideale Lena Mayer-Landrut Wein ? Ich grübele noch...


    25.05.2010

    2 Exoten...


    ...waren offen, 2 ganz unterschiedliche Typen mit Charakter:
    • "L´ Enfant du Chateau" Vin de Table 2006 vom Chateau Cancerilles in der Provence, etwas außerhalb der Bandol-Appellation gelegen. Ein Rosé im Stil einer Vendage Tardive, rigoros ausgelesene (nur 15 hl pro Hektar) überreife Trauben, kurze Zeit im Barrique mit Restsüße ausgebaut. Absolut köstlicher, erdbeerduftiger Nektar, im Mund geschmeidige und sehr feine Süße, nicht sehr "dick", tänzelnde Frucht. Der Wein wurde vor Ort eingekauft (16€) und hatte vor 2 Jahren (natürlich) mehr Frische, war da als Aperitif besser. Jetzt als Dessertschluck ein Genuß.
    • Beim Roten jetzt nicht lästern: Faustino I Gran Reserva 1998, ein spanischer Klassiker in der bekannt hübsch-hässlichen Aufmachung, gesprenkelt-satinierte Flasche mit Goldnetz und Edelmann auf dem Etikett. Der Wein wird in sehr großer Auflage produziert (über 270.000 Flaschen), 1998 ist der aktuell (!) verkaufte Jahrgang - die Barriquelager in der Bodega in Logrono müssen gewaltig sein. Noch dichtes Rot, Vanille, etwas Frucht, abgeschmolzene Tannine, ein sanfter Riojaklassiker, nicht für Freunde frischer Fruchtklopfer gemacht. Wer aber mal einen angenehm reifen Roten probieren möchte, ohne auf eigene Kellervorräte zurückgreifen zu können, sollte hier für faire 15€ zugreifen. Verfügbar in im LEH oder z. Bsp. hier.

    23.05.2010

    Pfingsten=Wein


    Pfingsten entwickelt sich zum Weinmarathon, heute ein Geburtstag, an dem natürlich mit dem Geburtsjahrgang angstoßen wurde:
    • Chateau L ´ Euziére "Les Escarboucles" 2001. Ein Syrah aus dem Languedoc, vom Pic Saint Loup nördlich von Montpellier. Absolut seriöser Tropfen, der Topwein des Erzeugers, der die paar Jährchen locker wegsteckt und sich voller Saft in bester Verfassung zeigt. Die Reifung bewirkt eine gewisse Sanftheit, die Gerbstoffe sind "abgeschmolzen", der Wein ist in perfekter Balance, cremige Politur, keine aufdringliche Attacke mehr, reichhaltig ohne fordernd zu sein, das können die guten Languedocs nach ein paar Jahren Keller eben. Ein ähnliches Stoßgebet auf einen anderen 2001er aus dem Midi hier beim Geniesser (Ca. 14€).

    22.05.2010

    Schachtzeichenwein

    Heute wurden bei uns im Ruhrgebiet, zur Zeit Kulturhauptstadt genannt, über 311 knallgelbe Heliumballone (3,70 m Durchmesser) an ehemaligen Zechenstandorten in die Luft gelassen: Operation Schachtzeichen.  Da hängen sie nun bis zum 30. Mai in 80 Meter Höhe an einem Seil, um uns zu erinnern wo wir Ruhris alle herkomnmen: Vonner Zeche nämlich. Ich hab das Glück, direkt vom Garten einen sehen zu können, er erinnert an die ehemaligen Schachtanlage "Prinz von Preußen" und wurde heute in der Kleingartenanlage Dr. Schreber von professionell geschulten Ballonhelfern gestartet. Bei diesem Ereignis hab ich ein Bier getrunken, gehört sich ja auch so. Im Garten dann aber natürlich Wein: Espelt Vailet 2008. Ein Weißer aus Katalonien (Garnacha blanca/Macabeu). Sehr frisch, Zitrone und Ananas im Glas, moderner Spanier aus dem Stahltank, animierende Erfrischung mit schönem Etikett.


    19.05.2010

    Bordeaux 2009...


