29.07.2011

Süßer Rosé aus der Provence - nachverkostet



Was fehlt ist das beständige Sommerwetter ! Ich brauchs am Wochenende warm und trocken, bei Regen macht Radfahren und Zelten am Ijsselmeer nämlich keinen Spaß...
Nachdem der dicke Brunello und der Rosé zwar sehr gut waren, beim Wettergott aber offenbar nicht als Opfergabe akzeptiert wurden, jetzt ein dritter Versuch mit einer exotischen Flasche: Ein ungewöhnlicher Rosé aus der Provence, eine Vendage Tardive bereitet aus ausgelesenen (nur 15 hl pro Hektar) überreifen Trauben, kurze Zeit im Barrique mit Restsüße ausgebaut.
  • "L´ Enfant du Chateau" Vin de Table 2006 Vin de pays du Var / Chateau Cancerille (12€ / 16€ ab Weingut) Das Chateau liegt in der Provence, etwas außerhalb der Bandol-Appellation bei Signe. Zum ersten mal verkostet 2008, da war noch alles sehr frisch und lebendig. Im letzten Jahr deutete sich bereits an, wohin die süße Reise geht. Jetzt machte schon die dunkle Farbe klar, daß Reifenoten Platz greifen. Sehr sanft und weich in der Nase, eine dünne Konditor-Tarte, Blätterteig mit gezuckerten kleinen Erdbeeren, etwas Karamell, zarter Port-Touch. Dabei aber trotzdem leicht und nicht beschwerlich zu trinken. Sehr gut.



27.07.2011

Sommer ? Rosé !


Eine weitere Opfergabe, gewidmet Zeus, dem Herrn über Blitz, Donner und Regen. Der Brunello vom Sonntag (klick) hatte ja nur für kurzfristigen Sonnenschein gesorgt, vielleicht klappt es mit dem gestern verkosteten Rosé besser. Einer aus dem heißen Süden:
Domaine de Nizas Rose 2010 Languedoc / Frankreich ( Syrah, Grenache, Mourvèdre, Vermentino 13,5% / 9,20€) Schon farblich ein Anlocker, sattes Rotorange, auch in der Nase nicht schüchtern, ein frischgepflückter Strauß aus dem Bauerngarten, Himbeere, im Mund recht füllig, der Alkohol tut hier seine Dienste. Viskos - cremig, ein sehr weicher, fast sahniger Rosé, leichte Fruchtsüße. Alles in allem also kein leichtes "Wässerchen", eher im Tavel-Stil gehalten. Sollte allerdings für den Preis auch so sein. Rosés sind "in" und es wird kaum noch was unter 6€ im Fachhandel angeboten.


25.07.2011

Sch...wetter, also "Luce" - Brunello


24. Juli und es regnet von morgens bis abends durch. Gemessene Tageshöchsttemperatur im geschützten Bereich: 13,9 Grad ! Was bleibt einem da viel anderes übrig, als Weine zu öffnen. Und gegen den Herbst im Juli anzutrinken. Womöglich mit einer besonderen Flasche, die die Wettergötter besänftigt. Genau die lag für solche Notfälle im Keller, mit 80€ hatte sie auch die richtige Preisklasse für eine Opfergabe an höhere Mächte.

  • "Luce" Brunello di Montalcino 2005 Luce della Vite (Frescobaldi) Toskana Italien (14,5% / 79€)
    Das Weingut Luce della Vite, 1995 gegründet als Joint Venture mit Mondavi / Kalifornien, gehört mittlerweile komplett zum Frescobaldi Imperium. Der toskanische Familienbetrieb entfaltet seit immerhin 700 Jahren seine Geschäftstätigkeit in Sachen Wein. Und da kam im Laufe von 30 Generationen natürlich so einiges zusammen: 5000 ha Grundbesitz, allein über 1000 ha eigene Rebfläche verteilt auf 9 Weingüterm, darunter mittlerweile auch die Tenuta dell` Ornellaia.
    Um die Luce-Weine wird ein ziemliches Marketinggedöns gemacht, ein Blick auf die Homepage zeigt das. Es gibt einen Dekanter von Carlo Moretti aus Murano, ein Lederköfferchen (natürlich handgefertigt von einem italienischen Ledermeister) sogar ein eigener Käse wurde "kreiert". Leute, die gute Nerven für nervöse, flashlastige Seite haben können hier klicken. Produziert wird der Luce (ein Sangiovese / Merlot Blend), der kleine Bruder Lucente (da ist zusätzlich noch etwas Cabernet drin), ein Grappa und eben der geöffnete Brunello, 100 % Sangiovese. Wie schmeckt der ?
    Der Wein hat Wumms, dicke Nase, Holz, konzentrierte reife satte Frucht, Alkohol, Minze, Lakritz, auch einen fordernden Säurekern im süßen Mantel. Hat mir gefallen - doch nicht zu schnell...
    Eine Mitverkosterin, toskanaerprobt seit ihrer Kindheit entdeckte Vertrautes: "Erinnerung an einen großen Maulbeerbaum, von dem die Früchte herabgefallen sind. Leicht angegoren liegen sie auf der sonnenverbrannten Erde." 

