30.06.2011

Südtirol: Lagrein von Ignaz Niedrist


"Berger - Gei" 2006 Lagrein / Ignaz Niedrist / Gries/Südtirol (14% / 16€) Eine Überraschung, so lecker kann Lagrein sein, wenn er etwas Reifung hinter sich hat. Der Wein steht noch sehr gut im Saft, macht wie ein wettergegerbter Südtiroler Bergbauer noch voller Energie seine Meter. Dunkel im Glas, in der Nase zartfeine Süße, etwas Vanillejoghurt, Karamell, dezent dann auch Kirschkompott. Im Mund herrlich, sehr saftig trinkig, vorne auch Süße wie gute Kakaoschoklade, aufs minimale reduzierte Säure, keine störenden Lagreintannine mehr, nur reine satte Frucht. Barrique und auch der hohe Alkohol sind komplett integriert. Setzt sich in den Gaumen und bleibt. Der Berger - Gei toppt in diesem Zustand die Lagreiner meiner Südtirol Verkostung (hier).


29.06.2011

Hitze ? Röttgen - Riesling !

Auch am späten Nachmittag noch 30 Grad im Schatten. In der romantischen Weinecke im Garten verbreitet ein Moselriesling Ruhe und Frieden, kühlt die erhitzten Leiber und Seelen:
  • "Röttgen 2009" Erste Lage -Winningen/Mosel (13% / 20€)  Kräftiges Goldgelb, hier wurden vollreife Trauben geerntet. Reicher Duft, viel Aprikose, reifer Pfirsich, viel Spiel, cremiger Mundfluß. Die immer wieder beschworene Schiefermineralik kommt hier nicht so zum tragen, stattdessen exotische Süße, darunter puffert frische Säure. Recht weich und trinkig. Man muß aber aufpassen, der Röttgen ist natürlich kein leichter "Terrassenschlotzer", kein frischer Spritzer. Also nicht zu schnell trinken...


28.06.2011

Ehrliche Bio - Haut: Domaine de Lanes


30 Grad im Schatten - und der Weindeuter macht trotzdem einen kräftigen Roten aus dem heißen Süden auf. Warum auch nicht, schließlich trinken sie den ja da unten auch... 
  • Domaine des Lanes 2008 Montagne d´Alaric - Corbieres Biolabel (14,5% / 6,90€) Eine kleine Fruchtbombe aus den wildromantischen Corbieres in Südfrankreich. Eine karge, heiße und einsame Ecke. Der Wein hat Sonne getankt, das merkt man durchaus. Hat aber durch den von Haus aus eher spröden Carignan eine herrliche Fruchtfrische und wilde Saftigkeit, die schon in der Nase anmacht. Neben reifen Johannisbeeren auch etwas Ricola - Kräuterbonbon. Im Mund schönes Fruchtsüße/Säure - Spiel. Einfach ein gut laufender Tischwein, der auch Weinfreaks nicht langweilt. Top !

(Gekauft im Biomarkt, wird auch viel über Bioversender vertrieben)



25.06.2011

Weinradler Etappe 3: Winningen - Dernau (84 Km)


Nördlich von Koblenz: Statt Wein erstmal Atom 
Tag 3 der Weinradlertour "6 Gebiete in 3 Tagen" (hier, hier und hier vorherige Posts).

