Neues Jahr, neue Weine. Weindeuter gehört nicht zu denen, die sich zum Jahresbeginn alberne Vorsätze nehmen, so in Richtung Verzicht und Gürtel enger schnallen. Und deshalb geht es hier auch immer weiter mit Verkostungen und besonderen Genußmomenten. Auch in 2014 läuft hier das Weintagebuch aus dem Ruhrpott, viele Weine werden in die stets aufnahmebereiten Gläser fliessen, es wird gerochen, geschmatzt, gegurgelt und geschluckt.
Doch zunächst ist noch einiges nachzutragen aus 2013. Nach den Adventsweinen (klick hier, hier und hier) gab es natürlich auch einen Weihnachtswein. Und das war in diesem Jahr ein sehr Passender, denn er kam ganz so wie die heiligen Drei Könige aus dem Morgenlande zu uns her...
Doch der Reihe nach. Zu Weihnachten regiert die Traditon, keine kulinarischen Experimente. Das gibt Halt auf hoher See und vereinfacht die Abläufe, auch wenn es hektisch wird. Weder Hummer noch Bockwurst - hier gibt es zum Heiligabend immer: Maronencremesuppe, einen winterlichen Salat mit Orangen, roter Beete, Walnüssen und dann einen Krustenbraten vom Schwein. Der hatte in diesem Jahr die beste Kruste, weil ich zum ersten Mal etwas Entscheidendes richtig gemacht habe. Statt die dicke Fettschicht zunächst im Bräter scharf anzubraten, habe ich die nämlich erstmal eine Stunde bei nicht zu großer Hitze im Fond geschmort. Sie schwitzte aus, wurde dünner, wurde weicher, ließ sich herrlich einritzen. Dann das Ganze umgedreht, eine weitere Stunde im Ofen gegart, zum Ende hin dann Farbe und Knusper nehmen lassen. Also ein rustikales Gericht, in München gibt es in der Regel ein Helles dazu. Am Heiligen Abend kamen nach weißem Vorgeplänkel aber zwei Rote in die Gläser, zu Beginn eine kleine Ouvertüre mit einem alten Bekannten.
Tinto Pesquera aus dem Ribera, ein Klassiker vom Altmeister Alejandro Fernandez. Der "einfache" Crianza aus 2011war hier genau richtig am Tisch, überzeugte durch direkten Aromenzugriff. Der Wein hat Schmackes, eine volle Frucht, Kraft, ist insgesamt dicht gebaut, allerdings ohne Übertreibung an Konzentration oder Gerbstoff, sehr angenehm jetzt schon zu trinken, zum Schwein ein gutes (Tempranillo)match. Außerdem passt die Aufmachung mit dem vielen Gold und dem gekreuzten Tor einfach gut zum Anlaß, das Etikett war einfach unsere Krippe für den Abend.
Dann der Edle aus dem Morgenland, großer Auftritt: Comte de M 2006 Chateau Kefraya (14,5% / 40€) Libanon und Wein ist immer ein interessantes Thema. Ich hatte in letzter Zeit zweimal Gelegenheit, an größeren Proben dazu teilzunehmen. Sie fallen bei uns unter den Exotenstatus, Weinlaien können damit gar nix anfangen. Die fragen höchstens, in völliger Unkenntnis der Materie, was denn "die Moslems da unten mit Wein zu schaffen hätten". Weinfreaks fällt zum Libanon meistens nur der schon lange eingeführte Chateau Musar ein. Das ist, wie leider so vieles in dieser Welt, vollkommen ungerecht. Denn Weinbau hat im Libanon natürlich eine uralte Tradition, ist aber bis in unsere Zeit gekennzeichnet durch den Wechsel von Niedergang und außerordentlichen Zeiten des Wachstums. Wer bei Wein und Libanon "heißgekochte" und plumpe Gewächse voller Alkohol assoziiert liegt falsch. Die Tropfen profitieren in ihrer Gesamtaromatik von der ausgeprägten Höhenlage vieler Pflanzungen, z. T. bis in weit über 1000 Meter Höhe. Und man spürt, daß sich viel französisches Know-How bei der Abstimmung der Cuvées erhalten hat. In den Qualitätsspitzen kommt durchweg Wohlgeschmack ins Glas.
Was brachte der Comte am Heiligabend? Die erste Assoziation: Ein Bordeaux im Glas? Ein Großer etwa? Schmelz, Eleganz, Cassis, Süßkirsche, Crema, Rauch, Tabak, Zigarrenkiste, sehr fein, absolut harmonischer Trinkfluss, Touch of Magic...
Zwei feine Weiße vorweg, zum (Maronen)süppchen
trafen sich die Pfalz und Mallorca:
Chardonnay Réserve 2011 von Bernhard Koch
und der Quibia 2012 Bodega Ànima Negra.
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