Ergebnis am anderen Tag: Es wurde "Licht", heute schien die Sonne - bis ca. 18.30, jetzt regnets wieder...




Schaumwein aus dem Languedoc: Crémant de Limoux

Ein Wein zur letzten Etappe der Tour de France. Am letzten Tag wird das Gelbe Trikot ja nicht mehr attakiert, bei der Tour d´ Honneur durch Paris gibts vielmehr ein Glas Schampus auf dem Rad.


Ein "Schäumer", allerdings nicht aus der Champagne, sondern aus südlicheren Gefilden. Er schlägt den Bogen zurück zur 15. Etappe, die ja in Limoux begann. Da wurde schon lange vor dem Siegeszug des Champagners der Blanquette de Limoux erzeugt, der "älteste Schaumwein der Welt (klick). Die Legende schreibt auch hier einem Mönch (des Benediktinerklosters Saint Hilaire) seine Entdeckung zu. Das aber schon im Jahr 1531, über 100 Jahre vor Dom Pérignon in der Champagne. Bei der immer noch verwendeten Méthode Ancestrale findet ausschließlich eine einzige Gärung des Grundweins statt. Der Most wird erst auf eine Temperatur von etwa 10 °C heruntergekühlt. Die alkoholische Gärung startet dadurch nicht sofort, sondern fünfzehn bis zwanzig Tage später und zieht sich über mehrere Wochen hin. Der Most wird aber nur soweit vergoren, dass er noch genügend Restzucker für die Gewinnung der Perlage enthält und dann ohne weiteren Zusatz von Zucker und Hefe in Flaschen gefüllt, in denen es dann munter weitergärt. Im Gegensatz dazu steht die Méthode Champenoise, die bei den französischen Crémants Anwendung findet. Da wird dem Grundwein ja nach der ersten abgeschlossenen Gärung wiederum Zucke und Hefe (Tirage) beigefügt und in der Flasche ein zweites Mal vergoren. Diese Methode ist in Limoux mit der AOC Crémant de Limoux erst seit 1990 offiziell zugelassen.






22.07.2011

Sommer...

...ist ja was anderes als dieser verregnete Frühherbst. Deshalb mal was für die gute Stimmung...

Provence 2008

20.07.2011

Vollschmecker vom Mont Ventoux: Clos de Trias

Wer gestern einen passenden Wein zur Tour de France verkosten wollte, hatte die Wahl bei den Cotes du Rhone. Abgefahren wurde in Saint - Paul - Trois - Chateaux, ein schöner alter (Wein)ort direkt an der Rhone - übrigens auch ein Zentrum des provencalischen Trüffelhandels. Wenn nur nicht direkt gegenüber auf der anderen Flußseite der Atomkomplex Tricastin liegen würde ! Da gibt es schon mal Störfälle, erst im Juli 2008 kam es zu einer Uran - Kontamination des Bodens. Die Weine von dort, AOC Tricastin, litten deswegen lange an einem Imageproblem ("l'arôme à l'atome") . Deshalb wurde die AOC im Jahr 2010 umbenannt, die Weine der Region firmieren jetzt unter der Bezeichnung Grignan-les Adhémar.

