26.02.2011

Übersee Probe in der Weinzeche mit "Schlüpferstürmer" - Zinfandel


Übersee, also Wein aus den USA, Australien, Südafrika etc., ist kein Schwerpunkt in der Weinzeche in Essen. Man bleibt dort gern in (Süd)frankreich, Spanien und Italien und bei den Weißen natürlich in Deutschland. Trotzdem war zur großen Überseeprobe einiges geöffnet, darunter sogar zwei hochwertige Klassiker aus Kalifornien: Shafers "One Point Five" und Philip Tognis Cabernet: Hochglanzpolierte Dandys der 70€ Klasse.
  • Mein Favorit kam aber aus Australien: 2006 "The Steading" von Torbreck aus dem Barossa Valley (35€ / 15%). Cuvée aus Grenache, Shiraz & Mataro (=Mourvedre) von sehr alten "Buschreben", kleine handwerkliche Produktion. Blind verkostet wäre das für mich ein sehr schöner Südfranzose gewesen. Aromatisch kam Chateuneuf aus dem Glas, keine Fruchtbombe, sondern warme Kräutererde, süßes Lakritz, sanfter Kirschlikör - TOP ! Allerdings gibts für den Preis natürlich auch schon einen guten Ch9dP...
  • Und weil man ja gerne Vergleiche anstellt, mußte auch ein Riesling aus Neuseeland ins Glas: "Old Schoolhouse" Riesling 2007 Bird / Marlborough (13,90€ / 13,5%) Fruchsaftig, säurearm, ein Wein, der "läuft". Auch hier würde ich aber in Sachen Riesling im Lande bleiben, für den Preis gibts z.Bsp. schon das hier.
  • Vor einer Woche hatte mich der Hunnicutt Zinfandel nicht wie erwartet angemacht, darum als drittes doch nochmal ein Zinfandel. Einer, der den Erwartungen an einen kalifornischen Vollschmecker eher entspricht, und der mit knapp 17€ nur die Hälfte kostet:
    Brazin "Old Vine Zin" 2007 (15%) Was soll man sagen, für sowas kenn ich keine europäische Entsprechung. Insofern ist dieser Fruchtbrummer der originellste im Trio. Ein weicher Brombeerbalsam, geschmeidig wärmend, der hohe Alkohol fällt kaum störend auf, der Wein flutscht nur so runter. Eigentlich kein "Männerwein". Früher nannte man sowas politisch unkorrekt auch "Schlüpferstürmer"...



25.02.2011

Weinlexikon


Loki, frag mich mal was ! Smoki weiß alles, zum Wein ist aber sicher das Wein ABC überlegen. In der online Datenbank sind z. Zt. fast 6000 Begriffe abgelegt, von "A Dona" bis "Zypern".
Wertvolle Informationen, denn wer weiß denn z. Bsp. schon, daß Saratchoubouk das Synonym für die rote Rebsorte Pamid ist. Ich jedenfalls bisher nicht...


23.02.2011

Domaine Fondrèche

Zwei alte Bekannte in neuer Aufmachung wurden am Samstag in der Weinzeche in Essen aufgezogen. Eigentlich war da ja Überseeprobe angesagt (klick hier). Aber wer die "Zeche" kennt, weiß das dort  auch und vor allem Weine aus dem Süden Frankreichs eine starke Lobby haben. Sebastien Vincenti (Domaine Fondreche) hat seine Weine vom Mont Ventoux mit dem Jg. 2009 einem optischen Relaunch unterzogen und präsentiert die Etiketten jetzt in schlichtem Weiß. Die Namen der einzelnen Cuvées sind dezent farbig gehalten.

Aromatisch bleiben sich die biodynamisch erzeugten Roten treu: Kräftige Charakterdarsteller mit tiefdunkler Frucht, komplex, aber nicht ohne maskuline Rustikalität. Die Weine reiten in ihrer Jugendphase Attacke auf Nase und Gaumen. Cuvée Nadal (12,90€ / 45 % Grenache, 45 % Syrah, 10 % Mourvèdre) noch etwas urwüchsiger, Cuvée Persia (15,90€ / 90 % Syrah, 10 % Mouvèdre) zugänglicher.


