30.03.2012

Korkdiskussion: Dreh oder Plopp ?



Ein Dauerbrenner ist die Diskussion um den richtigen Flaschenverschluß beim Wein, das Thema ist immer wieder für emotionsgeladene Diskurse gut. Ein Pamphlet contra Naturkork ("...Gegenstand, der in Form und Konsistenz einem gebrauchten Tampon gleicht...") gibt es aktuell vom Weinfreund Werner Elflein (klick).
Aber auch Pro Kork wird zur Zeit getrommelt, die portugiesische Korkindustrie investiert gerade 12,5 Millionen Euro in eine Werbekampagne mit der sie die Vorteile  des Korkverschlusses für Weine betont.
Vor ein paar Wochen gab es zum Thema "Dreh oder Plopp" eine interessant besetzte Diskussionsrunde in Essen. Winzer und Weinblogger Dirk Würtz, eher eingeladen als Korkkritiker, gab sich pragmatisch. Ihm sei es egal womit der Flaschenhals verschlossen würde. Hauptsache sei, daß nichts rauslaufe und der Korken dem Wein nichts antue. 
Dagegen stand Roman Niewodniczanski, Edelwinzer von der Saar (Van Volxem), mit großer Geste und großen Worten: Der Schraubverschluß wiederspreche in allem seinen Idealen. Für das Premiumsegment, wie es Van Volxem nun mal darstelle, käme nur der hochwertige Korkverschluss in Frage. Er sei die Voraussetzung für die Entwicklung von komplexen Aromen in der Flasche. Nur der Kork passe in Haptik und Ästhetik zum Kulturgut Wein. Aber der Kunde könne sich ja entscheiden, so wie zwischen einer Quartzuhr und einer mechanischen Uhr. Breites Schmunzeln, als darauf Dirk Würtz betonte, daß er eine solche trage...
Auch Markus del Monego sprach sich für eine Klassengesellschaft beim Weinverschluß aus: Schraub für Einsteiger und für schnellen Verbrauch gedachte Jungweine, Kork für die Teuren. Hier kam auch das Argument, daß ein dichter Kork gar keinen Sauerstoffaustausch mit der Außenluft zulasse, die Luft sei in den Kapillarzellen des Korkens gebunkert.



Dirk Würtz und Roman Niewodniczanski

22.03.2012

Frühlingsbote aus der Schweiz


Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Genußbloggerszene schickt Frühlingsgrüße in die Welt. Da will auch der Weindeuter sein kleines Sträußchen artigst abgeben. Wer hier öfter liest, weiß, daß für mich Rosé gleichbedeutend ist mit dem französischen Süden (klick). Rosé ist  Sonne, Wärme, Licht, Duft der Provence. Hier aber stattdessen mal ein Kandidat aus dem vornehmen Zürich, und der passt nun wirklich auch in diese schöne Zeit.

2010 Pankraz Pinot Noir Rosé / Staatskellerei Zürich (12,5% / 11,80€) Die Staatskellerei Zürich, seit 1997 eine Tochter der Mövenpick AG, ist eine Art Genossenschaft. Der Betrieb ist groß, 90 Produzenten aus über 26 Zürcher Gemeinden liefern das Traubenmaterial. Produziert wird ein breites Spektrum von Pinot bis Solaris.
Der verkostete Rosé aus Pinot Noir kommt ganz im Stil des Hauses daher, sanft mit wenig Säure - so mag man das dort. Viel duftige Erdbeerfrucht, am Gaumen nicht nervös, stattdessen frische Fruchtcrema, leichte Süße. Ein schöner mouth-pleaser, angenehm.





16.03.2012

Vollschmecker: Caymus Zinfandel 2008


Die Frühlingsonne läßt sich blicken, die Schwanzmeise singt ungehemmt ihr Liedchen - da wird es Zeit, noch schnell mal eine richtige Granate zu öffnen. Ein Abgesang auf die kalte Zeit, ein Dickschiff aus dem Napa Valley kommt in die Gläser...

