26.12.2010

Weihnachtsmenü 2010

Zu Weinnachten regiert die Traditon, keine kulinarischen Experimente ! Das gibt Halt auf hoher See und vereinfacht die Abläufe, auch wenn es hektisch wird. Weder Hummer noch Bockwurst - hier gibts zum Heiligabend immer: Maronencremesuppe, einen winterlichen Salat mit Orangen, roter Beete, Walnüssen und dann einen Krustenbraten vom Schwein.
Nur die Weine wechseln natürlich, dieses Jahr waren dabei:
  • "Pas de Deux" Weißburgunder Chardonnay Matthias Gaul 2008 / Pfalz (13,5% / 11€) Der Winzer empfiehlt ihn als wärmenden Winterwein. Ein Teil des Chardonnay reifte für 6 Monate im Barrique, daher leichte Vanille, ansonsten viel Frische, fruchtiger Schmelz: Ein modern gemachter exotischer Fruchtcocktail. Wärme gibt mit 13,5% der Alkohol .
  • "Sideral" 2004 Altair Rapel Valley / Chile 14,50% / 18,90€) Der Sideral, der Sternenwein, passt vom Namen und vom Etikett sowieso schon mal zu Weihnachten. Auch von der Aromatik her, denn die ist rundum üppig. Im 6. Jahr steht der Chilene noch ganz in seinem sattroten Fruchtkleid mit einer herrlichen dicken Heidelbeer/Brombeernase. Auch dabei Zimt, Puderzucker und Tabak. Im Mund vollsaftig, lebendig, viel Fleisch. Dies ist "nur" der Zweitwein, wer noch mehr will nimmt den Altair (46€).
  • "Copa Santa" 2000 Languedoc / Frankreich (14,5% / aktuell ca. 14€) Für mich ein Klassiker, das Flagschiff von Pierre Clavel aus dem Languedoc. Der Heilige Becher zeigte wieder mal, wie gut die Weine aus dem warmen Süden reifen können. In der Nase entwickelte Frucht, Lakritzwürze, dunkel. Auch im Mund ein Wein mit sonoren Baßtönen, geschmeidig, hat Charisma und Attitüde, eine Art Mario Adorf im Glas - sehr gut.
Geburtstagsmenü 2010 für einen berühmten Wanderprediger



24.12.2010

Frohes Fest !


Der Einstieg in die weihnachtliche Hochphase war ein kleiner kulinarischer Barolo -und Süßweinabend am 23.12. beim Genießer (Details folgen hier). Morgen geht es dann an den "Heiligabendwein".
Allen Weinfreundinnen und Weinfreunden ein genußreiches Fest !


20.12.2010

4. Advent: Zwei Chardonnays und ein Roter von der (Traum)Insel

Südliche Weine im kalten Dezember:
Israel, Provence, Südafrika
  1. "us de Kap" 2009 Chardonnay, ein Südafrikaner vom "Ahr - Winzerkönig" Werner Näkel aus Dernau (13,%% / 9,90)
    Schönes goldgelb, sehr fruchtig - birnige Nase, im Mund dann Kraft und dezenter "Chardonnay - Schmelz", auch  frische Säure, kein Weichspüler - gut.
  2. Yarden Chardonnay 2007 Israel / Golan
    Geschmacklicher Antipode zum Näkel, ein Chardonnay im Barockstil. In Nase und Mund Wogen von Nüssen, Toffee, Vanille, Crema, butterweich, viel Fett. Es gibt ja viele, die zu solchen Vollschmeckern Distanz halten. Ich finde die herrlich, gerade wenn draußen Schnee liegt und Kerzen angezündet sind. Außerdem ist das zu cremig - sahnig angelegten Gerichten sehr schön, wie hier zum Seehechtfilet mit Pestokruste auf (Eier)Tagliatelle.
  3. Dann doch noch ein Roter: Domaine de l ´Ile Porquerolles 2007 (14% / ca. 12€)
    Sehr geradlinig, dicht, ohne Überkonzentration, viel Syrah - Würze. Hier bin ich voreingenommen, auf der kleinen Insel Porquerolles (nur 7,5 Km in der Länge) vor Hyères in der Provence war ich mal und bin ungern wieder aufs Schiff Richtung Festland gestiegen. Es gibt nur einen kleinen Ort, ansonsten ein paar Sandbuchten, im Süden Steilküste, in der Mitte Wald mit einem irren Sirren der Zikaden und natürlich einigen Rebflächen. Ganz im Westen ist das berühmte Mas de Langoustier, ein luxuriöses Hideaway. Neben der Doamine de l ´Ile gibt es nur noch ein weiteres Weingut, die Domaine La Courtade.