21.02.2011

Toskana: Marchesi de’ Frescobaldi


Der freundlich zuprostende Herr auf dem Bild oben ist Leonardo Frescobaldi, derzeitiger "Presidente" von Marchesi de` Frescobaldi. Der toskanische Familienbetrieb entfaltet seit immerhin 700 Jahren seine Geschäftstätigkeit in Sachen Wein. Und da kam im Laufe von 30 Generationen natürlich so einiges zusammen: 5000 ha Grundbesitz, allein über 1000 ha eigene Rebfläche verteilt auf 9 Weingüter. Darunter mittlerweile auch Luce della Vite (zusammen mit Mondavi gegründet) und Tenuta dell` Ornellaia.
Einiges davon stand im Mövenpick Weinkeller in Dortmund zur freien Degustation bereit. Anschließend gab es dann noch eine "Signierstunde", Frescobaldi zierte in Gold einige Magnums und Doppelmagnums mit seinem Autogramm.
Die (teuren) Premiumflaschen ab 30€ zerfielen aromatisch in zwei Gruppen. Mormoreto, Giramonte, und die Brunellos Castelgiocondo und Castelgiocondo Riserva hatten bei aller Unterschiedlichkeit (zum Teil Sangiovese, zum Teil Cabernet, Merlot etc.) einen festen Kern, ernsthaft, mit "italienischen" Veilchennoten und zum Großteil noch deutlichem Tannin und frischer Säure. Die Spitzen von Luce della Vite waren offener, generös, ja üppig - der moderne Stil.

Signierstunde im Mövenpick

17.02.2011

"Hunnicutt" Zinfandel


Der Weindeuter sitzt im Sauerland fest, in einem riesigen Hotel- und Tagungsbunker namens Sauerlandstern. Und da wird Bier getrunken: Veltins, Krombacher oder Warsteiner.
Ich hab mir lieber einen kalifornischen Zinfandel mitgenommen, ein Dickschiff aus der 30€ - Klasse. Nicht von einem der große Erzeuger, sondern aus einem kleinen und noch jungen Familienweingut. Von diesem Zinfandel sind in 2008 nur 216 Kisten poduziert worden. Doch trotzdem ist der leider gar nicht ein so großer Genuß wie angenommen.
  • Hunnicutt Zinfandel 2008 Napa Valley (95% Zinfandel + 5% Petite Sirah / 14,7 % / 29€ hier)
    Sehr reichhaltige Nase, pralle, etwas überreife Früchte, dicke frischgepflückte Brombeeren und Herzkirschen. Etwas Rauch, etwas Zartbitterschokolade, wenig Vanille. Also genau das, was man von solch einem Gewächs zu erwarten hat und was ich haben wollte. Im Mund dann sehr cremig, hohe Viskosität, zum Auftakt süßer Schmelz. Dann aber auch sehr zupackende Bitternote, der Alkohol schlägt durch, wie bei einem zu scharf angesetzten Rumtopf. Der Wein wird dadurch richtig schwer zu schlucken, ein harmonischer Trinkfluß will sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einstellen.