    ...gilt ja als etwas Besonderes, die Winzer dort sind zum großen Teil in einer regelrechten Jahrgangseuphorie. Ein "Jahrhundertjahrgang" ist natürlich im Jahr der großen Krise auch sehr praktisch, der Absatz wird angeheizt. Auch viele Kritiker ziehen nach den großen Primeurverkostungen mit. Rene Gabriel spricht von einer legalen Droge, Parker "erwartet" Preise für die Spitzen Crus bis 1000€. Die Vinexpo in Hongkong zeigt die Richtung auf, der Markt für die Prestigeflaschen wird in Asien gesucht, da ist der Stern Bordeaux als Luxusmarke etabliert, so wie Uhren von Patek Philippe oder Taschen von Louis Vuitton (Chinese speculators not drinkers will buy Bordeaux 2009).
    Auch in der Weinzeche Essen gab es die Gelegenheit, einige 2009er zu probieren. Allerdings keine der angesagten Spitzengüter, sondern passend zum Motto der Weinzeche "Qualität statt großer Namen" die Produkte kleinerer Erzeuger - und gerade die sollen sich ja in guten Jahrgängen besonders lohnen. Es handelte sich allesamt um  Faßmuster, d.h. Weine, die vor dem Ende ihrer Ausbauzeit dem Barrique entnommen und unstabilisiert, quasi provisorisch für Vorabproben auf Flaschen gefüllt wurden. Die Weine werden von der Weinzeche in Subskription angeboten, darauf beziehen sich auch die ungefähren und unverbindlichen Preise.

    1. Ch. Saint-Nicolas Bordeaux Superieur: Kerniger, kraftvoller Wein, etwas Merlot-Süße (unter 10€)
    2. Ch. Val de Roc Bordeaux Superieur: Fässer von Ch. Ausone, Merlot + Cabernet, feiner als Nr. 1, gute Länge (unter 10€)
    3. Ch. Poitevin Medoc Cru Bourgeois: Viel Kaffe in der Nase, dichter Cabernet-Frucht-Schluck (unter 10€)
    4. Ch. Saint-Paul Haut-Medoc CB: Ungestüme Frucht, im Mund Gerbstoff satt, sehr fleischig, "Madirancharakteristik", für mich klasse.
    5. Ch. Belle-Vue Haut-Medoc CB: Etwas Kakao, satte Frucht, Veilchen ?
    6. Ch. Mille Roses Margaux CB: 60% Cabernet + 40 % Merlot. sehr feinduftig, schon sehr verbundene weiche Aromen in Nase und Mund, fast cremig, Margaux ist zu erkennen...(17€)
    7. Ch. Brun St. Emilion: Ein Klassiker, beerige Frische, mittlerer Körper mit Säurespitzen (12€)
    8. Ch. De Parsac Montagne St. Emilion: Merlotwein aus dem Hause Lafite (9€)
    9. Pierdon Puisseguin Saint-Emilion: Kraft im Glas, aber Luftton des Musters
    10. La Mauriane Puisseguin Saint-Emilion: Einzellage von Ch. Rigaud, wieder viel Wein mit Saft und Kraft, Kakaopulverschwänzchen am Ende...(15€)
    11. Ch. La rose Perriere Lussac Saint-Emilion: Wie oben, hohe Dichte, Alkohol (13€)
    12. Clos Les Grandes Versannes St.Emilion Grand Cru: Dichte Frucht, aber auch Schmelz, sehr trinkbar, der Wein "fließt", lecker, mein Favorit (15€)
    13. Du Parc Saint Emilion (13€)
    14. Ch. Franc-Maillet Pomerol: Duftige, cremige Frucht (Kirsche/Pflaume ?), voller "Tanninsaft".
    Zum Abschluß dann noch ein (zunächst verdeckter) Bordeaux, sehr hell, transparent, orangefarbener Saum, sehr reif, süße Feigen, kleine Erdbeeren, nicht überbordend, fein, wäre als Burgunder durchgegangen: Ch. L´ Arrosée 1985 St.Emilion Grand Cru. Eine Flasche, die jegliche Nervosität abgelegt hatte, nach den frucht -und gerbstofflastigen Faßmustern genau das Richtige, eine Wohltat für den Gaumen.

    Reifer Roter aus einem gut bestückten (Dortmunder) Privatkeller: Chateau L ´Arrosée 1985

    17.05.2010

    Promi-Wein...