18.12.2010

Geheimtip von Ingo Naujoks zum Wein

Was macht man mit einer angebrochenen Flasche Wein, die man später weitertrinken möchte und die deshalb erstmal in den Kühlschrank soll ? Der Bochumer Schauspieler Ingo Naujoks gibt praktische Lebenshilfe für dieses Problem: "Mein Geheimtip geht in Richtung offene Spirituosen..."
Herrlich was er da erzählt, und er meint es wohl ganz ernst mit seiner Empfehlung, doch einfach eine große Weintraube zu nehmen ("meistens im Haushalt vorhanden") und sie auf den Flaschenhals zu legen. So würden auch noch Aromen der Traube ("ein Stück weit") in den Wein ziehen. Also das probier ich ja wohl mal aus, diesen Geheimtip. Und berichte dann...



16.12.2010

3. Advent - 3 Weine


Bei den Roten war eine gewisse Gefälligkeit, leichte Trinkbarkeit gefragt, ich wollte mittrinkende Weinlaien an so einem schönen Tage nicht überanstrengen, sanfte Stimmung war gefragt...
  • Deshalb zunächst ein weich-süffiger Deutscher von der Nahe: Cabernet Mitos 2008 Paul Neumann / Nahe (13% / 9,70€). In der Nase starke Primärfrucht von der Obsttheke, dichte schwarze Johannisbeeere, ganz leichte Vanille, obwohl nicht als Barrique deklariert. Sehr saftig, im Mund, frisch, kullert runter wie Fruchtsaft, gerbstoffarm, zwar feinherb mit Restzucker, aber nicht zu auffällig, nicht zu süß. 
  • Dann ein Chilene: Errazuriz Cabernet Sauvignon / Chile (13,5% / ca. 9€). Ebenfalls sehr duftig, kleinbeerige Frucht, durchaus Ähnlichkeit mit dem Mitos, macht Lust auf den ersten Schluck. Im Mund dann auch hier viel Frische, nicht fett, mittlerer Körper, im Vergleich zum Deutschen mehr Säure, mehr Würze, mehr Druck im Mund, auch mehr Länge.

14.12.2010

Südafrika - Probe in Essen

Thilo Marquaß und Axel Biesler
Es gibt Weinhändler, die bieten ihre Flaschen an im Stil der Marktschreier, loben ihr Sortiment in den siebten Weinhimmel oder vergeben sogar eigene Punkte für Weine, für die gerade keine Parker-, Gabriel-  oder Spectator - Punkte zur Verfügung stehen.
Nicht so Thilo Marquaß von der Weinhandlung Rolf Kaspar in Essen, der sein Marketing mit einem gewissen Understatement betreibt. Sein Fazit nach einer Probe mit südafrikanischen Weinen aus seinem Sortiment leitete er jedenfalls mit den Worten ein: "Beim Wein muß man Europa nicht unbedingt verlassen." Bei der Vielfalt an Rebsorten, Regionen und Stilen in good old europe vollkommen richtig. (Es gibt natürlich auch Weinfreunde, die sagen würden, man müsse beim Wein Deutschland nicht verlassen, da würde ich widersprechen.) 
Dabei hatte das von Axel Biesler (büffeln und süffeln) geleitete Weinseminar Südafrika durchaus seine Höhepunkte. Und zwar gerade da, wo die Weine eben nicht Geschmackskopien waren, sondern eigenen Charakter zeigten.

  • Zum Beispiel Sauvignon Blanc 2008 gegen Chenin blanc 2008, beide von Allée Bleue im Franschhoek Valley. Der Sauvignon mit intensiv fruchtigen Primäraromen, Limette, Ananas, ein saftiger Schluck, wie ihn viele mögen. Dagegen der Chenin, im Mund weicher, cremiger, rauchiger (z.T. Ausbau im großen Barrique) - mehr Charakter !
  • Ähnlich gelagert der Flight Pinotage "Starlette" gegen Cabernet-Sauvignon, ebenfalls beide von Allée Bleue. Der Cabernet (12,50€) ein typischer moderner Vertreter: Reife Paprika, Cassis, Süße, im Mund nicht fett, hat Frische. Für mich besser der Pinotage (10€ / 15 % Alc. / Rebzüchtung aus Pinot Noir und Cinsault). In der Nase schöne intensive Zartbitterschoko, süße Frucht, abgeschmolzene Gerbstoffe. Erinnert insofern an einen Pinot oder auch an deutschen Spätburgunder, eher fetten Charakters, hatte aber auch diesen typischen rauchig-torfigen Südafrika - Ton. Mein Favorit des Abends.
  • Im letzten Flight dann die beiden Kracher, der 2007er De Grendel Shiraz (14,5 % Alc. / 16€), roch und schmeckte nach auf Holzkohle gegrilltem rotem Fleisch mit dick Pfeffer drauf, ein Powerwein, der in der Runde sehr gut ankam. Axel Biesler verglich ihn mit einem Chateauneuf du Pape, ich hatte nicht diese Assoziation. Die Südfranzosen sind trotz aller Potenz in der Regel duftiger, feiner, differenzierter. Dann der Spitzenwein von Allée Bleue: "L´ Amour Toujour" 2007 (23€ /14 % Alc.). Eine (wilde) Mischung aus Cabernet, Merlot, Grenache, Shiraz und Petit Verdot. Man spürte den Drang zur Hochwertigkeit, schien mir aber aromatisch noch noch nicht integriert/trinkfertig - ewige Liebe entwickelte sich bei dem kurzen Flirt im Glas noch nicht.
Zur Probe auch hier beim Genießer.