14.02.2011

Studentinnen - Probe


In der Weinbloggerszene rumort es (hier + hier), die Platzhirsche sondieren ihr Terrain, Animositäten werden gepflegt.
Hier beim Weindeuter gibts lieber was über eine Weinprobe mit Studentinnen. Die waren nämlich deutlich in der Überzahl beim letzten Weinkurs, den der Weindeuter zweimal jährlich im Umfeld der Ruhr-Uni-Bochum leitet. 9 zu 3 war die Frauenquote ! Am letzten Kursabend brachte wie immer jede(r) eine Flasche mit, probiert wurden dann alle verdeckt, gepunktet wurde nach dem akademischen 15er System.
Die Weine in der Reihenfolge ihrer letztendlichen Platzierung:
  1. Blackprint 2009 Schneider (Pfalz / Deutschland / 12,80€)
  2. Canforrales Syrah Roble 2008 Bodegas Campo Reales (La Mancha /Spanien / 8,50€)
  3. Ugaba 2008 Anwilka  (Stellenbosch / Südafrika / 14,90€)
  4. Les Bastides Clos Bagatelle 2009 (Saint-Chinian / Frankreich / 5,60€)
  5. Roodeberg 2008 (Südafrika)
  6. Santa Christina 2007 Antinori (Toskana / Italien)
  7. Fläscher Pinot Noir 2008 Adank (Graubünden / Schweiz / 18€)
  8. Dornfelder 2009 Deutsches Weintor / Deutschland
  9. Palacio Quemado Crianza 2007 Alvear (Ribera del Duero / Spanien)
  10. Chateau La Roche 2009 (Bordeaux / Frankreich)
  11. Chateau Saint-Germain 2007( Bordeaux / Frankreich)
  12. Colle Morino Barba Montepulciano d´Abruzzo (Italien)
  13. Pacific Brace Shiraz/Cabernet 2010 (Australien)
  14. Hex vom Dasenstein Spätburgunder 2008 (Baden / Deutschland)

Was fällt auf ? Welche Lehren sind zu ziehen ?
  • Die kitschige Hex vom Dasenstein ist ein Rentnerwein, schmeckt dem Nachwuchs nicht (14).
  • Ein Billigaustralier schmeckt nur, wenn man auch das bunte Designetikett mit Boomerang drauf sieht (13).
  • Billige Bordeaux schmecken nicht (10 +11).
  • Differenzierte Weine, wie der Pinot von Hansruedi Adank aus Graubünden (mit 18€ der teuerste Wein der Probe) gehen in so einer zusammengewürfelten Auswahl + blind verkostet unter (7).
  • Südfrankreich, hier ein St. Chinian für 6€, ist in der Einstiegsklasse immer noch klasse (4).
  • Fett-konzentrierte Schokobrocken wie der Ugaba und kräftig-würzige Weine wie der Canforrales Syrah kommen in solchen Proben an (2 + 3).
  • Der Blackprint von Schneider ist ein Wein, der alles richtig macht. Hält die Balance zwischen mundfüllendem Wumms und süßdunkler Kraft (14,5% in 2009) auf der einen und fruchtfrischen und floralen Noten auf der anderen Seite. Und wird sofort verstanden, eine sehr eingängige und gleichzeitig gute Qualität (1).
  • Zum geselligen Schluß wird doch immer alles ausgetrunken.
Studentinnen-Probe: Komplettes line-up
(für größere Ansicht draufklicken)

Abschlußprobe vom letzten Weinkurs hier.



11.02.2011

Elsaß,Provence,Pfalz


Schon am letzten Wochenende getrunken und noch gar nicht gepostet: Drei Weine aus der "heiter & beschwingt" Fraktion. Also eher unkomplizierte Genüsse, die auch Nicht-Wein-Freaks schmecken.

09.02.2011

Priorat + Aldi

Der Priorat - Hammer hat vor einiger Zeit in eine seiner Prioratproben den temporär bei Aldi erhältlichen 2008er "El Patio" Priorat eingebaut. Und der entpuppte sich in seiner "doppelt blind" angelegten und über mehrere Tage gehenden Degustation (hier) als absoluter Treffer, gar als Star des gesamten line-ups,  darunter große und teure Gewächse aus dem katalanischen Anbaugebiet. Der Ausnahmegenuß war aber nur auf diese eine angestellte Flasche beschränkt, nachgekaufte Konterflaschen waren o.k., kamen aber bei weitem nicht an den Inhalt der ersten Flasche heran.

How come ? Zur inzwischen legendären, auch hier im Weinforum diskutierten Bernburger Prioratprobe mit dem "El (Diabolo) Patio" und zum Thema Discountwein generell ein Kommentar von Torsten "Priorat" Hammer:




El Patio 2008 - der Aldi - Wein (aus der spanischen Lotterie)

Kaum ein Wein aus dem Priorat ist wohl imstande, die Meinungen der Prioratliebhaber weiter auseinander zu reißen, als ein simpler 5 € Wein aus dem Sortiment von Aldi Nord dieser Tage.

