10.05.2011

Südtirol Teil 5: Vernatsch

Herrlicher Schlotzer, aber wichtig:
Nicht zu warm trinken !

Bevor es den dicken "Internationalen" an den Kragen geht, ein kleines Zwischenspiel mit dem traditionellen (Rot)wein aus Südtirol: Der urige Vernatsch. Der Farnatzer oder Vernetzer – so der ursprüngliche Name dieser autochthonen Rebsorte, die am Ende des Mittelalters erstmals schriftlich erwähnt wird und seit dem 16. Jh. eine zentrale Rolle im Südtiroler Weinbau spielt.
Von jeher der Wein der Bauern, der Zechwein, der Wein zum Törggelen und der Wein, der seit den 60er Jahren den Südtiroltouristen vor allem als Kalterersee oder St. Magdalener der Inbegriff des Urlaubsweins war und heute eigentlich immer noch ist. Über 20% der gesamten Anbaufläche sind noch mit Vernatsch und seinen Spielarten Grauvernatsch und Edelvernatsch bepflanzt. Und gegen einen süffigen, leichten Schlotzer ist ja auch gar nichts einzuwenden. Der beschwert nicht so und man  ist auch nach einem halben Liter noch voll einsatzfähig. Auch oben auf den Almen und Jausenstationen wird ja viel Wein getrunken, und da bekommt man in der Regel im roten Bereich einen Vernatsch in die Karaffe.
Unter dem Namen läuft natürlich auch viel Masse, einfachste Flachlagenweine werden in (Zwei)literflaschen gepresst. Lässt man dem Vernatsch von der Leine, neigt er zu satten Erträgen, er wirft Trauben ab in karnickelhafter Zügellosigkeit. Das ergibt blasse Weine, aber es gibt natürlich auch seriöse Qualitäten. In diesem Sinne wurden zwei Kandidaten verkostet. Der Vernatsch der Klosterkellerei Muri - Gries bei Bozen und ein Eigenbauwein engagierter Weinfreunde aus Schenna bei Meran:
  • "Vernatsch" Schenna 2010 "von Philipp, Georg und Klaus" (13% / 5,90€) Eine Rarität, ein Eigenbauwein von drei Weinfreunden aus Schenna bei Meran. Allein für die Farbe mag man ihn schon, klassisch-heller Vernatschton. Herzhaft-floraler Duft, angenehm weiches Mundgefühl, soft aber nicht langweilig. Hat durchaus einen festen Kern mit erfrischender Säure, der die Trinkbarkeit befördert. Hier klicken, man sieht Bilder der Weinmacher, des Weinbergs und der Vinifikation. 89/100
  • "Grauvernatsch" 2009 Klosterkellerei Muri Gries (12,5% / ca. 7€) Hier ist schon richtig Musik drin. Wieder diese herrliche kardinalsrote Robe. Kräftige resche Kirschnase, man könnte bei einer Blindverkostung auf einen Spätburgunder tippen. Zu Beginn saftige Säure -  in reife Frucht gebettet. Dann auch Schoko, Bittermandel, Würze. Für einen Vernatsch recht stoffig. Die Überraschung am zweiten Tag: Der Wein legt zu, schmeckt auf einmal nach süßen Edbeeren, macht richtig auf und füllt die Gläser und Gaumen. 91/100
Um den qualitätsvollen Vernatsch zu fördern, wurde der Südtiroler Vernatsch Cup (klick) vor acht Jahren ins Leben gerufen.

Da wächst Vernatsch:
Klassische Pergelerziehung über Meran






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen