13.03.2013

Steht noch: Mondavi Napa Zinfandel 1998



Ein Wein für einen 15. Geburtstag aus dem Keller holen, das war die Aufgabe. Einen ´98er, das Geburtsjahr der Tochter. Die soll natürlich einen Schluck abbekommen, der Rest ist dann den anwesenden Weinfreunden vorbehalten. Bordeaux aus dem Jahrgang ist da, aber halt: Warum nicht den Mondavi - Zinfandel? Der muß wohl langsam weg, das Etikett mit dem gerissenen oberen Rand löst sich ja schon ab.

Zinfandel Napa Valley 1998 Mondavi Winery (14,6% /23€) 15 Jahre sind für einen California - Zinfandel eine durchaus lange Reifezeit. Es sind häufig fette Fruchtbomben, extrovertiert und mit viel Schmackes, oft jung so überwältigend, süffig, säure- und gerbstoffarm, daß sie runterlaufen wie Brombeersirup mit Red Bull.

Was soll man da groß reifen und altern lassen? Die Empfehlung lautet hier eigentlich immer: Jung trinken. Damit es nicht in aromatische Peinlichkeit abgleitet. Wer will schon ´nen alten Tattergreis in Lederfransen auf der Harley im Glas. Was kann der geöffnete ´98er also, was bringt er noch? Ein Umstand kommt dem hier aber Wein zugute. Mondavi setzt bei seiner Napa-Linie nicht auf maximale Frucht und Sättigung, sondern versucht, immer eine gewisse Finesse zu bewahren.

Das Programm ist mittlerweile umgestellt worden. Die "gerissenen" Etiketten gibt es nicht mehr. Auch ein Zinfandel taucht bei den normalen Napas und den Reserve Napas nicht mehr auf. Was mich wundert. Denn es scheint mir, daß Zinfandel in Richtung "üppig und voll" aus Kalifornien durchaus eine Renaissance erleben könnte. Dave Phinney mit seinen Orin Swift Weinen ist da so ein Beispiel. Er macht Weine, die in ihrer Aromatik nicht gerade durch Schüchternheit auffallen. The Prisoner, Saldo und Papillon sind hochkonzentrierte und reifesüße Alkoholbomben (klick).

Aber zurück zu Mondavi. Nur noch in der günstigen Zone unter 10€ zinfandelt es noch: Woodbridge Zinfandel und Twin Oaks Zinfandel sind als einfachere Konsumqualitäten in Riesenstückzahlen erhältlich. Aber die sind mit dem verkosteten Napa Zinfandel nicht zu vergleichen. Denn dieser, und das erfordert nicht nur die Dramaturgie dieser kleinen Geschichte, sondern das ist die reine Wahrheit, steht noch sehr ordentlich im Glas. Feiner Rauch strömt, Karamell, warme Reifenoten, im Mund noch überraschend saftig, keineswegs müde. Hat noch reife süße Frucht genug, entwickelt sich mit etwas Luft zu einem schönen Mouthpleaser.


2 Kommentare:

  1. Wenn das nicht gleich Lust auf Gläschen Wein macht. Danke für die tolle Beschreibung des Weins. Werde ich auch mal ausprobieren!

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  2. am ende eines langen tages habe ich heute abend diese flasche aufgemacht: über ein jahr nach dem artikel und der 98er hat's immer noch - richtig power mit schöner nase und pfeffer noten im mund. immer noch ein genuss!

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