Bei vielen Weinen ist man sich einig:
-         göttlich, aber leider fast unbezahlbar (l´Ermita und Co aus der Klasse der PREISLICH  abgehobenen mit Raketentriebwerk).
-         sensationell gut und gerecht bezahlte große Kunst (vom Clos Mogador als Pionierleistung über Corelium und Doix bis hin zu Creu Alta – Weine, die zeigen, dass Qualität auch honoriert werden muss, die aber gegen viele überteuerte Weine der Welt noch ein wahrer Quell der relativen Schnäppchen sind.
-         Viele Geheimtipps, die man nicht an jeder Straßenecke bekommt, die aber qualitativ oft mehr bieten als sie kosten.
-         Etliche tolle Weine im Basissegment, die danach schreien, Prioratliebhaber zu werden.

(jawohl, letztere beide Kategorien gibt es, auch wenn so mancher gut und breit aufgestellte Händler das gern leugnen mag… - aber wer suchet, der findet)

-         einige zugegeben immer weniger werdende Zahl mit wenig Vergnügen zu trinkender Weine von Großerzeugern und für den Massenmarkt.

Wohin nun gehören die Discounterweine von Aldi und Lidl, die seit einigen Jahren immer ein Mal jährlich auf den Wühltischen der Tiefpreisflieger liegen?

Anfangs der letzten Kategorie zugehörig, hat sich grade Aldi mit den Jahren entwickelt. Die beiden Weine von Aldi Süd – Montecastillo 2006 und 2007 waren durchaus respektabel der vorletzten Kategorie zu zuordnen.

Ich muss mich mit den Discounterweinen wegen des Prioratführers beschäftigen oder gar plagen, denn schließlich will ich da über alles informieren, was mir in die Finger gerät und was den Schriftzug „Priorat“ auf dem Label trägt – auch eben dieses unterste Segment, mache es nun Spaß oder nicht. Zugegeben, die beiden Montecastillos, jeweils in Blindproben des Jahrgangs eingebracht und in der Regel gegen ca. 30 andere Weine gestellt, waren alles andere als spaßbefreit. Es waren sehr korrekte, ja sehr gute Weine, die manchen teureren Kameraden hinter sich ließen und nie auf dem letzten Platz landeten (aber auch nie in der vorderen Hälfte) – unbedenklich und für den Preis einfach sogar zu empfehlen.

Zumindest der einen Flasche im Blindtest nach zu urteilen.

Endlich nun im Jahr 2011 wird Deutschland erneut wiedervereinigt. Die Millionen Aldi-Nord – Deutschen bekommen den El Patio in die Filialen, 2008 – inzwischen ansatzweise erkannt als eher leichterer, eleganterer Jahrgang, aber auch ähnlich 2006 mit enormem Trinkspaßpotential bei den Prioratos…

Er kommt genau rechtzeitig zu einer ersten Blindprobe in den Laden, auch in den Aldi, bei mir ums Eck, den ich zu oft wegen der alt-DDR typischen Aussage „Hammwanich“  meide, um nicht hinterher noch woanders hin zu müssen…

Und Aufschrei – er gewinnt souverän die Blindprobe von 15 Weinen – mit einigen anderen Weinen bis 10 €, aber auch 40 € - Flaschen. Mitternacht geöffnet, sechs Stunden später ein Drittel der Flasche in eine Minikaraffe gegossen, erneut ca. sechs Stunden später zu dritt verkostet und als eindeutiger Sieger bei jedem Verkoster dargestellt.

Nein, Verwechslung ausgeschlossen, auch die Nachverkostung – erneut blind – des letzten Glases aus der Karaffe zeigt, das ist Opulenzia, der Wein mit dem betörenden Duft, der diesen Jahrgang raffiniert und in seiner Typizität auf den Punkt bringt, keine Wuchtbrumme, nein tänzelnd, harmonisch, ausdauernd und mit Tiefe.

