Mal wieder zwei Südfranzosen verkostet, mal wieder festgestellt, daß dort untem im Midi Weine wachsen, die mich auf besondere Weise anmachen.
Das Languedoc: 15 Millionen Hektoliter Wein ! Jedes Jahr aufs Neue produziert. Wer auf der A9, der Languedocienne, von Avignon nach Südwesten in Richtung spanische Grenze unterwegs ist, fährt durch die größte zusammenhängende Weinbauregion der Welt. Ihre Produktion ist größer als die von Bordeaux, Australien, Südafrika und Chile zusammengenommen. Die Masse stammt von Rebstöcken in den Ebenen, die in den sonnensatten Sommern kräftig tragen, verarbeitet von Genossenschaften und großen Weinkonzernen. Ein Weinsee, den in dieser Menge niemand braucht, den keiner leertrinken kann.
Neben großflächigem Rückbau, Reduzierung der Bestockungsrechte etc. gibt es seit Anfang der achtziger Jahre auch die legendäre Languedoc - Qualitätsoffensive. Die Trendsetzer waren Um- und Einsteiger, Tüftler, Individualisten, vielfach Leute, die vorher ganz was anderes gemacht hatten. Im "Kalifornien Europas" war Platz. Rebflächen, vor allem an den schwer zu bearbeitenden Hängen mit kargen flachgründigen Oberböden, konnten günstig übernommen werden. Namen aus dieser Zeit sind z.Bsp. Daumas Gassac, Mas Jullien, Saint-Jean de Bébian. Die Umbaudynamik hält bis heute an, immer wieder tauchen neue Etiketten auf. Bordeauxwinzer engagieren sich, Engländer und Deutsche mit überschüssigem Geld investieren, Aussteiger träumen ihren Weintraum in abgelegenen Bereichen und produzieren ausgereizte und teure Spitzenqualitäten. Verkostete Beispiele aus letzter Zeit sind da u.a. die Domaine des Enfants aus dem Roussillon und Chateau Moyau südlich von Narbonne.
- "Sauvage" 2006 Chateau Moyau Languedoc (Carignan/Grenache/Syrah 13,5% 12€) Das direkt am Meer vor Narbonne gelegene Weingut erzeugt eine breite Palette bis hin zum Topwein "Hallucinant" für 60€ (100% Mourvedre von alten Rebstöcken, 24 Monate Barrique). Der Sauvage ist im Programm in der Mitte angesiedelt, schon für 12€. Bietet allerdings sehr befriedigenden Genuß. Sehr duftig, konzentriert, warm voll, dabei kein fruchtlastiger Angeber und Sofortbeglücker. Er folgt dem neuen Trend, auch in "heißen" Regionen Weine mit Feinheit, komplexer Vielschichtigkeit und einer gewissen mineralischen Kühle zu erzeugen. Moyeau wird vom Eigentümer Bernd Köhler, einem in der Schweiz tätigen Fondmanager, hochprofessionell betrieben. Es ist einerseits Hobby und Refugium, andererseits Kapitalanlage. Weine von Moyau z.Bsp. hier (klick).
- Chateau Coulon 2010 Corbieres Agriculture Biologique (Syrah/Carignan/Grenache 14% / 5-8€) Dieses Weingut hat eine etwas andere Geschichte, kein Start-up, keine Aus- und Umsteigerphilosophie im Hintergrund, sondern grundsolide Weinbergs- und Kellerarbeit seit 12 Generationen. Kein kleiner Betrieb, aber doch einer, der die Zeichen der Zeit erkannt hat, hier im wildromantischen Katharerland zwischen den Flüssen Aude und Orbieu. Ein Teil der Weine ist biozertifiziert, man gibt sich Mühe. Und ist preislich derart auf dem Teppich geblieben, daß es einen angesichts des Preises und der gebotenen Qualität nur freut. Ein reichhaltiger, seriös schmeckender Corbieres mit reicher Fruchnase, am Gaumen würzige, etwas rustikale Kraft, Süßholz, macht Trinkspaß. Wird in den Niederlanden über AH für nur 4,99€ vertrieben, eine echter Superschoppenshopper. Ist hier bei uns teurer (7,95€).
Wein von Ch. Coulon gibt es in D auch bei Delinat Bioweine.
AntwortenLöschenja, hab ich auch gesehen. Das ist wohl eine Art Exklusivabfüllung. Aber zur Zeit nicht zu bestellen...
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