Früher Aufbruch in Winnningen an der Mosel. Ein kleiner Rest "Vom blauen Schiefer" von Heymann-Löwenstein ist noch in der Flasche, das muß als Doping reichen für die Schlußetappe, die in 4 Stunden bewältigt werden soll. An der Ahr ist gegen 14.00 ein Weintermin verabredet.
Bis Koblenz sind es nur ein paar Kilometer, da mündet die heitere Mosel am Deutschen Eck in den schweren Rhein. Gegenüber auf Ehrenbreitstein findet die Buga 2011 statt, eine Großseilbahn bringt Besucher von der Stadt über den Rhein auf die trutzige Feste. Dafür bleibt mir keine Zeit, die Kilometer hinter Koblenz den Rhein hinab ziehen sich. Und sind langweilig, das Tal ist weit, es gibt zunächst keinen Weinbau. Nur den häßlichen Atomklotz in Mülheim - Kärlich. Erst ab Andernach, übrigens die Geburtsstadt von Charles Bukowski, wird es wieder lieblich. Die Weinberge kehren zurück, ein schöner Weinort ist Leutesdorf auf der rechten Rheinseite.
Der Rheinradweg verläuft aber linksrheinisch über Brohl und Bad Breisig. Bei Sinzig mündet dann die Ahr in den Rhein, der Ahrtalradweg bringt die Reben endgültig zurück, rechts grüßt bald die Landskrone, Bad Neuenahr und Ahrweiler sind schnell erreicht. Kurz dahinter mein Zielort Dernau, am Ortseingang ein großer Hinweis auf Mandy Großgarten - die amtierende Deutsche Weinkönigin wohnt hier. Da wußte ich noch nicht, daß ich eine Stunde später auch einer Ahrweinkönigin begegnen würde...
Endlich an der Ahr
Zusammen mit einem Insider der Weinszene an der Ahr, Frank Josten (Thera Winery), geht es dann zu einer Verkostung ins Weingut Kreuzberg, wo ein großer Teil der umfangreichen Kreuzberg - Palette verkostet wird. Und was da aus den schlanken kleinen Probenflaschen kommt, ist absolute Spitze. Schieferlay 2009 GG, Hardtberg 2009 GG, Silberberg 2009 GG, Sonnenberg 2009 GG, Devonschiefer R 2009 (Früh-und Spätburgunder) sind allesamt Gewächse, die, ganz im Stil des Hauses, nicht durch holzbetonte, alkohollastige und überkonzentrierte Überumpelungsaromtik, sondern durch ausdifferenzierte Finesse begeistern. Und wieder merke ich das Phänomen des "aufnahmebereiten Gaumens" nach körperlicher Anstrengung. Die Weine "laufen", verbreiten einen reiffruchtig-rauchigen Schmelz. Ich spucke nicht, sondern trinke die großzügig von Frank Josten eingeschenkten Probenschlücke mit großem Genuß aus.

Hoher Genuß aus hohen Flaschen: Kreuzberg
Im Verkostungsbereich bei Kreuzberg geht es am Samstagnachmittag lebendig zu, eine gößere Gruppe wird erwartet. Der Hausherr Ludwig Kreuzberg taucht auf und - Julia Bertram, die erst seit dem 10. Juni inthronisierte Gebietsweinkönigin der Ahr. Guter Wein und dann noch die Weinkönigin, glücklicher Moment.


Und dann noch ein Höhepunkt, ein Besuch in der Straußwirtschaft "Im Burggarten" von Herrman - Josef Kreuzberg, langjähriger Kellermeister bei und der ältere Bruder von Ludwig Kreuzberg. Der macht heute in Dernau immer noch Wein vom eigenen Weinberg, den gibts aber nur in kleinen Mengen. Vor allem im Ausschank in dem mit viel Liebe und Geschmack hergerichteten Innenhof seines Hauses: Im Glas auf dem Foto unten "Pinot N." Ein enorm feinduftiger warmer Spätburgunder, Trinkseide, großes, französisch inspiriertes Weinkino von der Ahr.
Weinromantik an der Ahr: Straußwirtschaft "Im Burggarten"

21.06.2011

Weinradler Etappe 2: Assmannshausen - Winningen (86 Km)

Die Pfalz bei Kaub 
Nach der Übernachtung in der Krone Assmannshausen ("eine Hotellegende seit 1541") lockte am zweiten Tag der Mittelrhein, der klassische Teil zwischen Rheingau und Koblenz. Inbegriff der Rheinromantik mit zahlreichen Burgen und Orten mit langer Tourismusgeschichte, mittlerweile Unesco Weltkulturerbe. Nur mit dem Weinbau geht es seit langem, zumindest mengenmäßig, bergab. Rebhänge machen sich nämlich mittlerweile eher rar an den Ufern, der Weinbau ist seit Jahren stark rückläufig. Von noch über 2000 ha im Jahr 1900 sind 2008 nur noch 460 ha übriggeblieben. Der Mittelrhein ist damit das zweitkleinste deutsche Anbaugebiet.