Nach dem völlig überraschten Aufdecken – Überzeugen aus der Flasche, ja dies ist Opulenzia, immer noch. Gut, sie verliert mit den Tagen wie mancher anfängliche Blenderwein nach drei Tagen an Ausdruck und Tiefe, ist nicht mehr groß, aber noch immer exzellent. Selbst nach 6 Tagen überspringt er diese Messlatte bei mir noch…

Was tun? Die Reste aufkaufen (eine Filiale scheint so um die 18 Flaschen zugeteilt bekommen zu haben. Einen so guten Alltagswein würde selbst ich mir noch hinlegen, aber 12 Mal 5 € ist auch Geld, also erst noch mal eine zweite Flasche ziehen, vorher sicher gehen, dass sie aus selbigem Lot stammt…

Diese Flasche dann ist charakterlich genau so, aber wie mit der Käseglocke abgedeckt, kein üppiger Duft, nix Opulenzia. Normal sehr gut gemacht. Nicht mehr, nicht weniger. Wie Beefheart, der nicht ins Mikro singt, sondern bei verschlossener Tür im Nachbarzimmer…

Okay, dann brauch ich die Reste doch nicht. Opulenzia N° 2 hätte mich des Gegenteils überzeugt. Nicht-Opulenzia sagt mir, es gibt keine breit angelegten Wunder…


Inzwischen habe ich mich mit Weinfreunden aus dem Aldi – Nord Einzugsgebiet zwischen Essen, Berlin und Jena verständigt…

Nach Opulenzia N° 1 gab es überwiegend Flaschen, die wie meine 2. Flasche charakterisiert worden sin: Sehr gut, das Geld wert (oder sogar knapp das Doppelte), ein sehr schöner Erfolg für Aldi. Sie kommen aus dem Ruhrgebiet, aus mehreren Berliner Filialen, aus Naumburg und anderen Ost-Aldi´s.

Gegen Opulenzia N° 1 stehen bislang zwei belanglose bis bäh… Flaschen, eine in Essen, eine in Jena (hier sogar mit schlechtem Preis-Genuss Verhältnis angeprangert).

Was letztlich meine vermutete These von der Lotterie bestätigt… Rechne ich den Preis aller mir bekannten Normal und Negativvarianz-Flaschen zusammen, so würde „einmal Opulenzia bitte“ schon mehr kosten als eine Flasche Mogador oder ähnlicher Flaschen mit hohem Renommee wie auch Preis. Und wenn sich nicht bald ein Opulenzia N° 2 findet, ist meine „Wunderflasche“ auch mit Ermita und Co. aufzuwiegen.

Man sollte also beim Kauf des Aldi-Priorats nicht anders rangehen, als beim Lottospielen.

Wissen, dass die meisten Gewinne Kleinstgewinne sind. Und dass es wie in jeder Lotterie auch Nieten gibt. Auf keinen Fall das ganze Geld verspielen, denn dann bleibt nichts mehr für die gute Anlagestrategie – Weine nachvollziehbarer, nicht anonymer Hersteller zu kaufen, die mit ihrer Hände Arbeit für eine zuverlässige Qualität stehen. Solche Erzeuger gibt es im Priorat zuhauf.

Man muss keine Priorat-Lotterie spielen.




08.02.2011

Depardieu "Sekt"


Gérard Depardieu - berühmtester Schauspieler Frankreichs, Charakterkopf, Genießer und Winzer. Oder soll man sagen Weinunternehmer ? Depardieu tanzt im Weinbusiness nämlich auf verschiedenen Hochzeiten. Neben dem eigenen Weingut Chateau de Tigné im Anjou (Loire) gibt es aus weiteren Ländern und Regionen Weine mit Depardieu - Label. Wie sehr er da selber mit in das Weinmachen eingreift kann ich nicht beurteilen. Der Priorat - Hammer hat mir vor kurzem erzählt, er sei dem Franzosen mal im Priorat begegnet. Ein Bericht über Depardieus Weine auch hier beim Weinterminator.
Neuestes Produkt seiner Vermarktungstrategie sind Schaumweine, die vom Haus Bouvet - Laduby produziert werden. Nach einem Weißen nun auch ein Rosé. Den wollte ich unbedingt mal probieren, den regulären Tresor Rosé von Laduby gibt es zum "Anstoßen" hier bei Geburtstagen.

  • Diesmal also in den Gläsern die "Taille Princesse Rosé de Gérard Depardieu" aus dem Hause Bouvet Laduby. Die Cuvée besteht aus Cabernet Franc und Pinot Noir, letzterer stammt von Depardieus Weingut Château de Tigné. Wie beim Weißen sind bei den Grundweinen auch hier Barriques mit im Spiel, allerdings nur zu einem Teil aus neuem Holz. Klassische lachsrosa Färbung, feinfloraler Duft, leicht verwelkte Rosenblüten, zartbeerig. Im Mund mit enormer Frische, knackig, Zitrusnoten. Mehr auf kompromisslose Trockenheit hin bereitet, der Tresor kommt im Vergleich etwas weicher und cremiger daher. Mit 20€ liegt der Depardieu schon preislich im (unteren) Champagnerbereich. Da ist er aber sicher das originellere Produkt, vor allem wenn man statt Hefenoten eher diese "frisch- und knackig Aromatik" im Glas haben möchte.
Ein Interview zur "Taille Princesse Rosé" mit Depardieu und dem Bouvet-Laduby Chef Patrice Monmousseau hier bei Hendrik Thoma (TV Vino).


07.02.2011

Biodynamik - Weinfilm: La Clef des Terroirs

Es kommen Weinfilme auf uns zu. Nach "El Camino del Vino - die Wege des Weins" jetzt eine abendfüllende Dokumentation über Wein und Biodynamik, also "Rudolf Steiner im Weinberg". Mit französischen Winzern und Weingütern von der Loire, aus dem Burgund (Romanée - Conti) und aus dem Languedoc (u.a. Mas Jullien): La Clef des Terroirs


Zitat:

We live in a world where the only way for us to believe something is to see it scientifically proven. Yet this insistence on the credibility lying solely in things that we can see brings us face-to-face with the unavoidable question of our life on earth. How can we still believe that modern man has invented all?

In the beginning of the 20th century, the Austrian philosopher and social thinker Rudolf Steiner began disseminating thoughts on the future of agriculture – he held that the current system was on the road to failure. In his opinion, agricultural practices should be tailored to be a reflection of each individual site, with the presence of animals and varied crops – a self-sustaining 'farm organism', functioning in total harmony with nature. This came to be called biodynamics.

When Steiner's adherents asked him why no-one had put these ideas into practice, he only responded that if the goal was to enslave people, all that was necessary to do was to give them bad food and putrid water: That was how people were dominated, because all that was sacred about nourishment had been lost.

This concept can be difficult to comprehend in our era of fast food and corporate farming.

It's a political story taking place in the name of profit, and it's not only labourers of the earth who are to blame. It's the accompanying system, the years of training that has resulted in these generations of farmer-chemists, of über-tractors with drivers who do not even know what the earth they work looks like. These are no longer earnest peasants in the best sense of the phrase, people dedicated to their land, to nature, to what is wild...

People are no longer able to explain what a cow does. It is thanks to the ancient Egyptians that this bovine was domesticated, the Egyptians having seen its potential to bring balance back to their farmlands. Why do cows still exist? This animal has a unique digestive system – one of the most complex of all animals – but it is also one of the least efficient.

A whole series of such questions naturally leads to a deeper conviction that the biodynamics philosophy of Steiner – a visionary for his time – has a point, regardless of whether he has been considered crazy (or dangerous) by some, and been venerated by others.

The world of wine rapidly has come to understand what is at stake practising conventional agriculture, with the sensation of having lost contact with the earth being felt earlier here than in other crops. Vignerons are a special genre of person, each with their own particularities about how their wine is made, from the vineyard to the corking of the bottle. This is a craft in which each detail counts.Biodynamic agriculture has progressed enormously thanks to the precision of these charismatic, intelligent people who have the knack for converting you as they share their knowledge.

This film, La Clef des Terroirs, is about just that.



05.02.2011

Strammer Max

Erigierter Penis ?