"l'arôme à l'atome"

Weiter südlich schließt sich die AOC Côtes du Ventoux an. Da tummeln sich seit einigen Jahren Winzer, die es geschafft haben, diesem Gebiet innerhalb der Rhone-Weine eine eigene Identität und einen Qualitätsschub zu geben (z.Bsp. Sebastien Vincenti mit seiner Domsine Fondreche). Ich hatte aber gestern einen anderen offen :

  • Clos de Trias 2007 (70 % Grenache, der Rest Syrah, Carignan, Cinsault / 14,5% / 9,80€) Ein neues Projekt eines Norwegers, Even Bakke. Der war erst in seiner Heimat Sommelier, dann 14 Jahre Weinmacher für Betriebe im Napa Valley / Kalifornien (u.a. Helen Turley). Eine Französin aus der Champagne hat ihm dann wohl wieder Lust auf das alte Europa gemacht, zusammen reaktivierten sie 2007 ein heruntergekommenes Weingut am Mont Ventoux, mittlerweile biodynamisch aufwändig regeneriert. Die Stichworte: Alte Reben, Handlese, Spontangärung, minimale Schwefelung, schonender Holzeinsatz. 2007 ist der erste Jahrgang.
    Der Wein spricht Süden. Appetitlich duftende Fruchtnase, warme, reife, süße Brombeere, im Mund reichhaltig, wärmend, der Alkohol hat (natürlich) seinen Auftritt. Der Wein hat durchaus "Schmackes", aber auch die Zwischentöne kommen nicht zu kurz. Entwickelt am Gaumen seidige Feinheit, keine eindimensionale, sattmachende Fruchtbombe, schmeckt nach mehr als er kostet: "Lecker".


Mehr zur Tour de France hier:
Radeln, Reise und Genuß - ein Muß (klick) !


18.07.2011

Durch das Roussillon ins Languedoc: Gauby und Mas Jullien

Roter Kadett vor 20 Jahren, unermüdlich drehte er seine (letzte) große Schleife durch die Weingebiete des Midi .
Oben vor den Zinnen von Carcassonne

Die Strecke von den Pyrenäen raus durch das Roussillon und durchs Languedoc bin ich auf ähnlichen Pisten wie die Pedaleure der TdF 2011 auch schon in unterschiedlichen Richtungen gefahren. Allerdings mit Autos, auch mit dem alten roten Kadett, der in Lourdes durch Heiliges Wasser den Segen der Gottesmutter empfangen hatte (klick hier). Die Weine zu Füßen der Pyrenäen in Richtung Mittelmeer sind eine Klasse für sich. Unter dem Dach der  AOC Roussillon werkeln  Genossenschaften, aber auch eine Riege von sehr individuell-handwerklich arbeitenden Weintüftlern. Immer wieder auch Neueinsteiger, wie die erst kürzlich hier vorgestellte Domaine des Enfant (klick) mit absolut ausgereizten Qualitäten. Ein Qualitätspionier und immer noch Schrittmacher für die Weine des Roussillon weltweit ist Gérard Gauby in Calce. Nach allem, was über ihn zu erfahren ist, ist Gauby kein Routinewinzer, sondern ein Suchender, ein Experimentator. Er hat komplett auf biodynamischen Anbau umgestellt. Die Aromatik seiner Weine geht seit einigen Jahren weg von Überkonzentration, Holz, und süßem Schmelz. Was steht stattdessen auf der Geschmacksagenda ?

Hier wachsen sie, die Grenache-Reben von Gauby.
Im Hintergrund der Pic du Canigou
  • Les Calcinaires 2009 Domaine Gauby (Grenache, Carignan, Mourvedre, Syrah /13,5% / ) Gauby macht nur drei Rote, das Flagschiff Muntada, den Vieilles Vignes und als Einstiegsroten den Les Calcinaires. Wobei Einstieg hier knapp 14€ bedeutet, was z.Bsp. bei Pierre Clavel schon mit dem Copa Santa die Spitze markiert. Der Wein ist von großer Tiefe und Dichte. Schon farblich völlig undurchdringlich, tiefe dunkle Tinte. Die Nase ist voll dunkler Frucht, dazu deutlich frisch gemahlener schwarzer Pfeffer. Sehr pur, kein Rauch, kein Toast, keine lockendes Vanilleschoko. Im Mund kommt er zunächst fast schmeichelnd, täuscht etwas Süße an,  um aber dann doch einen pikant - herben Akzent zu setzen. Ist zwar etwas abgedroschen, aber er ist ein bißchen die Faust im Samthandschuh. Im Abgang schöne lange Zartbitternote. Am zweiten Tag dazu dann etwas Uhu, nicht der Vogel, sondern der Kleber. Was nach dem Schwenken des Glases aber immer wieder verfliegt, dann aber wiederkommt. Dazu dann auch was speckiges, animalisches. Ein Weincharakterkopf, der macht, was er will. Speziell. Ein Top-Wein, den man in 10 Jahren nochmal pobieren sollte.

Wächst aus dem Fels: Katharerburg Peyrepertuse
Vom Roussillon gehts es vorbei an den Kartharerburgen ins nördlich gelegene Corbieres. Wildromantisch, dünnbesiedelt, Heimat der Wildschweine, die sich in der heißen Strauchheide tummeln. Auch dort jede Menge interessante, individuelle Winzer. Am Nordrand der Corbieres, von Limoux aus startete gestern die Etappe. Der Ort ist ein Nest für Weißwein, auch schäumenden Crémant de Limoux, hauptsächlich bereitet aus Chardonnay. Die Radroute schlängelte sich dann weiter durch viele weitere Weinbauzonen des Languedoc. Gequert wurden, immer in nordöstlicher Richtung, zunächst das Minervois (bekannte Winzer hier z.Bsp. die Chabberts (Clos de l´ Escandil), dann St.Chinian ( z.Bsp. Domaine Guy Moulinier) und schließlich Faugeres (Jean-Michel Alquier).

Weinurlaub 2005: Weindeuter-Verkostung im Minervois
Es folgt dann die weite hügelige Zone bis Montpellier, überall Reben, soweit das Auge reicht. Am nördlichen Rand der Küstenebene, an den Ausläufern der Cevennen, liegen die Côteaux du Languedoc. Überall agieren hier qualitätshungrige Winzer, Alteingesessene wie Aime Guibert mit seinem Daumas Gassac, Quereinsteiger, Newcomer. Bekannte Qualitätsnester sind hier u.a. Montpeyroux, Aniane und Jonquières. Ein Name ist prägend geworden für die Region: Olivier Jullien. Mit sein Mas Jullien Weinen hat er ähnliche Schrittmacherfunktion wie Gauby im Roussillon. 
  • Les Etats d ´Amme (Grenache, Cinsault, Syrah, Carignan / 14% / 18€) Ebenfalls sein roter Einsteiger, ebenfalls schon in der gehobenen Preisklasse, übersetzt die "Seelenzustände". Einen Tick heller als der Gauby, aber immer noch tiefrot. In der Nase zunächst ein Stinker, da wurde was Lebendiges aus der Flasche gelassen, quasi ein "Weinfurz". Dann ebenfalls viel dunkelwürizge Frucht. Im Mund reiten die Seelenzustände Attacke, eher im Zustand der Manie. Überhaupt kein fruchtweicher Kuschler, der sich anschmiegt und verwöhnt. Lakritz, Tannin, fordernde Aromatik. Braucht Zeit... 


Zwei Klassiker aus dem Süden im Direktvergleich:
Gauby und Jullien
Ich sah den Gauby etwas weiter vorne...


Zum gleichen Komplex auch hier der Priorat-Hammer (klick)


16.07.2011

Wein und Erotik


So ein Titel auf "BISS Kulinarische Zeitung" (klick). Es geht vor allem um die aromatherapeutischen Auswirkungen des Weines. Zitat: "Viele Düfte wirken stimulierend. Vor allem im Wein finden sich solche Lockstoffe. Manche Rebsorten sind aber besonders sexy." So angeblich wegen ihres Veilchenduftes der Lemberger und der Spätburgunder. Oder wegen des Rosenduftes der Gewürztraminer. Auch das anregende Aroma von weißen Trüffeln wird in gereiften Rieslingen verortet.
Die Macher der Seite müßen zudem beim Weindeuter reingeschaut haben, aus dem Wein-Erotikalbum sind einige Bilder zu sehen. Auch der Text fängt mit einem auch von mir verwendeten Zitat von Euripides an: "Wo aber der Wein fehlt, da stirbt der Reiz der Venus.“ 

