Bald Rebland: Phönixsee in Dortmund Hörde |
Mein Vorschlag, auf den Bergehalden im Ruhrgebiet Wein anzubauen wurde von der Ruhrkohle AG leider bisher nicht aufgenommen. Auf der Halde Hoheward in Herten sollte sowas ja mal begonnen werden, in Zusammenarbeit mit Ingeborg Molitor von der Weinhandlung Molitor in Recklinghausen. Stattdessen setzt man auf die Halden Observatorien, begehbare Achterbahnen und Himmelstreppen (klick).
An anderer Stelle nutzt man jetzt aber doch eine Hinterlassenschaft der Montanindustrie für den Weinanbau. Nach umfangreichen Abriß- und Entgiftungsmaßnahmen wurde auf dem riesigen Gelände einer ehemaligen Eisen- und Stahlhütte in Dortmund Hörde nämlich ein richtig großer See angelegt. Seit kurzem fahren Boote darauf, ringsum werden Häuser mit Blick aufs Wasser gebaut. Produkt einer bizarr anmutenden Metamorphose, dieser Phoenixsee.
Um das ganze an Abgedrehtheit noch zu toppen, wurde dazwischen jetzt auch ein kleiner Weinberg angelegt, mit zunächst 92 Rebstöcken. Betrieben wird der von der Emschergenossenschaft. Die hat eigentlich nix mit Wein am Hut, sondern ist vor allem zuständig für die Wasserwirtschaft der immer noch das Ruhrgebiet von Ost nach West durchfließenden und offen kanalisierten Kloake namens Emscher. Wissenschaftlich wird das Projekt übrigens begleitet durch die (Weinbau)forschungsanstalt Geisenheim. Als Rebsorte für den Ruhrpottwein wurde (natürlich) die Phoenix ausgesucht, eine robuste Neuzüchtung aus Bacchus und Villard Blanc.
Unten ein Artikel aus den Ruhrnachrichten zum Thema (link hier, klick).
Hier ein link auf eine Fotostrecke (klick).
Diese alte Thomasbirne diente früher der Stahlproduktion. Sie ist dekorativ am Phoenixsee aufgebaut, vielleicht erlebt auch sie ja eine Transformation - als Gärgefäß für Wein aus Dortmund - Hörde |
Projekt der EmschergenossenschaftAm Phoenix-See wird Wein angebaut
DORTMUND Der Phoenix-See ist ab sofort Weinanbau-Gebiet: Die Emschergenossenschaft pflanzt dort die vor zehn Jahren gezüchtete Phoenix-Rebe auf einem kleine Berg am See an und folgt einer vor Jahrhunderten begründeten Tradition.
Bauingenieur und Projektleiter Helmut Herter stammt aus einer Winzerfamilie. Weil der Weinbau durch den Klimawandel zwangsläufig in Richtung Norden wandert, forscht die Emschergenossenschaft mit Experten der Forschungsanstalt in Geisenheim am Rhein. (Foto: Peter Bandermann)
Die im Herbst 2013 einsetzende Traubenernte symbolisiert nicht nur den ökologischen Umbau der renaturierten Emscher. Der Anbau dient auch Klimaforschern, die mit diesem Experiment auf 150 Quadratmetern in bester Lage die von Experten prognostizierte „Nordwanderung“ des Weinbaus in Deutschland untersuchen.
Erwähnung schon im Jahr 1342
Die Idee zum Weinbau am See hatte der Heimatforscher Willi Garth vor fünf Jahren. Den wissenschaftlichen Hintergrund, an dem nun die Forschungsanstalt in Geisenheim am Rhein arbeitet, gab es da noch nicht.
Historische Dokumente belegen, dass der Hörder Stadtgründer Konrad von der Mark im Jahr 1342 einer Antoniusbruderschaft einen „Winberg“ (Weinberg) auf dem „Renneberghe“ (heute Am Remberg) geschenkt hatte. 1429 wird der Rebhang als „Wingarden“ erwähnt. 138 Jahre später ist von einem adeligen „Graven Wyngard“ die Rede.
Der Standort ist ideal
Nun kommt ein Bauingenieur der Emschergenossenschaft zu Wort. Der Projektleiter Helmut Herter stammt aus einer Winzerfamilie in Rheinland-Pfalz und kennt den Weinanbau von der Pike auf. „
Fotostrecke Klimaforscher nutzen Weinbau am Phoenix-See
Dieser kleine Weinberg verfügt nicht über die kalkhaltigen Böden wie im Rheingau und wird nicht so intensiv von der Sonne verwöhnt wie die Berge an der Mosel, aber für die robuste Phoenix-Rebe ist dieser Standort ideal“, so der Bauingenieur, der bislang den Umbau der Emscher von einer „Mit dem Wasser der sauberen Emscher bewässert Herter nun die 92 Pflanzen, die in den nächsten zwölf Monaten gut 100 Zentimeter wachsen.Der Phoenix-See arbeitet dabei als „Lichtspiegel“. Größte Feinde des Weinanbaus sind Hasen und Spaziergänger. Gegen die Hasen stülpen die Emscherwinzer dünne Plastikrohre über die jungen Pflanzen, und die Spaziergänger sollen Vernunft walten lassen.
Denn der Anbau hat einen sehr ernsten Hintergrund: Wie einst der Bergbau im Ruhrgebiet schreitet der Weinanbau in den nächsten 50 bis 100 Jahren mit der Erderwärmung in Richtung Norden voran.
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