    ...vom Porno-Star mit 91 Parker-Points, gibts aber nur in USA: "Sogno Uno" von Savanna Samson. Näheres hier...

    Why did you start with wine?
    Wine goes with all of life’s occasions — I have it with everything I do. Whether I’m having sex or working, it seems wine is accompanying me.
    So wine goes with sex? Do you drink it on the job?
    Yes, I usually do. When I first started learning about it, I couldn’t believe how sensual it was — the way they describe it with terms like muscle and legs and finesse. It’s perfect for sex.
    When you have a tasting, how many people are fans of your movie and how many people are wine lovers?
    Most people come to see me, but mostly to taste my juice.
    Interview hier

    15.05.2010

    Zweimal "Weiß" zum Spargel...


    ...aus sehr unterschiedlichen Weinregionen dieser Erde, die aber dann doch recht ähnlich schmeckten - auch als  Resultat einer modernen, auf Frische orientierten Weinbereitung. Beides keine Weine für Proben unter Weinfreaks, über die man länger reden kann oder muß, unkompliziete Tischweine also:
    • Silvaner 2008 der Winzervereinigung Freyburg/Saale-Unstrut (7,99€). Ein Wein aus dem nördlichsten deutschen Anbaugebiet, neben den Elbweinen aus Meißen und Dresden das zweite "aus dem Osten". Insgesamt gibt es nur 660 ha Rebfläche dort, von denen allein die 500 Weinbauern der Genossenschaft schon die Hälfte bewirtschaften. Der Silvaner ist eher ein unauffälliger Vertreter, hat nichts von der Erdigkeit und Würze so mancher Franken, sondern begleitet das Geschehen am und auf dem Tisch mit einer leichten, säurearmen und  frischen Art (in diesem Fall grünen Spargel/ Fisch/Serranoschinken). 
    • Sauvignon Blanc Grande Cuvée 2008 von Boschendal (Western Cape/Südafrika). Allein dort werden (gegr. 1685 !) ca. 250 ha Rebfläche bewirtschaftet. Auch diese Flasche ist kein Charakterspieler: Typische Sauvignon-Blanc-Zitrusnote, saftige Limette, mittlerer Körper, von Barriquereife ist nix zu spüren, mit 13,5% etwas mehr Alkohol. Ein auf unkomplizierte frische Trinkbarkeit hin orientierter Wein, mit etwas mehr Wumms als der Ostdeutsche, zum würzigeren zweiten Teil des Menüs also gerade recht (Schweinfilet, Spargel, Schwarzwälder Schinken und Bärlauchpesto). Ca. 10€, z. Bsp. hier.

    14.05.2010

    Die Korsen...


    ...sind ein stolzer Stamm, das ist bekannt. Woher sonst könnte ein so schnittiges Weinetikett kommen. Den Wein hab ich leider nicht verkostet, das Etikett ist nur ein Mitbringsel von der Insel. Wein + Sex gibt es ja häufiger auf den Flaschen (hier), Wein + Politik ist seltener zu finden. Obwohl, im Weinkeller schlummert schon seit Jahren eine Flasche, die ich mal in einer Südtiroler Pension "sichergestellt" habe. Da ist der Führer drauf, die Weinkellerei Lunardelli aus dem Friaul beteuert seit Jahren, ihre Erzeugnisse seien völlig unpolitischer Natur.

    12.05.2010

    Der Casanova...

    ...vom Weingut Kreuzberg in Dernau an der Ahr konnte ja als Cabernet-Exot mit seiner ganz eigenen Art gut gegen einige Brummer aus Übersee bestehen (hier nachzulesen). Als Nachtrag nun einige Informationen zum Wein, direkt von Ludwig Kreuzberg. Vor allem die produzierte Kleinstmenge beeindruckt, der Wein ist im Grunde eine Rarität:

    Vom CaSaNova machen wir derzeit rund 1000-1200 Flaschen. Ab dem diesjährigen Jahrgang gibts etwas mehr, da wir 2008 noch eine weitere Anlage gepflanzt haben. Wir ernten im Schnitt nur ca.30-40 hl/ha und bauen den Wein in der Regel 17-18 Monate zu 2/3 in neuen Barriques aus amerikanischer Weisseiche aus.
    Nachdem wir Anfang/Mitte der 90er jahre großen Ärger mit den Behörden wegen einer nicht genehmigten Anlage hatten gibt es den Wein jetzt seit 1998. Die nicht genehmigte Anlage brachte uns zwischen 1993-1996 schon sehr gute Ergebnisse.