Wein(produktion) und Eros

15.07.2011

Zweimal Jurancon zur Tour de France

(Hoffentlich) auf dem Wege der Besserung...
Die heutige 13. Etappe der TdF endet in Lourdes. Da war ich mal vor fast 20 Jahren, in diesem marienverrückten Ort am Fuße der Pyrenäen. Lourdes ist mittlerweile der drittgrößte katholische Wallfahrtsort weltweit, sechs Millionen Menschen besuchen jährlich die Stadt. Infrastruktur und Dienstleistungsangebot sind vollständig an den stetigen Pilger- und Besucherzustrom angepaßt.
Über der kleinen Höhle, in der im Jahr 1858 die kleine Bernadette Soubirous ihre Marienerscheinungen hatte, wurde eine riesige Kirche errichtet, drumherum der Site des Sanctuaires, der Heilige Bezirk. In der Innenstadt bieten mehrere Magasin Catholique unglaubliche Menge an Glaubensdevotionalien an, allgegenwärtiger Kitsch, mit dem offensichtlich großer Reibach gemacht wird.
Kern des ganzen Geschäftsmodells sind natürlich die sogenannten Wunderheilungen. Hier arbeiten Priester und Ärzte Hand in Hand. Auf dem Gelände gibt es seit 120 Jahren ein eigens eingerichtetes medizinsches Büro, dem sämtliche Heilungen gemeldet werden. Zusammen mit dem Klerus wird dann geprüft. Bisher sind von gemeldeten 7000 Heilungen nur 67 als offizielle Wunderheilungen im Sinne der katholischen Kirche anerkannt worden. Hier ist das in aller Ausführlichkeit dokumentiert (klick).
Auf den Außenstehenden wirkt die endlose Prozession der altertümlichen Rollstühle und Bahren mitunter bizarr. Die Kranken werden in Badehäusern in das "heilige Wasser" gelegt, über allem erklingt aus zig Lautsprechern monotone liturgische Musik. Ich entschloss mich seinerzeit zum Kauf einer kleinen (Marien)flasche und füllte daraus etwas Wasser in den Kühler des Reiseautos: Ein nicht mehr ganz taufrischer Opel Kadett. Die 1400 Kilometer Rückreise nach Bochum hat er dann auch tadellos überstanden... 



Weinappellationen gibt es zu Füßen der Pyrenäen einige. Ganz im Westen im Baskenland Irouléguy, dann Béarn und Jurancon südlich von Pau. Letztere ist für Weißweine bekannt. Da fällt relativ viel Niederschlag und es ist auch gar nicht so heiß, wie man vermuten würde. Das ergibt im trockenen Bereich frische Weine, die auch deutsche Rieslingtrinker ansprechen müßten.
Ein solcher Vertreter ist der Jurancon "Grain Sauvage" 2010 Les Vignerons de Jurancon (13% / 5,50€) Ein Wein aus der Rebsorte Gros Manseng. Helles gelb, in der Nase sehr klar, etwas Fruchtexotik, Melone, Birne, auch was floral-minziges, sehr fein gezeichnet. Im Mund Frische, gute Säure, etwas Schmelz, hat Substanz, die lange nachzieht. Für das (kleine) Geld ein lohnender Schluck.
Aus dem gleichen Hause kommt auch der Jurancon "Pavillon Royal" 2008 Les Vignerons de Jurancon (12% / 9,80€) Ein "Zuckerle" (86 g Restzucker/L.) aus Petit Manseng und Gros Manseng. Vollreif gelesene Trauben, sicher auch in der Gärung etwas gestoppt, so bleibt Süße übrig bei moderatem Alkoholgehalt. Exotisch-sattfruchtige Nase, im Mund ein cremiger Obstsalat, Ananas, Mango, Pfirsich. Nicht zu dick, bedarf aber ausreichender Kühlung, sonst kommt auch etwas "Pattexton" durch. Die Erzeuger deklarieren ihn als trinkreif, mit Entwicklungspotential für einige Jahre. 


Mehr zur (Wein)Tour hier: Tour des Vins 2011



13.07.2011

Und plötzlich ist der Sommer weg...

...deshalb zur Entschädigung mal dieses Aufnahme. Ich hab so viele Himbeeren gepflückt, da mußten auch ein paar in den Sekt.





12.07.2011

Weinetappe: Das Blut der Erde

Priorat - Hammer und Weindeuter bloggen wieder zur Tour de France 2011 (Tour des Vins / klick hier).


