29.01.2013

19.01.2013

Lidl - Amarone und Aldi - Priorat


Mal wieder Angebotsweine vom Discounter. Für Fachhändler ist ja alles von Aldi & Co. reines Teufelszeug. Auch in der Weinszene greifen bei diesem Thema oft reflexhaft Ablehnungsrituale, als stünde der Untergang des Abendlandes bevor. Ich empfehle da mehr Gelassenheit. Deshalb greift nicht nur nur Cordula Eich auf der Suche nach Superschoppenshoppern gerne ins Regal. Auch der Weindeuter muß regelmäßig das testen, was das Volk trinkt.

Corte Allodola Amarone della Valpolicella 2009 (15,5% / 14€) Amarone, die große Spezialität aus dem Veneto. Die Trauben trocknen nach der Ernte noch einige Zeit in gut durchlüfteten Räumen, verlieren so Wasser und bringen konzentrierte und alkoholstarke Weine hervor. Das Produktionsverfahren ist aufwändig, für Topweine werden Beträge weit jenseits der 50€ fällig, Amarone der bekannten Erzeuger kosten eher Richtung 30€. Was also kann der Lidl - Amarone für die Hälfte? Oft waren ja schon die Discountvarianten großer Namen enttäuschend, wie hier beim Aldi - Chateauneuf (klick). Nun, in diesem Fall kann durchaus Entwarnung gegeben werden. Der Corte Allodola weist hinreichenden Amaronecharakter auf. 
Duftwunder sind Amarone oft nicht, auch hier raucht es nicht aus dem Glas, es zieht sanft auf. Weich, voll, Rumtopfpraline, all das kündigt sich schon in der Nase an. Im Mund dann das erwartet cremig-likörige Aromenbild, Amarenakirsche, Süße wird durch schöne Bitternote konterkariert, füllig, alkoholschwanger. Nicht aufregend, für Leute aber, die sich bei der Kälte draußen einen Amaroneschuß geben wollen völlig in Ordnung.

Kaylus Crianza 2010 Cellers Scaladei Priorat Vertrieb über Schenk GmbH (14,5% / 5€) Aldi und Priorat, das hat eine Vorgeschichte: Einer der Vorgänger vom Kaylus, der El Patio 2008, entpuppte sich in einer große (Blind)Probe berühmter und teurer Prioratos bei Torsten Hammer, dem bekannten Priorat - Hammer, als Verkostungssieger. Und ging dann als legendäre "Wunderflasche" in die Verkostungsannalen des Priorat - Hammers ein. Details dazu sind hier (klick) nachzulesen.
Der aktuelle Kaylus bekam aber deshalb noch lange keine Vorschusslorbeeren, im Gegenteil. Denn gerade beim Priorat muß man folgendes in Verbindung mit dem Thema Discountwein bedenken. Priorat ist immer noch Newcomerregion. Im kargen Hinterland der katalanischen Küste produzieren vor allem weinverrückte Tüftler, die den kleinen und abgelegenen Rebflächen charakterstarke Rote abringen. Der Boom der letzten Jahre versprach gewissen Wohlstand, in der Folge wurden auch die kleinen Dörfer wiederbelebt. Man lebt dort aber mit hohem unternehmerischen Risiko, die häufig nur in Miniauflage erzeugten Weine haben ihren Preis. Der Absatz leidet zur Zeit jedoch unter der spanischen Wirtschaftskrise. Dazu nochmal der Priorat Hammer: Winzer, die selbst im Priorat derzeit froh sind, etwas abzuverkaufen, gibt es leider. Die Krise in Spanien hat leider ganz andere Ausmaße und da droht vieles schneller den Bach runter zu gehen, als man es sich vorstellen mag. Ich habe die Befürchtung, dass da viele enthusiastische junge Projekte, die es wert gewesen wären, dass sie sich entfalten können, aus ökonomischen Zwängen aufs glatte Eis geraten, an derem Rande schon die Geier die Schnäbel wetzen.
Das gilt es zu bedenken, wenn ein Priorato für 4,99€ ins Glas kommt. Und der Kaylus ist ja keineswegs schlecht. Direkt nach dem Aufziehen Nasenattacke, gibt überraschend viel Alarm, hat was wildes, schwarzer Rauch. Im Mund Kraft, Gerbstoff, zunächst auch abweisend, braucht Luft. Dann sattes und dunkles Fruchtspiel mit viel Boden. Kein Langweiler, machte auch nach drei Tagen Spaß.