Freitag abend, der Weindeuter im Streß: Kochen für Groß und Klein, Weine zwischen Deidesheim und St. Tropez (dazu später mehr). Mittendrin auch noch (telefonische) Verabredungen für eine große Prioratprobe im März...
Entspannung brachte erst gegen Mitternacht das Fernsehprogramm. Und Erheiterung. Alexander Herrman bereitete in der "Lanz kocht" Sendung einen "Strammen Max de Luxe" zu -  mit Wachteleiern, die er aber dann doch wegließ. Lanz brachte den Spruch, natürlich von der Redaktion direkt aus Wiki geholt: Strammer Max = erigierter Penis. Darauf der Franke Herrman zum Hamburger Henssler: "Dein Gericht !"
Also diese Köche sind gut gebrieft und gute Schauspieler. Und sowieso im geschäftlichen gnadenlose Abzocker, wie schon der Genießer treffend feststellte: "Publikum-Melken, das diese Entertainer-Zunft beherrscht wie kaum eine andere".
Was mir in der Sendung fehlt ist natürlich der Wein. Aber wer soll das machen ? DER deutsche Fernsehsommelier, der Hendrik, ist ja in der Promi-Koch-Arena auf VOX unterwegs. Der Pigott ist dafür zu schräg und weiß zuviel, der Monego zu glatt. Ein Geheimtip wäre vielleicht der Biesler. Ansonsten hätten wir Weinblogger natürlich fähiges Personal fürs TV: Ich wär ja für den Weinterminator-Achim Becker, der würde dann da seine alten Flaschen mit den stockfleckigen Etiketten aufmachen. Und die Welt staunen machen mit der Verkostung eines "1895 Steinberger Cabinet" in Original-Abfüllung der Königl. Preuss. Domainen-Kellerei. Auch Klimek könnte das, Captain Cork ist schließlich Profi in allem was er macht (kein böses Wort gegen Berufskollegen). Liebert fällt aus, der muß ja jetzt immer in der Allianz Arena Samstags die Ulli Hoeneß Probe machen. Am liebsten wäre mir sowieso der Würtz, der hat Präsenz vor der Kamera und hat schon allerlei lustige Filmchen produziert. Und sendet ja schließlich selbst aus seiner Königsmühle im Rheinhessischen. Für eine Übersicht hier klicken.


04.02.2011

Klassiker rot/weiß

Zwei Klassikerregionen, nix modisch aufgesetztes rinnt aus der Flasche, sondern solides, geerdetes Weinhandwerk: Rioja und Barolo.

Bei Muga geht man den für die Rioja klassischen Weg der Weinbereitung, unter Aufbietung von viel Holz. Alle verwendeten Gebinde für die Weine sind aus Eichenholz. Sowohl die Gärtanks, die Lagerfässer und natürlich die Barriques aus Frankreich und Amerika. Fermentation im Barrique und drei Monate auf der Feinhefe ist hier das Rezept.
Ich hatte eigentlich was duftig-süßliches erwartet, so in Richtung Weichschmelzchardonnay. Ist der hier aber nicht. Zwar im ersten Moment eine gewisse Erdnußnote, das geht aber weg. Der Wein hat Frische und eine gesunde Portion Säure - ein Essensbegleiter.

Ich weiß, ich weiß...kein Premium - Barolo, eher die Brot und Butter Fraktion, Santirano ist ein Großer, der Basisbarolo kostet knapp 13€. Aber trotzdem: Was hier im Jahr 2006 gemacht wurde hat Hand und Fuß, der Einsteiger in die Welt des Nebbiolo muß sich nicht verstecken. Hat durchaus diese appetitanregende spröde und erdige Piemont - Aromatik mit etwas Veilchenparfüm. Ein Tischwein, kein weichgespülter und gestylter Anlocker.

02.02.2011

Lived in bars...

...mal ohne Wein, auch schön.