    Mit freundlichem Gruß aus dem Ahrtal

    Ludwig Kreuzberg

    11.05.2010

    Genug gelegen, jetzt wird getrunken (4)


    Aus dem staubigen Kellerfundus von liegengebliebenen Flaschen aus dem letzten Jahrtausend heute mal ein Wein aus dem Südwesten Frankreichs: 
    • Chateau Montus 1995 aus dem Madiran, auf halber Strecke zwischen Bordeaux und den Pyrenäen. Die Roten dort werden hauptsächlich aus der Tannat erzeugt, eine Rebe die gerbstoffreiche, farbintensive und kräftige Weine mit Alterungspotential hervorbringt. Alain Brumont ist dort Qualitätspionier, sein Chateau Montus mittlerweile ein Klassiker. Gekauft wurden 1998 sechs Flaschen für knapp 30 DM pro Stück, heutiger Verkaufspreis ca. 25€, z. Bsp hier.
    Wird der Madiran seinem Image als Langstreckenläufer gerecht, in welchem Zustand befindet sich der Wein ? Noch sehr guter Korken, kein Schmodder, zu knapp 1/3 getränkt. Immer noch dichtes Rot, zum Rand hin orangefarben aufgehellt. Intensiver Duft, die erste Nase ließ mich sofort denken: Barolo ! Blind wäre der Wein als Piemonteser durchgegangen, feuchte Erde, Tabak, in Weinbrand eingelegte Rosinen. Im Mund noch viel Kraft, schöne Mischung aus ruhiger Reife und noch anregendem Biß. Von allen bisher probierten Flaschen ist dies die bisher Beste, eine ist noch übrig und die bleibt noch 5 Jahre zu.

    p.s. Nach 24 Stunden in der halbleeren Flasche setzt die Oxydation dem Wein etwas zu, rauchiger mit etwas mehr Säure - immer noch klasse. Dazu jetzt ein mürbes Boeuf á la mode...

    09.05.2010

    Dicke Brummer...

    ...wurden gestern aufgezogen - Weine, die bei der letzten Mövenpick - Probe aufgefallen waren und die einer intensiveren Prüfung unterzogen werden sollten. Dazu gab es dann auch noch eine Überraschung...
    • Einstieg war der UGABA 2008 von Anwilka aus Stellenbosch in Südafrika. Es ist wohl der gleiche Wein, der unter dem Fundi Label ("Wein mit Lehrauftrag") von Anwilka abgefüllt wird. Den hatte ich ja am 1. Mai und war da schon angetan. Ein Cabernetvollschmecker (mit Merlot + Syrah), sehr warm mit dunkler schokoladiger Frucht und würzigem Finale. Schmeckt teurer als er ist (15€), das Weinprojekt mit französischem know-how (Bruno Prats) ist noch im Aufbau, 2005 war der Debütjahrgang.
    • Dann der SALDO 2008 von Orin Swift Cellars (27€) aus Kalifornien, eine Zinfandelbombe (15,5% ) mit ähnlicher Aromatik wie der UGABA, machte aber noch mehr Druck in Nase und Gaumen. Dabei keine Trinkmarmelade, die Reifesüße und der Alkohol sind eingepackt in eine gewisse Fruchtfrische. Eine große weite Welle also, für geübte (Kraft)weinsurfer kein Problem...
    • Der Dritte im Flight war ein Klassiker aus Chile: DON MAXIMIANO FOUNDERS RESERVE 2006, das Flagschiff von Errazuriz (38€) aus dem Acongagua Valley. Überbordende Cassisnase, irrer Duft, der da aus dem Glas kam. Man konnte sich mit dem Trinken Zeit lassen, die Nase reichte eigentlich schon. Im Mund cremige Fülle, Frucht und Gerbstoffe perfekt beisammen, viel Tabak, ein sanfter Riese.
    Aber was machen Weinfreaks, wenn sie solche intensiven Überseeflaschen vor sich haben ? Es überkommt sie ein gewisser Zweifel, ein Wille, das Phänomen noch einmal anders zu beleuchten. Und deshalb wurde im Sinne der Dialektik und mit einem gewissen Übermut noch ein Cabernet-Sauvignon aufgemacht, aus einer ganz anderen Welt, von der Ahr !
    • CASANOVA 2007, der in geringer Menge erzeugte Cabernet von Kreuzberg (21€) aus Dernau/Ahr. Schon die Flasche - statt in dicker Pulle abgefüllt in einer schlanken Schlegelflasche. Die Farbe, nicht dunkle Tinte wie oben, sondern durchscheinend, transparent. Natürlich waren Duft und mouthfeel hier weniger üppig, schlanker, weniger intensiv. Aber er konnte mit seiner sehr fokussierten Frucht und mineralisch-rauchigen Art durchaus gegen die Brummer bestehen, brachte sogar eine Erfrischung für die geplagten Gaumen. Auch hier war Stoff drin, der direkte Glas an Glas-Vergleich  mit dem Chilenen machte absoluten Spaß.
    • Als Nachtisch gabs dann noch was Süßes: Chateau Le Fagé aus dem Montbazillac mit einem Botrytistraubenanteil von ca. 70% und ohne Holzausbau. Deshalb kommt hier der edelsüße Genuß sehr frisch und lebendig daher.
    Zweimal Cabernet-Sauvignon:  Chilenisches Dickschiff und Kreuzbergs CaSaNova von der Ahr. Ja darf man das denn überhaupt zusammen trinken ?