Die Tour de France bewegt sich weiter in den Süden und damit zurück in den Wein. Die Fahrer verlassen die einsamen Höhen des französischen Zentralmassivs und durchfahren in den nächsten Tagen Weingebiete, die der Franzose unter dem Oberbegriff Süd-West zusammengefasst hat. Ein Flickenteppich von verschiedenen Unterappellationen, Rebsorten und Weinstilen, die entlang der Garonne bis zum Fuß der Pyrenäen und auf beiden Seiten der Lot und Dordogne verstreut liegen. Bekannte Namen sind hier Bergerac, Cahors, Madiran, auch die für Süßwein bekannte Region Jurancon. Die liegt aber schon zu Füßen der Pyrenäen, da kommt die Tour erst am nächsten Freitag vorbei. Heute werden zunächst die weniger bekannten Regionen Gaillac und Marcillac zumindest gestreift. Urwüchsige Mittelgebirgslandschaften an der Schnittstelle zwischen Zentralmassiv, dem Südwesten und dem Languedoc, wenig touristisiert, auch die Winzer und Weine sind bekannt für eine gewisse Rustikalität. Einen solchen Vertreter hab ich gestern mal geöffnet.

Lo Sang del Pais - Das Blut der Erde
"Lo Sang del Pais" 2010 Domaine du Cros / Philippe Tellier / Marcillac (12% / 8,40€) Fer Servadou ist hier die Rebsorte, der Name stammt von Fer (Eisen) ab, ihr Rebholz gilt als extrem hart und widerstandsfähig. Sehr puristische Nase, Tintenfaß, etwas Schärfe, krautig. Im Mund schlank, macht sich aber trotzdem durch hohe Bitternoten auf der Zunge sehr bemerkbar. Hinten kommt noch mal was frisches und durchaus saftiges, wie von zu früh gepflückten, gepressten Johannisbeeren. Im engeren Sinne also nicht "lecker". Nichts für Freunde weicher opulenter Barriqueweine moderner Machart. Dies ist eher ein ohne Rücksicht auf Moden und Gefallsucht vinifiziertes Gewächs. So hat Wein früher wohl öfter geschmeckt. Sowas muß etwas kühler und dann zu den kräftigen Gerichten der Region getrunken werden: Daube de boeuf, „Cassoulet” mit weißen Bohnen, Wurst und dicken Fleischstücken. Oder auch ein herzhaft gegrilltes Steak vom Aubrac-Rind. Zu solchen Sachen braucht es keine Gaumenschmeichler, sondern kernige Landburschen mit Säure wie den Marcillac. Oder man wartet ein paar Jährchen und läßt das "Blut der Erde" reifen. Ich laß mir mit der Flasche auch noch ein paar Tage Zeit, ist noch genug drin...

(Zum Wein auch hier eine Notiz von Axel Biesler klick)
(Bezugsquelle für D hier)

Verschafft Übersicht im Flickenteppich:
Karte des Anbaugebietes Süd-West 

P.S. Nach einer Woche nachverkostet, es war noch ein Glas in der unverschlossenen Flasche. Nicht müde, nicht bitter - hat durch langen Luftkontakt eher etwas an Geschmeidigkeit gewonnen.


10.07.2011

Ziereisen: Der Schmätterling

Ein Anblick, der Lust auf ein Glas macht...
Mal wieder ein Wein von Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräfler Land. Das ist ganz im warmen Südwesten von Deutschland, kurz vor Basel, im Dreiländereck. Eine wirklich schöne Gegend: Im Osten der Schwarzwald, im Westen das Elsaß, im Süden sind die Alpen nicht weit. Und auch Fahrten von dort ins Piemont oder in die nördliche Provence werden (fast) zu Wochenendtrips. 

Alles am Weingut Ziereisen ist geeignet, Sympathie zu wecken: Überschaubare Betriebsgröße mit 10 ha, handwerkliche Weinbergsarbeit, im Keller Spontanvergärung, lange Maischestandzeit, langes Hefelager und der Ausbau vornehmlich in Holzfässern. Vor allem aber ist es die Leidenschaft des spät zum Wein gekommenen Winzers, er war zunächst Schreiner von Beruf. Mit der Großfamilie Ziereisen sind vier Generationen auf dem Weingut tätig, zu dem auch noch eine kleine Landwirtschaft und ein Hofladen gehören. Das älteste Mitglied der Familie ist Uroma Martha, Jg.1909 (!), die noch jeden Tag ihr Glas Ziereisen - Gutedel trinkt, wie Weinhändler Thilo Marquaß vor kurzem bei einer Probe glaubhaft berichtete. Woran man mal wieder sieht, wie gut Wein für ein langes Leben ist.
Der Schwerpunkt von HP liegt bei den Roten auf charkterstarken Spätburgundern. Er macht aus diesen Träubchen natürlich auch einen Rosé, das Markgräflerland ist Deutschlands wärmste Ecke, da braucht es frisch-knackige Durstlöscher wie den Schmätterling 2010 (11% / ca.7€). Schöner Lachston macht Lust, kalt im Glas muß man aufpassen, der Wein fördert Trinkfluß ! Lockende Frucht, kleiner Säurestich, leicht = idealer Sommerschluck.


