17.12.2009

Klimagipfel + Wein


Es wird warm im Weinberg !


Die Auswirkungen des Klimawandels werden, passsend zum Klimagipfel in Kopenhagen (auch da gibts inzwischen Wein), zur Zeit auch im Hinblick auf sich verändernde Bedingungen für den Weinbau diskutiert. So berichtete Stuart Pigott vor zwei Wochen bei der Vorstellung seines neuen Buches "Wein weit weg" in Herten über die Auswirkungen der Temperaturerhöhung für Europa bei 2 Grad im Jahresmittel: Die Weinbaugrenze verschiebt sich um 400 Kilometer in den Norden, die ohnehin heißen Gegenden in Südeuropa, z.Bsp. La Mancha in Zentralspanien, veröden.
Um die Verschiebung der Vegetationszonen geht es auch im Interview mit dem Leiter des Potsdam - Instituts für  Klimafolgenforschung:
"Im Prinzip wird es für viele Regionen besser. Problematisch ist es da, wo wir schon gute Verhältnisse haben. Da ändern sich die Bedingungen, und das heißt, dass der Charakter des Weines, und damit auch das, was die Kundschaft haben möchte, sich verändert.Wir haben heute zusätzlich auch noch Weinanbau in Dänemark, Schweden und England. In der Tat verschiebt sich die Anbaugrenze für Weißweine nach Norden. Im Bordelais könnte das noch gar nicht so sehr kritisch sein, weil dort die Nähe zum Ozean noch für einen gewissen Ausgleich sorgt. Aber insgesamt ist für die französischen und für die spanischen Weine durchaus mit einer Veränderung, nicht immer zum Positiven, zu rechnen. Wir kriegen dann für französische Weine das, was wir in Spanien heute schätzen. Das kann positiv sein, kann aber auch bedeuten, dass der Charakter der Weine nicht mehr der ist, den der Käufer erwartet. Und bei den spanischen Weinen, die sich inzwischen bei Kennern etabliert haben, kann es bedeuten, dass es auch dort Schwierigkeiten gibt. Nicht jeder möchte ja immer Sherry haben."
Zur Anpassung der Winzer hier ein interessantes Interview mit dem deutschen Spitzenwinzer Robert Weil aus  dem Rheingau:
"Das Management der Ernte ist ganz anders als früher. Da war die Ernte wesentlich unkomplizierter als unter den Vorzeichen der Klimaerwärmung – einfach weil es viel kühler zur Erntezeit war. Da sich die Vegetationsstufen nach vorne verschoben haben, ist auch die Reife früher erreicht. Zu diesem Zeitpunkt ist es eben oft noch viel wärmer als zwei, drei Wochen später. Und daher laufen auch die Stufen der Voll- und Überreife schneller ab, das Zeitfenster für eine optimale Ernteeinbringung ist also viel kürzer. Die globale Erwärmung setzt uns einen klaren Trend: Die Rückbesinnung auf den Berg bedeutet ein weiteres Verschmelzen von Mensch und Natur. Ich erwarte ein Zurück zum Handwerk und eine größere Distanz zur industriellen Weinfertigung."
Über die positiven Aussichten für den Weinbau in Großbritannien hier etwas, auch über geplante Investitionen französischer Champagnerhäuser auf der Insel. 
Negativ dagegen die Bedingungen für den Merlot aus dem Bergerac, er verlöre dort durch die Erwärmung an delikater Frucht. Bald also Syrah auch aus Bordeaux ?
-wird fortgesetzt-

1 Kommentar:

  1. Die Erderwärmung wird für viele Menschen gravierende Folgen haben. Die Sorge um den Wein ist daran gemessen von sekundärer Bedeutung ! Und sich darüber zu freuen, dass in Deutschland dann auch gehaltvollere Rotweine erzeugt werden können grenzt an Zynismus.

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