...sind in der Weinszene ja zur Zeit nicht gerade angesagt. Ja, der Genuß von dunkelroten, satten Fruchtbomben scheint geradezu verpönt. Freunde dieser Machart sehen sich stigmatisiert als Anhänger eines überholten Weinstils aus dem letzten Jahrhundert. Aber nicht jeder will dauernd "finessenreiche Kälte" (C.C.) und würzige Mineralik mit wenig Alkohol. Auch im fine-wine Bereich gibt weiterhin viele, die im Glas statt Twiggy gerne auch mal einen schöne Miss Piggy haben möchten. Vielleicht ist das sogar die schweigende Mehrheit? Für diese jetzt mal ein Muster dieser Gattung. Es kam zum Karneval ins Glas, kurz vor Beginn der Fastenzeit...
Locations E 2011 Orin Swift Cellars (14,5% / 19€) Hier ist nix mit Terroir, es handelt sich um eine Cuvée aus "selektionierten Trauben aus den besten Weinregionen Spanien", wie es heißt. Drin sind tatsächlich Grenache aus dem Priorat, Tempranillo aus der Rioja und Carignan aus dem Ribera del Duero. Verbindenes Element ist das große E, man könnte es auch als Länderkennzeichen aufs Auto kleben.
Hinter Orin Swift steht Dave Phinney. In Kalifornien macht er seit einigen Jahren Weine, die in ihrer Aromatik nicht gerade durch Schüchternheit auffallen. The Prisoner, Saldo und Papillon sind hochkonzentrierte reifesüße Alkoholbomben (klick hier + hier). Erstes Projekt in Europa ist der D66 im Roussillon, auch der ist ein ziemliches Geschütz im Glas (hier verkostet). Und auch der E passt in diese Reihe, der Californication - Stil ist unverkennbar.
Enorme Flasche, sehr viel Glas, schwer, tiefer Boden. Steht blickdicht im Glas, reife satte Fruchtnase, im Mund dann der Schmelz reifer Tannine, dunkelbeerige Fruchtsüße. Mon Cheri Kirsche, das volle Programm.
Wie gesagt, nichts für Mineraliktrinker. Die müssen ja auch nicht zugreifen. Doch bitte ein Appell an die Toleranz - laßt uns auch solche Rotweinbömbchen weiterhin genießen...
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