18.01.2013

Hugenpoet - Probe am 26.Januar



"Same procedure as last year, same procedure as every year..." Am übernächsten Wochenende gibt es wieder das Kierdorfschen Weinevent in den prächtigen Räumen von Schloß Hugenpoet in Essen Kettwig. 35 Elitebetriebe sind dabei, hier vorab die Winzerliste:


Sekthaus Raumland, Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen
Weingut Schloss Lieser, Lieser, Mosel
Weingut Pauly, Lieser, Mosel
Weingut Markus Molitor, Zeltingen, Mosel
Weingut Heymann-Löwenstein, Winningen, Mosel
Weingut Van Volxem, Wiltingen, Saar
Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Saarburg, Saar
Weingut Hermann Dönnhoff, Oberhausen an der Nahe
Weingut Johann Baptist Schäfer, Burg Layen, Nahe
Weingut Battenfeld-Spanier, Hohen-Sülzen, Rheinhessen
Weingut Kühling-Gillot, Bodenheim, Rheinhessen
Weingut Wittmann, Westhofen, Rheinhessen
Weingut Milch, Monsheim, Rheinhessen
Weingut Von Winning, Deidesheim, Pfalz
Weingut Jürgen Leiner, Ilbesheim, Pfalz
Weingut Zehnthof - Luckert, Sulzfeld, Franken
Weingut Schloss Gobelsburg, Gobelsburg, Kamptal
Weingut Kurt Angerer, Lengenfeld, Kamptal
Weingut Franz Proidl, Senftenberg, Kremstal
Weingut Knoll, Dürnstein, Wachau
Weingut Anita & Hans Nittnaus, Gols, Burgenland
Weingut Kollwentz, Großhöflein, Burgenland
Weingut Wenzel, Rust, Neusiedlersee
Weingut Ernst Triebaumer, Rust, Neusiedlersee
De Sousa & Fils, Avize, Champagne
Domaine de l´Horizon, Calce, Roussillon
Domaine Matassa, Calce, Roussillon
Celler de Capçanes, Capçanes, Montsant
Cava Gramona, Sant Sadurní d'Anoia, Penedes
Clos Mogador, Grattalops, Priorat
Terroir al Limit, Torroja del Priorat
Azienda Agricola Vigna Rionda di Massolino, Serralunga d´ Alba, Piemont
Marchesi Mazzei, Castellina in Chianti, Toscana
Niepoort Vinhos, Quinta de Napoles, Douro
Obstkellerei van Nahmen, Hamminkeln, Niederrhein



11.01.2013

Weihnachtsweine im Januar: Elsaß, Sardinien, Chile



"Ja ist denn immer noch Weihnachten?" So ein Gedanke angesichts einer verspäteten Einladung zum Weihnachtsmenü. Aber was im Dezember nicht klappt, muß eben im Januar nachgeholt werden. Und weil die Zeit zwischen Fest und Frühling ja ohnehin eine harte Zeit ist, folgt man einer solchen Einladung sehr gern. Und weil natürlich auch der Wein da eine Rolle spielt...
Crémant d ´Alsace Henri Martischang (12,5%) Frisch, mild, keine aufdringliche Säure, nicht zu brut(al), ganz so wie man es von einem elsässischen Cremant erwartet. Zur Kartoffelsuppe mit Pistou sehr angenehm.



Kalbsragout mit Champignons, die cremige Soße herrlich abgeschmeckt mit Zitronenschale, gewinnt dadurch Frische. Dazu ein Roter? Gut, hier kann man natürlich einwenden, ein Weißer, ein schöner Weiß- oder Grauburgunder, vielleicht auch ein kräftiger Pfälzer Riesling mit schöner Crema wäre hier passender gewesen.
Aber es kam nun mal "Le Sabbie" Cannonau di Sardegna 2008 von Meloni (14% / 18€) in die aufnahmebereiten Gläser, ein Wein, zu dem Taube in Trüffelsoße empfohlen wird. Meloni ist mit 250 ha Weinbergen ein großer Spieler auf Sardinien, modern aufgestellt. Man orientiert sich am Ökolandbau. Der rote Sabbie zeigt Charakter, ist kein weichgespülter Vanillebomber. Wenig Holz, er liegt nur 6 Monate in großen 5000 Liter Eichenfudern. Stattdessen viel reife Frucht, schön gekontert durch eine säuregepufferte Saftigkeit, wie ich sie in vielen Süditalienern schätze. Sehr fein.



