Zweimal 120 €: COS D ´ ESTOURNEL gegen THE LION |
... ist ein Dauerbrenner. Seit der vom Weinhändler Steven Spurrier im Jahre 1976 in Paris organisierten Probe, dem legendären "Judgement of Paris", bei der die Höchstnoten nicht wie erwartet an Bordeaux gingen, sondern an die Cabernets aus Kalifornien, sind solche Gegenüberstellungen beliebt. Manchmal sind die belastet durch ideologisch geprägte Glaubenskriege: Einerseits gibt es Überheblichkeit der Amis gegen das "alte Europa", andererseits wird diesseits des Atlantik Stimmung gegen US - Weine wegen übertriebener "Angeberaromatik" gemacht. Gerade aus Frankreich wird der Begriff "Terroir" wie die Trikolore auf der Barrikade gegen Amiweine in Stellung gebracht. Dabei sollte das "Großsystem Bordeaux" aber vorsichtig sein, die hunderttausend Flaschen, die auch berühmte Chateaus pro Jahrgang für teuer Geld in aller Welt absetzen sind mittlerweile auch Produkte des High-Tech und nobilitiert durch Parkers US-Weinpunkte.
Eine Probe im Mövenpick Weinkeller in Dortmund war zum Glück von solchen Überlegungen unbeinträchtigt, Christoph Schikora präsentierte alles in sachlicher Weise, nach einigen Präliminarien trafen in den letzten beiden Flights vier Granaten aufeinander.
- Chateau Quinault L ´Enclos 2005 Saint Emilion Grand Cru (46,80€) Für Bordeaux - Verhältnisse kleines Gut mit 15 ha. Sehr gefällige reichhaltige Nase, glänzend poliertes Edelholz, ein Schmeichler mit feiner Beerenfrucht, präsente aber seidige Gerbstoffe im Mund, schöne Länge.
- Newton Merlot unfiltered 2005 Napa Valley (48€) Im direkten Vergleich mehr Süße, eine weiche Fruchtwoge voll Wein im Mund. Ein typischer Vertreter, auch im Alkoholgehalt (15,5%). Gut, erreicht aber nicht die Lustschwelle des Franzosen vom rechten Ufer.
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- Cos d ´Estournel 2. Cru Classé Saint Estephe 2006 (128€) Großes Kino, großer Wein. Hält sich in keiner Hinsicht zurück, qualmt mit Lakritze, Süßholz und reifen Beeren geradezu aus dem Glas - das Ausufernde behält aber durch reichlich Zwischentöne auch Feinheit und Finesse.
- The Lion 2006 Hess Vinery Napa Valley (120€) Hochkonzentrierter Spitzencabernet, Riesenflasche, dicke Siegellackkapsel, der Löwe kommt mächtig daher, natürlich auch aromatisch. Ein Vollschmecker, der aber im direkten Glas zu Glas - Vergleich zum ja auch schon sehr intensiven Cos etwas eindimensionaler wirkt. Bringt mehr Schoko, Vanille und Kokosnoten, kam aber bei mir nicht auf die Überholspur.
Beide Flights also für mich pro Bordeaux, die beiden Franzosen waren schon so sexy, brachten Geschmeidigkeit und Kraft mit, daß es des Kalifornien - Turbos gar nicht mehr bedurfte. Der brachte zwar mehr Umdrehungen, die Kraft verpuffte aber irgendwo und ließ die beiden Napas nicht vorbeiziehen.
Bordeaux und Kalifornien, ganz einträchtig nebeneinander... |
Und zum Cos dann mal eine leckere Sushibox ?
AntwortenLöschenhöre ich da Ironie heraus ? Zum einen verfüge ich nicht über eine Flasche, zudem ist das kein Sushi - Bordeaux. Da eignen sich die kleinen, etwas schruppigen besser...
AntwortenLöschenMir hat der Panmera (2.v.l. mit dem Bären) gut geschmeckt, da gab es am Samstag noch Reste von. Obwohl er auch diesen typisch kalifornischen Weltgeschmack hatte, aber trotzdem schön rund und angenehm , aber eben nicht charakterstark.
AntwortenLöschenDer Panamera - ein fruchtiger Softie, Kategorie lecker. Die ersten 3 flights hab ich nicht erwähnt, da war auch der Stony Terrace dabei = gutes Preis-Leistungsverhältnis.
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