14.12.2010

Südafrika - Probe in Essen

Thilo Marquaß und Axel Biesler
Es gibt Weinhändler, die bieten ihre Flaschen an im Stil der Marktschreier, loben ihr Sortiment in den siebten Weinhimmel oder vergeben sogar eigene Punkte für Weine, für die gerade keine Parker-, Gabriel-  oder Spectator - Punkte zur Verfügung stehen.
Nicht so Thilo Marquaß von der Weinhandlung Rolf Kaspar in Essen, der sein Marketing mit einem gewissen Understatement betreibt. Sein Fazit nach einer Probe mit südafrikanischen Weinen aus seinem Sortiment leitete er jedenfalls mit den Worten ein: "Beim Wein muß man Europa nicht unbedingt verlassen." Bei der Vielfalt an Rebsorten, Regionen und Stilen in good old europe vollkommen richtig. (Es gibt natürlich auch Weinfreunde, die sagen würden, man müsse beim Wein Deutschland nicht verlassen, da würde ich widersprechen.) 
Dabei hatte das von Axel Biesler (büffeln und süffeln) geleitete Weinseminar Südafrika durchaus seine Höhepunkte. Und zwar gerade da, wo die Weine eben nicht Geschmackskopien waren, sondern eigenen Charakter zeigten.

  • Zum Beispiel Sauvignon Blanc 2008 gegen Chenin blanc 2008, beide von Allée Bleue im Franschhoek Valley. Der Sauvignon mit intensiv fruchtigen Primäraromen, Limette, Ananas, ein saftiger Schluck, wie ihn viele mögen. Dagegen der Chenin, im Mund weicher, cremiger, rauchiger (z.T. Ausbau im großen Barrique) - mehr Charakter !
  • Ähnlich gelagert der Flight Pinotage "Starlette" gegen Cabernet-Sauvignon, ebenfalls beide von Allée Bleue. Der Cabernet (12,50€) ein typischer moderner Vertreter: Reife Paprika, Cassis, Süße, im Mund nicht fett, hat Frische. Für mich besser der Pinotage (10€ / 15 % Alc. / Rebzüchtung aus Pinot Noir und Cinsault). In der Nase schöne intensive Zartbitterschoko, süße Frucht, abgeschmolzene Gerbstoffe. Erinnert insofern an einen Pinot oder auch an deutschen Spätburgunder, eher fetten Charakters, hatte aber auch diesen typischen rauchig-torfigen Südafrika - Ton. Mein Favorit des Abends.
  • Im letzten Flight dann die beiden Kracher, der 2007er De Grendel Shiraz (14,5 % Alc. / 16€), roch und schmeckte nach auf Holzkohle gegrilltem rotem Fleisch mit dick Pfeffer drauf, ein Powerwein, der in der Runde sehr gut ankam. Axel Biesler verglich ihn mit einem Chateauneuf du Pape, ich hatte nicht diese Assoziation. Die Südfranzosen sind trotz aller Potenz in der Regel duftiger, feiner, differenzierter. Dann der Spitzenwein von Allée Bleue: "L´ Amour Toujour" 2007 (23€ /14 % Alc.). Eine (wilde) Mischung aus Cabernet, Merlot, Grenache, Shiraz und Petit Verdot. Man spürte den Drang zur Hochwertigkeit, schien mir aber aromatisch noch noch nicht integriert/trinkfertig - ewige Liebe entwickelte sich bei dem kurzen Flirt im Glas noch nicht.
Zur Probe auch hier beim Genießer.




1 Kommentar:

  1. Die Weinwirtschaft in Südafrika ist exportorientiert, auch für den deutschen Markt gemacht. Irgendjemand muß die Weine ja trinken.

    AntwortenLöschen