27.12.2013

Weinrallye 70 - Schäumendes Glück aus dem Languedoc...



Hier soll es gehen um einen klassischen "Schäumer" aus Frankreich, allerdings nicht aus der Champagne, sondern aus südlicheren Gefilden. Und sogar um einiges älter als die Strunzbrause aus dem Norden...
Die AOC Limoux liegt um den gleichnamigen Ort südlich von Carcasonne an der Grenze zwischen dem Languedoc und dem Roussillon. Die Pyrenäen sind schon in Sichtweite am Horizont, die Gegend ist vor allem bekannt für kräftige Rote. Aber gerade Limoux ist spezialisiert auf hervorragende trockene aber auch süße Schaumweine.
Da wurde schon lange vor dem Siegeszug des Champagners der Blanquette de Limoux erzeugt, der "älteste Schaumwein der Welt (klick). Die Legende schreibt auch hier einem Mönch (des Benediktinerklosters Saint Hilaire) seine Entdeckung zu. Das aber schon im Jahr 1531, über 100 Jahre vor Dom Pérignon in der Champagne.
Bei der immer noch verwendeten Méthode Ancestrale findet ausschließlich eine einzige Spontangärung des Grundweins statt. Der Most wird erst auf eine Temperatur von etwa 10 °C heruntergekühlt. Die alkoholische Gärung startet dadurch nicht sofort, sondern fünfzehn bis zwanzig Tage später und zieht sich über mehrere Wochen hin. Der Most wird aber nur soweit vergoren, dass er noch genügend Restzucker für die Gewinnung der Perlage enthält und dann ohne weiteren Zusatz von Zucker und Hefe in Flaschen gefüllt, in denen es dann munter weitergärt. Hierdurch entstehen ganz natürliche Schaumweine, mit weniger als 7 ° Alkohol sowie feiner Restsüße.




Antech Limoux "Méthode Ancestrale" Doux et Fruité (6,5% / 10€) Zurückhaltende Perlage, zarte Kohlensäure, fruchtsüß wirkende Nase, frische Blüten, saftig-reifer Apfel, sehr anmachend. Erinnert an einen guten Moscato d'Asti. Im Mund zart, frisch, leicht. Die Süße gleicht eher leicht aufgestreutem Puderzucker auf frischem Obst. Wunderbare Erfrischung...

Im Gegensatz dazu steht die Méthode Champenoise, die bei den französischen Crémants Anwendung findet. Da wird dem Grundwein ja nach der ersten abgeschlossenen Gärung wiederum Zucker und Hefe (Tirage) beigefügt und in der Flasche ein zweites Mal vergoren. Diese Methode ist in Limoux mit der AOC Crémant de Limoux erst seit 1990 offiziell zugelassen.




Ein solcher Cremant, also sozusagen die moderne Varainte, ist der "Clos des Demoiselles" 2007 Domaine J.Laurens Crémant de Limoux (Chardonnay, Chenin et Pinot Noir / 12 / 15€). Mittleres Gelb im Glas, expressive Nase, appetitmachend. Reife Birne, Milchbrötchen, geröstetes Toastbrot. Dichte feine Perlage. Ist in einem schön gereiften Zustand, mit noch genügend Trinkfrische.

Noch mehr Schäumer und alles weitere zur 70. Weinrallye bei Cordula Eich/Supershoppenshopper (bitte hier klicken).


24.12.2013

Atzwentzweine...(3)



Advent ist nicht nur rot (hier und hier), im Gegenteil, die Weißen nehmen einen immer größeren Anteil auch in der dunklen Jahreszeit ein. Und das Recht gebührt ihnen auch, aktuell dazu eine Betrachtung auf Cicero online "FESTTAGSALTERNATIVE Weißwein zur Weihnacht" (klick). Da wird zwar eher einigen Chardonnays das Wort geredet, hier gab es aber einige Rieslinge in die aufnahmebereiten Gläser. Alle mit etwas Restsüße, keine Säurebomber, das passt zum Fest, das entspannt...




Steinerd II Riesling 2012 Axel Pauly Mosel (11,5%/7,90€) Feinherbe Qualität, der Wein sitzt auf Anhieb, Restzucker trifft auf hohe Moselsäure, herrlich süffige Mischung.
Alte Reben Riesling 2012 Carl Loewen Mosel (12,5%/12€) Hier konzentriert man sich auf Riesling und sonst nix, kein ausuferndes Portfolio von Dornfelder bis Huxelrebe wie sonst oft in deutschen Landen. Auch hier enormer Trinkfluß durch Restsüße, insgesamt aber dichter gebaut als der Pauly, macht mehr Munddruck, Top.
Röttgen Riesling 2009 Heymann-Löwenstein Mosel (13%/22€) Wieder mal eine Bombe vom Altmeister, vor kurzem der 2008er, ähnlich hier jetzt im Glas: Goldgelb, hohe Konzentration, reichlich Fruchtwumms in der Nase, tropische Fruchtsüße, Hedonist im Glas. Nicht für jede Gelegenheit, als Weihnachtswein ideale Balance zwischen Frische und Ohrensessel...