08.07.2011

Chateau Belá: Slowaken - Riesling von Egon Müller


Egon Müller (Scharzhof) macht nicht nur an der Saar seine großmeisterlichen Rieslinge, sondern ist auch als Winzer in der Slowakei tätig. Auf Chateau Belá ist er seit 2003 verantwortlich für die Vinifikation der Trauben aus den hauseigenen Weinbergen - natürlich auch hier Riesling.
  • Chateau Belá Riesling 2007 (12,5% / 13€) Funkelndes Weißgold, satte Nase, weckt deutlich den Gedanken an reifen fleischig-saftigen Pfirsich. Zusammen mit dem cremigen Mundspiel volles Aprikosenkompott und schmeckbare Restsüße. Die wird aber, wie es sich für einen Riesling dieses Typus gehört, von einer feinen Säurespur balanciert. Hohe Genußintensität, auf GG - Niveau.


07.07.2011

Tour des Vins 2011


Die Tour de France bewegt sich heute von der Bretagne in die Normandie durch hügeliges Gelände, das ist Apfelland. Und daraus machen sie da ja leckere Sachen, den Calvados zum Beispiel. Oder den Cidre. Den hab ich schon früher immer gern getrunken, eine günstige, leicht zu trinkende Erfrischung. Man hatte die Wahl zwischen trocken und süß. Süß mochten die Mädchen lieber, ich fand trocken besser. Der hatte statt 2% nämlich immerhin 4 % Alkohol, war aber häufig sauer. Heute im Glas allerdings ein etwas anderes Kaliber:


Tourblog 2011


Es wird wieder durch Frankreich gestrampelt. In Deutschland kuckt ja angeblich kaum noch einer, ARD und ZDF wollten dieses Jahr schon abschalten. Wenn sie nicht gewinnen, verlieren die Deutschen eben schnell das Interesse.
Kein Team aus Germany mehr dabei, nur ein ein paar deutsche Fahrer. Linus Gerdemann macht den Wasserträger für Andy Schleck. Dabei verspricht das kommende Bergduell zwischen dem fröhlichen Luxemburger und Contador einiges an Spannung in den nächsten Tagen. Wer das, wie schon im letzten Jahr, in Verbindung mit Wein verfolgen möchte kann jetzt wieder auf Tour des Vins (klick) klicken. Torsten "Priorat" Hammer und der Weindeuter posten zur Tour de France 2011.


05.07.2011

Weinkönigin wagt was...

Mandy und Melanie springen aus 4000 Meter Höhe über der Deutschen Weinstraße ab. Mit einem kühlen Weißwein stoßen sie gleich anschließend auf die Bilderbuchlandung an. So berichtet der Ahrweinblog "Arme Winzer" (klick). Respekt für diesen Einsatz für den Deutschen Wein !






Weiteres zum "Institut" der Deutschen Weinkönigin hier (klick)

04.07.2011

Weindeuter mal französisch...

Zur Zeit auf der Homepage von Pierre Clavel, Winzer im Languedoc: Eine schöne Übersetzung meiner Verkostungsnotiz des Bonne Pioche 2009, einer sehr wohlschmeckenden Cuvée aus Syrah, Grenache und Mourvèdre vom Pic Saint Loup.

Sur le web en allemagne

Pioché sur le web Allemand, cet article de Thomas Range, paru sur son blog Weindeuter.
Traduction de l'article original (http:weindeuter.blogspot.com) :
"Pierre Clavel, viticulteur du Languedoc est un maître. Son marketing est
parfait, c'est un gars de la campagne, un mec très gentil, natif du Languedoc,
rustique, enjoué du sud de la France. Un Filou qui fait des vins
sincères de l'agriculture biologique avec des prix justes.
J'adore ses vins, à commencer par "Le Mas" pour 6 €, le rouge de la
Maison, croquant avec beaucoup du jus et de force, jusqu'au vaisseau amiral
"Copa Santa". Depuis des années il n'est pas plus cher, j'achète
depuis 1998 pour moins de 15 €.

