21.09.2009

Große Spanienprobe in der Weinzeche in Essen

Die Weinzeche, in Essen vor 12 Jahren eröffnet, ist eine der größten Weinhandlungen im Ruhrgebiet. Getreu dem Motto "Qualität statt großer Namen" geht es hier weniger um Lafite und Corton. Das Sortiment ist groß, bietet mit Basisweinen um 5€ viel für Einsteiger (auch für solche, die es bleiben wollen), aber auch "Weinesoteriker" kommen auf ihre Kosten. Ein Schwerpunkt sind hochwertige Winzerweine aus Südfrankreich, vor 12 Jahren noch ein neuer Trend, heute natürlich weithin etabliert.

Bei den regelmäßig stattfindenden Verkostungen ist die Auswahl an offenen Weinen stattlich, man bekommt sozusagen eine Art von Überblick über das "Themengebiet". So auch bei der großen Iberienprobe, 112 Weine waren offen, überwiegend das "moderne Spanien", sehr fruchtbetont, häufig mit modernen Etiketten. Und: Es muss nicht immer Tempranillo sein. Spannend waren einige Rote aus der Monastrell Traube.
Ein solcher Vertreter ist der
Carchelo C 2008 aus dem Jumilla. Monastrell/Syrah/Cabernet ergeben einen lilafarbenen, reichhaltigen, trotz 14% "frisch" wirkenden Wein. Treffer auch die sehr schön ausgestatteten Flaschen von Espelt aus Katalonien: Saulo 2007, ein Einstieg für 7€, Garnacha + Carinena, pikant, würzig. Der Terres Negres 2005 (ca. 14€) aus Carinena + Cabernet, irre Farbe, Länge, dabei elegant und sehr trinbar bleibend. Anders natürlich beim Hacienda Monasterio Crianza 2006 (35€), mittlerweile neben Pesquera ein Klassiker aus dem Ribera del Duero, der typische (Peter Sissek)-Kraftstil mit viel Tannin, holzgeprägt, sehr konzentriert, warm. Auch aus dem Ribera, preislich aber deutlich günstiger, Erial (14€) und Erial TF (20€). Alles drin und dran was man von einem würzigen Tempranillo erwarten darf, dunkle dichte Frucht, körperreich, jedoch wenig (störende) Holznoten, trotz Kraft fast seidige Feinheit. Wie das geht, Geschliffenheit, Sanftheit, Eleganz mit hohen 15% in harmonischen Einklang zu bringen zeigt Telmo Rodriguez (hier lohnt es sich, zur "Welt" dieses Weinmachers weiterzuklicken) mit seinem eher hellfarbenen "Pegaso" 2004 von alten Garnacha Reben (4400 Fl. 25€) - verblüffend. Ein Highlight aus der Rioja die Bodegas Roda. Hinter diesen Weinen steckt eine ausgefeilte Vinifikation und Produzentenphilosophie. Mit großem Aufwand im Weinberg und Keller werden dort moderne und sehr teure Riojas erzeugt. Spitzenprodukt ist der 160€-Klopfer "CIRSION", eine absolute Auslese bester Trauben. Mit solchen Weinen ist es auf Proben oft schwierig, man weiß um Preis und Status, kann ihnen aber in einer gewissen Verkostungshektik eigentlich nicht gerecht werden. Gerade von sehr gut nach GROSS sind es ja meistens die subtilen Feinheiten, die den Unterschied machen. Von Sarah Fernadez Berngoa (verteilte übrigens köstlich schmeckende, in Olivenöl getränkte Weißbrotscheiben mit Schokolade drauf) zum Wein befragt, konnte die Antwort nur sein: Den müßte man in Ruhe zu Hause trinken - was mir aufgrund des Preises leider nicht vergönnt ist...
Zum Schluß noch ein Kauftip, Borsao "Tres Picos" (14,50€) aus alten Garnacha Reben. Intensiv, ein richtig leckerer Kraftprotz mit Aromatik in Richtung "Brombeerlakritzrumtopf". Viel Wein, in der Weinzechenbeschreibung wird Parker zitiert, man solle ihn mit feinsten roten Burgundern vergleichen. Mich erinnert er aber mehr an einen von der Südrhone, Chateauneuf oder noch eher an Gigondas.

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