    06.05.2010

    Sag ja zu griechischem Wein


    Über 100 Milliarden Euro werden jetzt in die "Rettung" Griechenlands gepumpt. Das Geld wird zur Sicherung von Krediten zwischen Banken verschoben. Der einzelne Grieche hat davon nix, im Gegenteil: Hellas von Sinnen ! Was können wir Weinfreunde tun ?

    05.05.2010

    Edition Fritz Keller bei Aldi Nord


    Deutschland ist ja bekanntlich geteilt: In Aldi-Süd und Aldi-Nord. Oben regiert der Theo und unten ist das Reich des Karl. Der Karl ist etwas reicher und auch das Sortiment von Aldi-Süd gilt ja als etwas besser, passend für all die Discounter-Gourmets im Süden.
    Da gabs auch schon länger Weine unter dem Label von Fritz Keller, Winzer, Gastronom und Sohn des legendären Franz Keller. Der war mit seinem Weingut und seinem Restaurant in Oberbergen am Kaiserstuhl in den frühen 60er Jahren ein Qualitätspionier für hochwertige trockene Weine und eine beginnende, französisch beeinflusste Top-Gastronomie weit über Baden hinaus. Im "Schwarzen Adler" (riesige mehrfach prämierte Weinkarte und Michelinstern seit 1969 mitten im Rheintal zwischen Schwarzwald und Elsaß) fanden sich französische Kochlegenden wie Bocuse oder die Haeberlins genauso ein wie deutsche Politgrößen. Der Ort und sein Betreiber waren "in". Franz Keller ist nun einige Jahre tot, sein Sohn Franz betreibt in Hattenheim im Rheingau die Adlerwirtschaft, der andere, der Fritz, blieb in Oberbergen und ist in Sachen Wein sehr umtriebig. Neben dem eigenen Weingut ist er Promoter und Berater für badischenWein.
    Und da kommen jetzt wieder die Albrechts ins Spiel. Für die "macht" der Fritz Keller nämlich die "Edition Fritz Keller", kein Wein aus eigener Produktion, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von insgesamt 426 Winzern und Genossenschaften, die bestimmte Vorgaben in Bezug auf reduzierte Erntemenge, Mindestalter der Rebstöcke und selektive Handlese einhalten müssen. Abgefüllt werden die Weine vom Badischen Winzerkeller in Breisach. Bisher gibt es einen Weißburgunder, einen Spätburgunder und einen Riesling - alle für 6,99 bzw. 5,99. Die Weine werden also keineswegs verramscht, die Preise liegen oberhalb vieler Rebsortenweine der Einsteigerklasse aus aus dem riesigen badischen Weinsee, was sich für die Traubenlieferanten offenbar rechnet. Die schick aufgemachten Flaschen mit Bauhausetikett sind Imagepusher und transportieren badischen Wein offensichtlich beim "einfachen" Weintrinker als etwas Besonderes, die Aktion ist erfolgreich und wird von renommierten badischen Winzern wie Patrick Johner deshalb eher positiv gesehen.
    Für den Weinfachhandel  ist die ganze Aldi-Nummer natürlich ein rotes Tuch. Es ist auch immer die Frage: Lockt ein guter Wein im Discount "auf den Geschmack gekommene" Weinnovizen in den Weinladen ? Oder gehen die Weinfreaks statt zu ihrem Händler bei solchen Aktionen zu den Albrechts, um sich da mit soldider Basisqualität einzudecken ?
    • Zwei Vetreter der Edition gibts jetzt aktuell auch bei Aldi-Nord. Solide gemacht sind natürlich beide, wobei mir der Riesling 2009 etwas besser gefallen hat. Schöner frischer Duft nach grünem Apfel, auch im Mund sehr saftig und frisch = idealer einfacher Sommerriesling.
    • Der Spätburgunder 2007 ist ein eher hellfarbener Pinot-Vertreter, feine Frucht und etwas Rauchspeck in der Nase, im Mund eher leicht, Säure und Süße harmonisch, der Wein "rutscht" - und das ist doch schon was...

