Deutschland ist ja bekanntlich geteilt: In
Aldi-Süd und Aldi-Nord. Oben regiert der Theo und unten ist das Reich des Karl. Der Karl ist etwas reicher und auch das Sortiment von Aldi-Süd gilt ja als etwas besser, passend für all die
Discounter-Gourmets im Süden.
Da gabs auch schon länger Weine unter dem Label von
Fritz Keller, Winzer, Gastronom und Sohn des legendären Franz Keller. Der war mit seinem
Weingut und seinem Restaurant in Oberbergen am Kaiserstuhl in den frühen 60er Jahren ein Qualitätspionier für hochwertige trockene Weine und eine beginnende, französisch beeinflusste Top-Gastronomie weit über Baden hinaus. Im
"Schwarzen Adler" (riesige mehrfach prämierte Weinkarte und Michelinstern seit 1969 mitten im Rheintal zwischen Schwarzwald und Elsaß) fanden sich französische Kochlegenden wie
Bocuse oder die
Haeberlins genauso ein wie deutsche Politgrößen. Der Ort und sein Betreiber waren "in". Franz Keller ist nun einige Jahre tot, sein Sohn Franz betreibt in Hattenheim im Rheingau die
Adlerwirtschaft, der andere, der Fritz, blieb in Oberbergen und ist in Sachen Wein sehr umtriebig. Neben dem eigenen Weingut ist er
Promoter und Berater für badischenWein.
Und da kommen jetzt wieder die Albrechts ins Spiel. Für die "macht" der Fritz Keller nämlich die
"Edition Fritz Keller", kein Wein aus eigener Produktion, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von insgesamt 426 Winzern und Genossenschaften, die bestimmte Vorgaben in Bezug auf
reduzierte Erntemenge, Mindestalter der Rebstöcke und selektive Handlese einhalten müssen. Abgefüllt werden die Weine vom
Badischen Winzerkeller in Breisach. Bisher gibt es einen Weißburgunder, einen Spätburgunder und einen Riesling - alle für 6,99 bzw. 5,99. Die Weine werden also keineswegs verramscht, die Preise liegen oberhalb vieler Rebsortenweine der Einsteigerklasse aus aus dem riesigen badischen Weinsee, was sich für die Traubenlieferanten offenbar rechnet. Die schick aufgemachten Flaschen mit Bauhausetikett sind Imagepusher und transportieren badischen Wein offensichtlich beim "einfachen" Weintrinker als etwas Besonderes, die Aktion ist erfolgreich und wird von renommierten badischen Winzern wie
Patrick Johner deshalb eher positiv gesehen.
Für den
Weinfachhandel ist die ganze Aldi-Nummer natürlich ein rotes Tuch. Es ist auch immer die Frage: Lockt ein guter Wein im Discount "auf den Geschmack gekommene" Weinnovizen in den Weinladen ? Oder gehen die Weinfreaks statt zu ihrem Händler bei solchen Aktionen zu den Albrechts, um sich da mit soldider Basisqualität einzudecken ?
- Zwei Vetreter der Edition gibts jetzt aktuell auch bei Aldi-Nord. Solide gemacht sind natürlich beide, wobei mir der Riesling 2009 etwas besser gefallen hat. Schöner frischer Duft nach grünem Apfel, auch im Mund sehr saftig und frisch = idealer einfacher Sommerriesling.
- Der Spätburgunder 2007 ist ein eher hellfarbener Pinot-Vertreter, feine Frucht und etwas Rauchspeck in der Nase, im Mund eher leicht, Säure und Süße harmonisch, der Wein "rutscht" - und das ist doch schon was...
Bleiben zwei Fragen: Soll man
Theo und den Karl noch reicher machen ? Und warum muß ich bei dem Ort Oberbergen am Kaiserstuhl immer an "Manche mögens heiß" denken ?
"Zeit"-Artikel zur Edition Fritz Keller": Rülpsen im Theater !