11.12.2010

Weinerotik


Gesehen in einem Essener Hotel: Ein Deckengemälde, ein Fresko michelangeloesker Dimension - der nackt darniederliegende Bacchus kriegt was Rotes eingeschenkt. Ziemlich durchtrainiert der Bursche und das  Schnäpperle wohlanständig auf dem Oberschenkel drapiert.


10.12.2010

Gedanken zum Billig - Chateuneuf

Großer Name - kleiner Wein. Wußte ich allerdings schon vorher, trotzdem griff ich wie schon im letzten Jahr reflexhaft zum Billig - Chateauneuf von Aldi:
Wie gehabt war wieder nix Besonderes in der Flasche, ein geruchsarmer, dünner Saft, der mit dem, was Ch9dP sein kann, so viel zu tun hat wie Pink mit dem Papst.
Passend dazu ist eine Frage, die der Genießer in seinem blog angesichts einer Konservendose San Marzano Tomaten aus dem Supermarkt aufwarf: Geht das Bewußtsein, etwas Besonderes, also in jenem Falle die Tomaten, hier den Wein im Teller bzw. im Glas zu haben, im banalen Überfluss des Supermarktalltages unter ?
Man könnte natürlich zunächst argumentieren, daß Menschen, die den Fachhandel, aus welchen Gründen auch immer, meiden, dann eben im Supermarkt zu besseren, schmackhafteren Produkten greifen können. Denn meint man es ernst mit dem Erhalt und der Verbreitung von Qualität, besonderen Erzeugnissen, Bioprodukten etc. und einem Umsteuern in den Genuß - und Ernährungsgewohnheiten, sollten sie auch für viele Menschen im Alltag erreichbar sein. Und nicht nur einer Elite von Bewußtseinsessern und zeitgeistigen Mittelklasse - Lohas als Lifestyleaccessoire dienen.
Ich bin für einen "demokratischen Konsumismus", wenn es denn wirklich "besondere" Produkte sind. Dazu gehört natürlich die ganze Kette: Korrekte Bezahlung der Produzenten, überhaupt Sorgfalt bei der Erzeugung (ggf. nach Biorichtlinien etc.) und eine gewisse Produktehrlichkeit. Bekomme ich mit meinem Einkauf wirklich einen Genußmehrwert ? Oder täuscht eine besonders edle Angeberaufmachung diesen nur vor ? Die Regale der Supermarktketten und auch der Discounter sind ja voll mit goldverzierten Gourmet, Exquisit, Rewe feine Welt Sachen. Das ist oft aufgepimpte, überteuerte Massenware, reines Marketing mit denen eine Idee, ein Image verkauft wird.
Handwerklich gearbeitete Produkte zeichnen sich ja gerade dadurch aus, daß sie oft, nicht immer, nur in begrenzter Menge erzeugt werden können. Das reicht dann nicht für Massenmengen im Supermarkt.
Womit wir wieder beim Wein wären, dem Chateauneuf bei Aldi. Da liegt nun wirklich eine Banalisierung des Produkts vor. Weinlaien, die sich mal was Gutes tun wollen, für die 9€ für eine Flasche möglicherweise schon viel Geld ist, werden enttäuscht sein, weil sie sich von einem großen Namen mehr versprochen hatten. Und  dann möglicherweise wieder zu  ganz einfacher Kost greifen. Und sich dadurch um die Genußaromatik bringen, die ein guter Winzer-Chateauneuf nun einmal bietet...