Son dernier vin "Bonne Pioche", après "Le Marteau" est une très bonne pioche. Une Cuvée de Syrah, de Grenache et de Mourvèdre du Pic Saint Loup, élevé pour moitié dans de grands fûts (14%/ 12 €). Après trois heures d'aération le vin révèle une force fruitée-épicée. Le nez est expressif avec des senteurs de poivre et de crème de mûre. L'intensité est magnifique, juteux en bouche, un peu doux mais avec de la morsure. Le deuxième jour d'ouverture, le vin se présente floral, avec un fruit souple-onctueux. Sans trop du bois et de plus en plus d'arômes complexes à découvrir. Un vin qui n'est pas du tout ennuyant ni unidimensionel - une suggestion absolue."


Toskana und Languedoc


Der Sommer macht Pause, der Weindeuter sieht ROT. Zwei Weine aus dem warmen Süden kamen ins Glas, ein Chianti von Antinori und der neue "kleine" Clavel.
  • "Pèppoli" Chianti Classico 2007 Antinori Toskana / Italien (13% / 13€-16€) Wein von einem der vielen Güter des Antinori - Clans (seit 1985). Allein die Tenute Péppoli hat 62 Hektar Rebfläche. Ein moderner Chianti, neben Sangiovese ist auch noch etwas Merlot und Syrah drin. Gefällige Nase, vanillig-seidige Frucht, Blüten, wirkt irgendwie feminin. Am Gaumen mittlerer Körper, Frucht, etwas Säure. Nicht schlecht, es fehlt aber etwas an Nachhaltigkeit und Spannung.
  • "Cado" Domaine Clavel IGP Pays d’Oc Languedoc / Frankreich (13% / 5,90€) Pierre Clavel baut sein Sortiment beständig aus. Und bleibt dabei preislich auf dem Teppich ! Das Flagschiff Copa Santa gibts immer noch für 13€. Darunter tummeln sich Le Marteau und Bonne Pioche, beides geschmacksstarke Charkterspieler.
    Neben dem Einstiegsklassiker Le Mas gibt es jetzt zum gleichen Tarif den Cado. Ein typischer Clavel. Schon in der Nase wärmend, satte Frucht, im Mund recht weich, der Wein vermeidet rustikale Gerbstoffe. Ecken und Kanten, die der Le Mas jung schonmal zeigt, fehlen. Kommt dadurch fast "süffig" mit viel beeriger Frische rüber, im Alkohol zum Glück mit 13% noch moderat. Seriöser Trink - und Tischwein, Top.



02.07.2011

Soli - Menü für Griechenland


Die Griechen haben niedriges BSP, bauen keine AKW´s, haben nicht Siemens, Benz oder BMW. Eigentlich ja ein Segen, wenn man es lieber etwas ruhiger angehen lassen möchte. Ich befürworte das. Die EU pumpt Riesensummen auf die Konnten der Hellenen, die Euros gehen von da aber natürlich direkt wieder zu den Kreditgebern: Die Finanzwirtschaft profitiert. Und die Griechen sparen sich kaputt.
Deshalb von nun an verstärkte Genußsolidarität ! Hellas ist die abendländische Wiege des Weins, auch die Heimat viel ursprünglicher Kulinarik. Zum Auftakt ein kleines, griechisch inspiriertes Menü:

  • Dolmadakia
  • Feta mit Herzkirschen
  • Gambas mit Zuccini vom Grill
  • Hühnerbrust, gefüllt mit Gambas

Griechenland-Soli: Mahlzeitvogel und Weindeuter
Dazu eine Retsina aus der Savatiano-Traube. Da wird während der Gärung etwas Kiefernharz zugegeben. Das weckte Erinnerungen an frühe Weinerfahrungen und war zu den würzigen Speisen gar nicht schlecht. Die Pinienharzzugabe erfolgt offenbar nur noch minimal, gut gekühlt sehr erfrischend.
Weitere "Griechen" waren nicht dabei, kommen aber noch. Bisher verkostete griechische Weine hier und hier. Ein Edelretsina wird übrigens hier bei Capt.Cork vorgestellt.

Großes Angebot an Weinen aus Griechenland hier beim Griechischen Weinversand.