  • Caymus Zinfandel 2008 Caymus Vineyards Napa Valley /Kalifornien (15,2% 33€) "...mollige Textur mit edlem Caramelfilm" steht in der Händleranpreisung. Das dürfte viele Weinfreaks abschrecken und tatsächlich, wer sich  bevorzugt an  Cabernet Francs von der Loire oder "Old - school Bordeauxs" delektiert sollte hiervon vielleicht die Finger lassen. Der Wein ist schon fett. Üppig wie die Venus, gemalt von Peter Paul Rubens. Dicke Frucht, (über)reife Beeren, ein reichhaltiges Kompott, sanft, Harmonie, Alkohol komplett integriert, sehr gut gemacht. Wer solche "over the top" - Weine mag wird voll befriedigt. Caymus folgt hier seinem Prinzip der "hang time", späte Lese sehr reifer Trauben. Regulär gibt es aus diesem Haus Cabernets, die recht gut beleumundet sind. Das Flagschiff ist die "Special Selection", allerdings schon im 160€ Bereich angesiedelt...



11.03.2012

Wein auf Zollverein

Eine Highlight - Verkostung bei Katie Jones : Finessenreiche, in handwerklicher Kleinproduktion erzeugte Weiße und Rote aus dem östlichen Languedoc. Mehr dazu hier (klick).

März, der Marathonmonat für Weinfreaks. Auf der Prowein wird verkostet als gäbe es kein Morgen. Der Markt ist riesig, unübersichtlich, es herrscht Überfluß, Suff total. Manchmal fragt man sich, wer das eigentlich alles trinken soll. Aber vielleicht sind solche Überlegungen auf einem Weinblog gar nicht angebracht. Also nimmt auch der Weindeuter das Probenglas zur Hand und läßt sich einschenken. Schon am Vorabend der Prowein auf der Hausmesse von Rolf Kaspar in der Zeche Zollverein in Essen gab es interessante Gewächse "satt".

Zum Einstieg was frisches: "Gemischter Satz Riesling Gewürztraminer"  von Kühling - Gillot. Die beiden Rebsorten wachsen einträchtig im Pettental am Roten Hang nebeneinander. Duftig, milde Säure, süffig...(13,95€)

Dann ein "Gegenschluck", der Silvaner Kabinett 2011 Weingut Roth im fränkischen Wiesenbronn: Würze, Erde, Kreide, Kraft im Mund (7,50€).

Mit Piratentuch auf dem Kopf schenkt Andreas Engelmann vom Schloßgut Ebringen / Baden aus, die haben einen leckeren  Sauvignon Blanc im Programm: Reife Stachelbeere, international, ein Gefallschluck, gut (11,50€).

Der Einstieg in die rote Phalanx dann Mallorca. Castell Miquel gehört dem Pharmaunternehmer Michael Popp ("Sinupret") Auf der Homepage werden besonderes die gesundheitsförderneden Wirkungen herausgestellt („Trinke Wein und du wirst gesund sein“). Aus der Reihe Stairway to Heaven kam der dichte Syrah und der offenere feinere Cabernet ins Glas (je 21,90€).


Am Tisch daneben stehen die Pompaelos. Unter diesem Label produzieren und vertreiben Björn Steinemann und einige Freunde Weine aus dem Navarra. Die Pompaelo Crianza 2007 aus Cabernet-Sauvignon, Tempranillo und Merlot für preisfreundliche 8,95€ ist kein Weichspüler, hat Würze.



Direkt daneben Norrel Robertson, Master of Wine mit Sitz in Spanien. Der ist Schotte und bekannt als “El Escocés Volante” (The Flying Scotsman). Er präsentiert seine Weine aus der D.O. Calatayud: El Puno (Garnacha) und Dos Dedos De Frente (Syrah,Viognier). Karge Böden, extreme Höhenlage alte Rebstöcke sind hier das Rezept. Beides keine Schmeichler, kernig-kleinbeerige Frucht, kühle Mineralik, nicht fett, viel Tiefe (19€ / 21€).


Zum Abschluß was aus der Heimat - und das ist alles andere als schlecht. Peter Kriechels Früh- und Spätburgunder von der Ahr setzen einen schönen Aromenakkord. Der Walporzheimer Kräuterberg 2009 (29,95€) ist ein in jeder Hinsicht großzügiges, warmduftiges, fruchtweiches und rauchiges Muster.

Zur Probe auch hier bei Genußbereit (klick)