In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Libanon zum historischen Kanaan, wo ja bekanntlich schon
Jesus Wasser in Wein verwandelt hat. Man bewegt sich beim Verkosten sozusagen auf biblischem Boden.
Auf jeden Fall hat Weinbau im Libanon eine uralte Tradition, gekennzeichnet bis in unsere Zeit immer wieder durch außerordentliche Zeiten des Wachstums, aber auch durch empfindliche Rückschläge.
Die Phönizier sorgten für den ersten großen Boom. Sie verbreiteten mit ihren Schiffen die reichhaltigen Weine der Levante im ganzen Mittelmeerraum, die ersten Weinhändler der Welt.
Während der langen muslimischen Herrschaft hielten Juden und Christen das Wissen um die Rebkultivierung aufrecht, die Weinproduktion wurde in geringem Umfang bis in die Neuzeit nach antiken Methoden betrieben.
Spannung kommt erst wieder Mitte des 19. Jh. durch die Franzosen ins Spiel. Unter ihrem Schutz wird die autonome Provinz Mont Liban ausgerufen, 1857 legen Jesuitenmönche den Grundstein für den neuzeitlichen Weinbau und gründen das Weingut Ksara, nach einer ehemaligen Festung aus der Zeit der Kreuzritter.
Während der französischen Mandatszeit zwischen den Weltkriegen steigt die Nachfrage nach Wein, Beirut wird zum "Paris des Nahen Ostens". Es kommt zu umfangreichen Neupflanzungen, vorwiegend französische Rebsorten wie Cinsault, Carignan, Mourvèdre, Grenache, Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Sauvignon Blanc, Blanc, Sémillon und Chardonnay.
1930 gründete Gaston Hochar
Château Musar, das legendäre Weingut, welches bis heute für den libanesischen Wein ein dickes Ausrufezeichen setzt und einen Platz unter den Crus dieser Welt behaupten kann.
Erneuter Rückschlag dann durch den libanesischen Bürgerkrieg zwischen 1975 und 1990. Rebberge im Bekaatal wurden zerstört, der Weinbau kam beinahe zum Erliegen.
Wenn heute wieder von einer Renaissance des libanesischen Weinbaus die Rede sein kann, sprechen wir hier von einer Entwicklung der letzten 20 Jahre. Viel Geld wurde in die Modernisierung der Weingüter gepumpt, gleichzeitig gab es Neugründungen, z.T. innovative Boutique-Weingüter mit ausländischem Kapital und Beratung.
Im Jahr 2010 erzeugten im Libanon rund 40 Weingüter auf rund 30.000 ha etwa acht Millionen Flaschen, wobei die sechs größten Erzeuger (Château Ksara, Château Kefraya, Château Musar, Château St. Thomas, Domaine Wardy und Massaya) für 85% der Jahresproduktion verantwortlich sind.
Doch nun zu den Weinen. Verkostet wurde in lockerer Runde, nach dem ersten Durchgang zu den Weinen sehr passend ergänzt durch würzig-feine Spezialitäten der libanesischen Küche im
Restaurant Arabesque in Essen. Eines vorweg: Wer bei Wein und Libanon "heißgekochte" und plumpe Gewächse voller Alkohol assoziiert liegt falsch. Die Tropfen profitieren in ihrer Gesamtaromatik von der ausgeprägten Höhenlage vieler Pflanzungen, z. T. bis in 1000 Meter Höhe.
Ixsir Altitudes 2009 (
Cabernet Sauvignon, Syrah, Caladoc, Tempranillo 13,5% / ab 12€) Seidige Nase, gute Mischung aus Frucht und Würze, etwas Tabak, runde Sache ohne Übertreibungen, könnte auch ein moderner Schluck aus dem Languedoc oder aus Spanien sein. Neues Weingut mit interessanter Kellerarchitektur, moderne Aufmachung, hier hat man viel Geld in die Hand genommen und offenbar noch einiges vor. Die Önologie liegt in spanischen und französischen Händen.
Chateau St. Thomas 2007 (Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot 14% / 25€) Der große Bruder vom Emir, warme Fruchtnase, Vanille, Schoko, süße Weihnachtswürze im Glas, dicht, hat Länge, ein Gaumenpleaser. St. Thomas wurde 1990 gegründet, bis heute ein Familienbetrieb mit 65 ha, die Reben wachsen in Hanglage bis zu 1.300 m.
Ksara "Reserve de Convent" 2009 (Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc 13% /ab 9€) Wärmer, mehr Tabakwürze, spielt etwas mehr die exotische Klaviatur. Ksara ist DER Klassiker im Libanon, seit 1857 von Jesuiten aufgebaut, 1973 nach einer Entscheidung des Vatikan privatisiert. Großer Betrieb mit insges. 300 Hektar Rebfläche, stetig modernisiert. Liefert sich mit Kefraya stets ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch bekannt für seinen Arak "Ksarak".
Chateau Kefraya 2008 (Cabernet-Sauvignon, Syrah, Carignan, Mourvèdre 13% ab 20€) Hellduftig, Eleganz, luftig, superfein, erinnerte mich spontan an Musar, Topwein. (Verkostungen zum Musar
hier und
hier) Gegründet in den 1950er Jahren, mit viel Aufwand und französischer Hilfe, litt stark im Bürgerkrieg, in den Wirren der Kämpfe stürzte ein syrischer Kampfjet mitten in die Rebberge.
Aurora 2010 Cabernet Franc (13,5% 28€) Waldboden, Trüffel, dunkle Früchte, ein Schluck mit Tiefe, sozusagen der Barolo der Verkostung - herrlicher Wein. Aurora ist eine Neugründung, nur 4000 Flaschen werden insgesamt pro Jahr auf 1,4 Hektar
erzeugt. "Garagenwein" mit hohem Qualitätsanspruch.
Weine von Libanon Feinkost
53129 Bonn Heinrich Körner Straße 11