24.11.2012

"Große Weine der Welt" im MöPi Dortmund



Muß man eigentlich immer alles analysieren? Immer alles gedanklich zerteilen, kategorisieren, bepunkten, Hirachien bilden, Werturteile abgeben? Gerade Genußmenschen sind für sowas anfällig, wie man an den Diskussionen um die aktuellen Editionen der Fress- und Weinführer ablesen kann.
Solcherart Gedanken kamen mir im Dortmunder Mövenpick angesichts der Probe "Große Weine der Welt". Diese Flaschen versprachen Wesentliches. Und Wesentliches spürt und genießt man, man analysiert es nicht, so ein Diktum, welches mir sehr sympathisch ist. Aber so einfach ist es ja auch wieder nicht, die reine Emotion hat es in der Praxis schwer. Zumindest wenn sich eine solch große Bandbreite an Premiumweinen vor dem Verkoster aufbaut. Wobei Premium beim Wein ja auch schon wieder ein durch bereits getroffene Wertungen vordefinierter Kanon ist.
Wie auch immer, man kann dem nicht entrinnen, also sinnvoll vorgehen. Die Gelegenheit nutzend, wurden einige Weine parallel verkostet.

Zunächst einige Cabernets:
  • Ducru-Beaucaillou 2009
  • Pichon-Longueville Baron 2009
  • Opus One 2009
  • Latour 2006
Im Vergleich zum Ducru kam der Pichon überraschend mild daher, offen wirkend. In der (männlich besetzten) Verkosterrunde lag der Ducru mit seiner intensiv-druckvolleren Art vorne. Der Opus, zuvor noch solo verkostet sehr "a la bordelais", konnte den California-Style dann doch nicht verbergen - warum auch. Die weiche, süßliche Frucht und Fülle kam durch und stand Top im Glas.
Dann Latour, noble Dichte, poliertes Edelholz, komplett, Sieger der Runde.



Dann dreimal Syrah:
  • Ziereisen Syrah Jaspis 2008
  • Negly Clos Truffiers 2008 
  • Guigal Côte-Rôti La Turque 2002
Eine gewagte Zusammenstellung, natürlich überhaupt nicht so homogen wie der Cabernetflight.
Ziereisen gibt dem Jaspis eine kräftige Röstnote mit, darunter liegt reichlich offene Frucht. Der Wein wirkt duftig, luftig, leicht vor allem dann, wenn man den Negly an die Nase nimmt. Eine dunkle Suppe, in der so einiges wabert. Auch durchaus befremdliche Noten, so nehmen einige einen unangenehmen Buttermilchtouch war, ein Preis der überreif gelesenen Frucht? Mir hat der Truffiers jedenfalls schon mal besser geschmeckt. Beim La Turque dann das Urteil: "Endlich Wein". Reintönig, fokussiert, Konzentration, eine klare Straße ins Offene...

Der Rest hier als kleine Bilderschau, alle Fotos Dirk Vogel/Dortmund
Die komplette Probenliste ist hier / klick



Burgund wurde zwar freundlich offeriert, vom Weindeuter aber diesmal ausgelassen


Jaspis - läuft...



Rodrigo Plass von Vina Errazuriz präsentiert Spitzen des chilenischen Weinguts, darunter Don Maximiano und den 2001er Chadwick
Bei den Weißen brachte Egon Müllers Scharzhofberger SL 2010 mit seinem duftig-leichten, aber trotzdem intensiven Süß-Säure-Spiel Erholung an die rotweingestressten Gaumen



Weindeuter schnüffelt

Bettina Hess, Geschäftsführerin Mövenpick Dortmund...

...brachte die Probenkarte zurück nach Dortmund

Um den 220€ Barolo Castello Luigi 2008 kam eine Diskussion auf: Kork oder kein Kork? Die Mövenpick - Experten sagten nein...


Claudia Kaschinski mit ihrem herrlichen Käse...

...bereichert seit einiger Zeit die Proben im Dortmunder Mövenpick


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