23.12.2013

Atzwentzweine...(2)


Das Warten aufs Christkind wurde auch in diesem Jahr wieder mit einigen Adventsweinen überbrückt. Nach den beiden Altweinkrachern am 1. und 2. Advent (´95er Beaucastel und ´91er Montrachet) folgten am 2. und 4. Advent einige Rote, allesamt Südkinder, eines sogar direkt aus dem Morgenland...




Tandem Syrah 2010 Thalvin/Alain Graillot Marokko (14,5%/11,90€) Der Wein ist das Produkt einer Zusammenarbeit des Winzers Alain Graillot von der nördlichen Rhone mit der Winzerfamilie Thalvin aus Marokko, in deren Kellerei der Wein auch vinifiziert wird. Frucht und Pfeffer ist hier das Motto, dunkel, guter Baß, keine Überbreite, hat auch Raffinesse.
Syrah Domaine Wardy 2007 Libanon (13,5%/12%) Sehr reife Frucht, Rumtopf, weich, etwas Syrahschärfe, schöne Länge, kleiner Hitzkopf aus dem Bekaa-Tal.




Bonne Pioche Pic Saint Loup 2011 Domaine Clavel Languesdoc (14,5%/12,90€/ 65 % Syrah – 15 % Grenache – Mourvèdre 20% ) Ein Maul voll Rotwein, üppige süßreife Frucht, volle saftige Ladung, ein Spaßwein, Mouthpleaser, nicht schüchtern drauf, genau wie sein Macher...
GR-174 Casa Gran del Siurana 2010 Priorat (14,5% / 14,€ / Garnatxa-Caranyena-Cabernet Sauvignon) Das Priotatprojekt von Castillo Perelada, benannt nach einem Wanderweg, der durch das Priorat führt. Für einen Priorat sehr zugänglich und offen, modern gemacht. Keine Wummsbombe für Prioratfreaks, kann man bedenkenlos in eine Südweinprobe stellen.
Sió 2011 Bodegas Ribas Mallorca (14,5% / 20€ / 50% Mantonegro-25% Syrah-15% Cabernet Sauvignon 10% Merlot) Mit 300 Jahren eine der ältesten Bodegas der Insel. Der Wein ist top-notch. Großes Kino von der Insel, der Beste hier in diesem Quintett. Hat für knapp 20€ schon den Touch of Magic, überschreitet die Stufe von "gut trinkbar" zur Exzellenz. Feine Nase, seidige und dabei volle Frucht, hinterläßt am Gaumen Wohlgefühl, sehr stimmig ohne Übertreibungen.

22.12.2013

Atzwentzweine...(1)

Adventszeit, jedes Jahr der große Countdown: Berge aus Lebkuchenherzen und Marzipankartoffeln verstopfen die Supermarktgänge. In den Städten stehen Bretterbuden, es dampft nach Glühwein und frittiertem Blumenkohl. Lichterketten spenden Glanz, tauchen den vorweihnachtlichen Wahnsinn in gnädiges Zwielicht. Da versüßt sich Weindeuter lieber die Wartezeit aufs Christkind wieder mit dem ein oder anderen Adventswein.


Am 1. Adventswochenende ging es nach Coswig/Anhalt zum Priorat-Hammer, natürlich zu einer großen Prioratprobe (Bericht folgt). Für den Einstieg am Abend zuvor hatte ich aber etwas anderes vorgesehen: Chateau de Beaucastel Chateauneuf du Pape 1995 (aktueller Preis ab 60€) Die Flasche lag schon länger im Keller, Zeit ihn aufzuziehen, er ist mit 18 Jahren ja immerhin schon volljährig. Sehr schöne intensive Rauchnase, dunkel, voll, deutliche Entwicklung, im Mund viel Wärme. Frucht und Gerbstoff sind durch Reifung zu sehr befriedigendem balsamischen Trinkfluß integriert.



Am 2. Advent dann eine Einladung zum "Kaffee". Und da kommt ohne Vorwarnung plötzlich ein großer reifer Weißer auf den Tisch und in die Gläser, sogar noch 4 Jahre älter als der Kollege vom Wochenende zuvor. Bienvenues Batard Montrachet Grand Cru / Domaine Henri Clerc et Fils. Eine legendäre Weißweinlage im Burgund, nur 3,5 ha, wie im Burgund üblich parzelliert und unter einer Handvoll Erzeuger aufgeteilt.
Altweine daraus gehen normalerweise nicht für unter 50€ weg, zum Teil weit darüber, natürlich abhängig von Erzeuger und Jahrgang (1991 war kein so guter...) Neuflaschen von Toperzeugern  kosten über 200€. Der Clerc ist günstiger, aber auch nicht für unter 100€ zu haben. Umso schöner die Geschichte, daß dieses Exemplar auf einem Bochumer Flohmarkt für unter 5 € erstanden wurde.
Aber was kann der noch, der Franzosenchardonnay? Der Korken war ziemlich durchgeweicht, geradezu flutschig und rutschte beim Ansetzten des Korkenziehers einfach nach unten in den Flaschenhals. Im Glas dann dichtes Gold bis Bernstein. Deutliche Entwicklung, aber noch lebendig, Orangenzeste, nach Öffnung und Atmung dann Trockenaprikose, einwöchige Rosenblätter, auch Nußecke. Im Mund dann noch sehr schön, angezählt aber noch nicht ausgezehrt, etwas Honig, in Summe mit edler Delikatesse.