    Bleiben zwei Fragen: Soll man Theo und den Karl noch reicher machen ? Und warum muß ich bei dem Ort Oberbergen am Kaiserstuhl immer an "Manche mögens heiß" denken ?

    "Zeit"-Artikel zur Edition Fritz Keller": Rülpsen im Theater !

    02.05.2010

    Arbeitermenü...


    ...zum 1. Mai ! Aufruf zum Genuß ! Starke Aromen ! Klare Kante aus Küche und Keller !

    Die vier Weine zum 1. Mai wurden kulinarisch solide eingebettet. Zum Salat und zur Waldorfsalsa gab es den Rosé der Domaine Aires Hautes aus dem Minervois. Viel Frucht, erdbeerig, kraftvolle Erfrischung pur. Zu den "kleinen Gefüllten" dann nochmal Rosé: Charles Mock "Edition Sansibar", aus La Clape im Languedoc (nähe Narbonne am Mittelmeer). Etwas heller, leichter - ein Wein, der am Tisch nur so verdunstet. Dann zum Lamm mit gebratenem Spargel und Bärlauchpesto (dazu noch Minikartoffeln in der Schale und grob geraspelter Parmesan) die beiden Roten:
    • Domaine de la Tour du Bon 2005 (ca. 19€). Ein Bandol, DER klassische Rotweincru aus der Provence: Weinberge voller Mourvedre mit Blick auf das Meer und eine Handvoll Weingüter, die damit umzugehen wissen. Dieser war absolut Top. Genau im Gleichgewicht zwischen satter Cassisfrucht und Würze, zwischen Kraft und Finesse, ein delikater Schluck. Hätte auch noch sehr gut liegen können.
    • Fundi 2007 von Anwilka Stellenbosch (Cabernet Sauvignon mit etwas Syrah und Merlot). Der Wein aus dem Ausbildungsprojekt "2000 Sommeliers für Südafrika". Schon die Alkoholangabe mit 15% weckte Erwartungen, sie wurden erfüllt. Der Wein hat Muckis, ein Vollschmecker, der sich in keiner Lage schüchtern zurückhält. Sehr warm schon in der Nase, viel Schoko mit süßer dunkler Frucht. Sehr geschmeidig, die Gerbstoffe streicheln den Gaumen, zum Ende hin dann auch viel Würze, tolle Länge. Der Wein schmeckt einfach, dicker Stoff für einen absolute reellen Tarif (15€).

    01.05.2010

    1. Mai - Tag der Arbeit...


    ...und deshalb müssen diese Flaschen heute dran glauben:
    • Charles Mock  Rosé 2008 Edition Sansibar / Languedoc
    • Domaine Aires Hautes Rosé 2008 / Languedoc
    • Domaine de la Tour du Bon -Bandol- 2005 / Provence
    • Fundi Anwilka 2008 / Südafrika 2007