08.12.2010

Weine zum 2. Advent: Mosel und Douro


Erst der 5. Dezember und trotzdem schon der 2. Advent ! Es ist also noch viel Zeit, um dem Monat Dezember Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und beim Weingenuß in vorweihnachtlicher Stimmung die Schlagzahl etwas zu steigern. Zum 2. Advent gab es am Sonntag zwei Weine von zwei Flüssen, von der Mosel und vom Douro.
  • Heymann - Löwenstein Hatzenporter Kirchberg 2007 / Erste Lage /Mosel (12,5% / 21€)
    Weinfreunden was über Reinhard Löwenstein und seine Moselrieslinge zu erzählen ist überflüssig, beides sind mittlerweile Legenden, weit über das reine Winzertum hinaus. Löwenstein ist Streiter und in tiefer Erkenntnis der Materie geerdeter Fachmann des Weins mit philosophischem Tiefgang. Ansehenswert seine Homepage (hier), lesenswert sein Terroir - Buch (hier). Der Kirchberg zeigt Größe, wie nicht anders zu erwarten. Helles prallreifes Steinobst, Pfirsich, Aprikose, animierend voller Duft, im Mund dann cremiges, beinahe öliges Gefühl, schöne Süße, reichhaltig und dicht. Ist aber schon einen Moment weg von "nur Frucht", eine aromatische Ahnung der Reife, zarte Nußigkeit stellt sich ein...sehr gut.
  • Monte Fernao Douro 2008 / Bodegas Calheiros Cruz  (Tinta Roriz, Touriga Franca, Touriga Nacional 15% / 11,80€)
    Der Wein wird vom Mövenpick - Weinkeller zwar als besonders authentisch herausgestellt, ist aber in seiner ganzen Stilistik ein modern gemachter und auf unmittelbares Gefallen ausgerichteter Vollschmecker. Schon in der "offiziellen" Beschreibung ist vom "Charmeur aus dem Douro", von "gefälliger Fruchtsüße, Pflaumenpüree und Korinthenschokolade" die Rede. Ich kann das nur bestätigen. Der Wein entwickelt schon in der Nase eine fast unanständige Süße, ginge in jeder Blindprobe als Überseebombe durch. Setzt sich im Mund fort, da tun dann auch noch die 15% Alc. ihr Werk. Doch was soll ich sagen, geschmeckt hat das Pralinchen am 2. Advent schließlich doch. Draußen Eis und Schnee, da wärmt so was. Außerdem war es passend zu einer ganz mürb geschmorten Rindsroulade.


06.12.2010

Bordeaux in China

Eine skurille Meldung vorweg: Der französiche Generalkonsul in Hongkong hat Wein geklaut. Französischen Wein - in China !
Ist es schon so weit, daß bei der Menge an teuren Bordeauxs, die ins Reich der Mitte gehen, die Franzosen sich ihren Anteil zurückholen ? Vielleicht sogar in chauvinistischer Überheblichkeit denken, daß "der Chinese" an sich das gute Zeugs ohnehin nicht verdient hat ?
Wine goes east ! Die chinesische Oberklasse gelüstet es nach Statussymbolen aus dem alten Europa. Die Preise am Weinhandelsplatz Hongkong explodieren. „Wein ist eine Form von Unterhaltung für wohlhabende Chinesen geworden. Sie haben Spaß daran Wein zu ersteigern und lassen sich beim Bieten von ihrer Begeisterung mitreißen“ – zumindest bei must have-Weinen. Lafite - Rothschild steht im Zentrum des Interesses, die Flaschen werden für Irrsinnssummen verkauft. Der 2008er wurde gleich mit der chinesischen (Glücks)zahl Acht dekoriert. Mouton - Rothschild zieht nach, und läßt sein 2008er Etikett von Xu Lei gestalten.
Die äußere Aufmachung spielt in China eben eine große Rolle, das hat ja auch schon unsere Weinkönigin Mandy bei ihrer Wein-PR-Tour mit Kurt Beck festgestellt.
Da ist es nur logisch, daß z.Bsp. auch Chateau Beychevelle aus St. Julien eine große Chance im neuen Boom Markt eingeräumt wird: Das Boot auf dem Etikett erinnert an ein chinesisches Drachenboot.
LAFITE mit der chinesischen ACHT, MOUTON mit chinesischer Kunst, BEYCHEVELLE mit Drachenboot


03.12.2010

Roter Klassiker: Rioja Reserva

Sehr schön mit seiner klassischen Aufmachung und Aromatik jetzt in der Adventszeit zu trinken ist dieser spanische Traditionalist aus der Rioja:

Solche Spanier waren mal meine Lieblingsweine, in den (Wein)anfangszeiten. Da hat sich natürlich inzwischen einiges relativiert, der Marques kommt aber immer noch gut. Sanfter Genuß ohne Hektik, der Wein verströmt in seiner beginnenden Reifephase Ruhe. Typische Nase aus Vanille und Orangenschale, auch im Mund gute Harmonie von feiner Süße, Fruchtsäure und würzigem Rauch.
Was passt dazu ? Pata Negra, der Schinken von den schwarzfüßigen Schweinen aus der wilden Bergwelt der Extremadura, die so gerne Eicheln fressen. Wie der Wein wird auch der einer mehrjährigen Reifung unterzogen, so mögens die Spanier - und das ist gut so.