We've lived in bars
And danced on tables
Hotels trains and ships that sail
We swim with sharks
And fly with aeroplanes in the air

Send in the trumpets
The marching wheelchairs
Open the blankets and give them some air
Swords and arches bones and cement
The light and the dark of the innocent of men

We know your house so very well
And we will wake you once we've walked up
All your stairs

There's nothing like living in a bottle
And nothing like ending it all for the world
We're so glad you will come back
Every living lion will lay in your lap
The kid has a homecoming the champion the horse
Who's gonna play drums guitar or organ with chorus
As far as we've walked from both ends of sand
Never have we caught a glimpse of this man

We know your house so very well
And we will bust down your door if you're not there

We've lived in bars
And danced on tables
Hotels trains and ships that sail
We swim with sharks
And fly with aeroplanes out of here
Out of here 



Cat Power



01.02.2011

Vino Grande auf Hugenpoet: Teil 2 Österreich


Nach den Rieslingen (Teil 1) ging es zu den (roten) Österreichern, auch hier nur eine Auswahl. Weil die Probe auf Schloß Hugenpoet stattfand, war es passend, zunächst Weine von Schloß Gobelsburg im Kamptal zu probieren, eine österreichische Legende.

Dorli Muhr
Nach dem Traditionsweingut dann ein start-up Unternehmen: Weingut Muhr - van der Niepoort / Carnuntum. Von Dorli Muhr hab ich zum ersten Mal in Stuart Pigotts "Schöne Neue Weinwelt" gelesen. Der mochte sie zuerst nicht, ordnete die PR-Fachfrau (Wine & Partners) als zu glatt ein ("ausgeprägter Ehrgeiz") - und revidierte dann sein Urteil in Portugal bei einer Begegnung mit ihr und ihrem damaligen Ehemann Dirk van der Niepoort. Mit dem macht sie seit einigen Jahren auf ererbten und zugekauften Rebflächen am Spitzerberg im Carnuntum selber Wein. Neben Blaufränkisch gibt es auch Testparzellen mit Merlot, Cabernet-Franc  Syrah und Tempranillo.
  • Hier geht es bei allen Weinen nicht um Kraft und Konzentration. Die 2008er Cuvée vom Berg, Rote Erde und auch das Flagschiff Blaufränkisch Spitzerberg (33€) halten sich fein und elegant zurück und geben sich so dezent, schlank und feminin wie Auftritt und Outfit von Frau Muhr. Lediglich der Syrah dreht etwas mehr auf, bedingt durch Rebsortencharakter, aber auch durch den fetteren Jahrgang ´07.
Margarethe Triebaumer
Einen Tisch weiter ein etabliertes Weingut: Ernst Triebaumer aus Rust am Neusiedlersee. Da natürlich im Mittelpunkt des Interesses der Blaufränkisch Ried Marienthal 2008. Ein Wein, der vielen als bester Blaufränkisch Österreichs gilt und seit über 20 Jahren Kultstatus und damit auch seinen Preis hat (51,50€). Auch den Veranstalter Thomas Kierdorf darf der konzentrierte Rote aus Rust wohl zu seinen Bewunderern zählen, er ließ sich von Margarethe Triebaumer einen herzhaften Schluck einschenken und geriet ins Schwärmen. Auch hier nichts breites, kein fetter Brummer und "Sofort-Überwältiger". Trotzdem dunkler und konzentrierter als der Spitzerberg. Jugendliches Violettrot, Kraft und Dichte, viel Stoff, frische Kirschfrucht, die im Mund aufzugehen scheint. Ein Wein, der nach Lagerung  und Reifung verlangt.

Fritz Wienienger

Für Freunde des unmittelbaren Genußes empfiehlt sich eher das Weingut Wieninger, passenderweise aus Wien ("the taste of Vienna"). Fritz Wieninger spielt mit seinen Pinots den charmanten Verwöhner. Schon der 2007er Pinot Select (19€) ist ein offener weicher Schmeichler mit Rauch - und Toffeenoten. Eine Steigerung dann nochmal der 2007er Grand Select (39,90€). Irgendwie passt das zum barock-prächtigen Wien ganz gut. Mit dem Grand Select 2004 räumte Wieninger bei einem Großen Pinot Tasting in Singapur ab, Platz 1 vor einigen Größen aus dem Burgund.