Ein Roter kommt aber selten allein, dem Sarden wurde noch ein Genosse aus Chile an die Seite gestellt:  Gran Reserva "Etiqueta Negra" Cabernet-Sauvignon 2010 Vina Tarapaca (14,5% / 23€) Hier nun Opulenz, ein fruchtgeladenens Geschütz aus dem Maipo Valley: reife Brombeere, viel Schmelz am Gaumen. Das schwarze Label wird nur in den besseren Jahren angeboten. Verteilte festlich-barocke Großzügigkeit am Tisch, sehr gut.



08.01.2013

Silvester in Holland: Morgon, Champagner, Port...

Der Weindeuter wünscht allen
ein genußreiches 2013
Zum Jahreswechsel ging es wieder in unser schönes Nachbarland, in das Königreich der Niederlande. Auch dort wird ja an vielen Orten Wein produziert. Das wurde hier in der Vergangenheit schon öfter gewürdigt und Weine aus den Niederlanden kamen in die Verkostung.
Eine gewisse Tradition hat der Weinbau allerdings nur im Süden, in Limburg und Brabant. Das bekannteste und renommierteste Weingut ist immer noch Apostelhoeve der Familie Hulst bei Maastricht, im "burgundischen" Teil der Niederlande. Weingärten gibt es aber im ganzen Land verteilt, Tüftler, Hobbywinzer, weinverrückte Milch - und Gemüsebauern nutzen das landwirtschaftliche Kow-How, um Trauben anzupflanzen und selber zu vinifizieren (zusammenfassend diese website: "Wijngaarden in Nederland")
Ein Wein aus diesem Bereich, der mir mal recht gut mundete kommt aus Zeeland: Rivaner - Auxerrois 2010 vom Weingut  De kleine Schorre (11,5% / 9,90€). Näheres zum "Hollandwein" beim Weindeuter hier und hier.


Was den Konsum in diesem Silvesterurlaub anging, war der Weindeuter konservativer. Es wurde eher klassisch getrunken. In Erinnerung an den Aufenthalt in Lyon im Herbst gab es einen Morgon. Diesem Cru aus dem Beaujolais sagt man ja nach, daß er gut altern kann. Und dann in das Stadium des "morgonnierens" kommt. Und so war es auch. Morgon 2006 von Marc Signerin (12% / 12€) präsentierte sich gereift und ruhig, mit feiner Kirschfrucht, leicht, bekömmlich...
Champagner muß natürlich sein, wenns knallt müssen auch die Korken knallen. Gobillard Tradition hatte schöne Hefenase, reife Birne, feine Perlenbrausung im Mund.


Ansonsten gab es zweimal ein süßes Zungenküsschen. Ein Rest vom Weihnachts-Port war noch in der Flasche. Quinta de Noval Port LBV 2005 Douro (19% / 19€) präsentierte sich auch nach zwei Wochen offen als reichhaltiger-süßrauchiger Genuß.
Dann etwas aus Griechenland, ein Tribut an den Sommer auf Kreta mußte am Jahresende sein: Samos Vin Doux 2009 L'Union de Cooperatives Samos (15% / 9€). Eine honigduftige Essenz, Muscat, reichhaltig, cremig, dicht. Dabei aber nicht überschwer, seidige Ölung für den Gaumen...



Ansonsten gibt es an der Noordzee natürlich schöne Biere, die Niederlande und Belgien halten eine Vielzahl von Kloster, Spezial - und Starkbieren bereit. Für Weinfreunde passen die gut, weil die Trappisten & Co. in der Regel in schönen großen Kelchen serviert werden und aromatisch von großem Reichtum sind. Verkostet wurden u.a. Brand Imperator, Ciney (Empfehlung!), Palm und Westmalle Dubbel.





07.01.2013

Probe in Bonn mit Top-Libanesen...



Eine beeindruckende Leistungsschau libanesischer Weinkunst: Eine Probe im Dezember in der Phönicia-Lounge in Bonn brachte wirkliche Spitzen aus dem Morgenland in die aufnahmebereiten Gläser. Eine kleines Video schon mal hier, Verkostungsbericht folgt...