Übersee, also Wein aus den USA, Australien, Südafrika etc., ist kein Schwerpunkt in der Weinzeche in Essen. Man bleibt dort gern in (Süd)frankreich, Spanien und Italien und bei den Weißen natürlich in Deutschland. Trotzdem war zur großen Überseeprobe einiges geöffnet, darunter sogar zwei hochwertige Klassiker aus Kalifornien: Shafers "One Point Five" und Philip Tognis Cabernet: Hochglanzpolierte Dandys der 70€ Klasse.
- Mein Favorit kam aber aus Australien: 2006 "The Steading" von Torbreck aus dem Barossa Valley (35€ / 15%). Cuvée aus Grenache, Shiraz & Mataro (=Mourvedre) von sehr alten "Buschreben", kleine handwerkliche Produktion. Blind verkostet wäre das für mich ein sehr schöner Südfranzose gewesen. Aromatisch kam Chateuneuf aus dem Glas, keine Fruchtbombe, sondern warme Kräutererde, süßes Lakritz, sanfter Kirschlikör - TOP ! Allerdings gibts für den Preis natürlich auch schon einen guten Ch9dP...
- Und weil man ja gerne Vergleiche anstellt, mußte auch ein Riesling aus Neuseeland ins Glas: "Old Schoolhouse" Riesling 2007 Bird / Marlborough (13,90€ / 13,5%) Fruchsaftig, säurearm, ein Wein, der "läuft". Auch hier würde ich aber in Sachen Riesling im Lande bleiben, für den Preis gibts z.Bsp. schon das hier.
- Vor einer Woche hatte mich der Hunnicutt Zinfandel nicht wie erwartet angemacht, darum als drittes doch nochmal ein Zinfandel. Einer, der den Erwartungen an einen kalifornischen Vollschmecker eher entspricht, und der mit knapp 17€ nur die Hälfte kostet:Brazin "Old Vine Zin" 2007 (15%) Was soll man sagen, für sowas kenn ich keine europäische Entsprechung. Insofern ist dieser Fruchtbrummer der originellste im Trio. Ein weicher Brombeerbalsam, geschmeidig wärmend, der hohe Alkohol fällt kaum störend auf, der Wein flutscht nur so runter. Eigentlich kein "Männerwein". Früher nannte man sowas politisch unkorrekt auch "Schlüpferstürmer"...