Zwei starke Marken unter einem Dach:
Weinkitsch in St. Goar
Bei Sonnenschein und Rückenwind ist schnell Bacharach erreicht (Besuch im letzten Jahr hier), ein paar Kilometer flußabwärts dann schließlich die Loreley. Direkt gegenüber lockt eine neue Vinothek des Weinguts Philipps - Mühle in St. Goar. Die beiden Jungwinzer Martin und Thomas Philipps wollen dem Flächenrückgang Einhalt gebieten, Brachflächen rekultivieren, vorhandene Rebflächen erhalten und somit einen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Mittelrheintal leisten. Sehr verdienstvoll ! Mit Blick auf den berühmten Felsen schmeckte sehr gut der 2008 St. Goarer "Frohwingert" Riesling (11,50€), frische saftige Fruchtigkeit, Limette, ganz leichtes Petrol. Die Weine der Philipps Brüder gibts übrigens auch in der Weinhandlung Rolf Kaspar in Essen (klick)

Verkostung an der Loreley:
Ein Chinese knipst erst den Fels, dann mein Rad.
Mein Ziel am Rhein war Boppard mit seiner lebhaften Rheinpromenade. Da gibt es einen sehr gut mit Weinen vom Mittelrhein bestückten Weinladen direkt am Marktplatz (Vineum klick). Den ließ ich aber aus, denn eine Bergetappe war zu bewältigen. Ich wollte zur Mosel abkürzen, und das bedeutet stramme und steile 7 Kilometer hoch auf auf die kargen und windigen Höhen des Hunsrück. Schweißtreibend und sehr durstfördernd. Außerdem ist es da oben ungemütlich, düstere Kreuze an der Straße... 

Düsterer Hunsrück
Also schnell auf der anderen Seite der Hunsrückhöhenstraße wieder runter, man rollt mit hohem Tempo direkt hinab ins Moseltal. Nach 20 Kilometern auf dem Moselradweg kündigt dann die große Autobahnbrücke der A61 die Ankunft in Winningen an. Links grüßen die berühmten Lagen "Uhlen" und "Hamm" mit ihren steilen Terrassen. 
Winninger Uhlen
Im beschaulichen Winnigen selbst blieb nach Quartiersuche gerade noch Zeit für einen Besuch in der "Vinothek im Winninger Spital". Auch dies ist ein relativ neues Projekt, Lothar Kröber präsentiert in stilvoll renovierten Räumen ausgewählte Weine von 17 Winninger Winzern. Man zahlt pro Glas eine kleine Probengebühr und kann Flaschen zu Weingutspreisen direkt mitnehmen. Dabei merkte ich wieder, wie auch schon bei der Verkostung bei Martin Tesch an der Nahe: Wenn man 80 Kilometer stramm geradelt ist, ist der Gaumen sehr offen für vinophilen Genuß. Es schmeckt einfach enorm gut. Probiert wurde eine Auswahl von ´09er Rieslingen, u.a. von Fries, Knebel-Lehnigk, Löwensteinhof (Bruder von Reinhard Löwenstein) und Knebel.
Vinothek im Winninger Spital
Abendessen dann direkt nebenan, als Kontrast zum Menü in der Krone ein einfaches Schnitzel im "Winzercafé Zur alten Post": Gute knusprige Qualität mit frischer Champignonsauce und Bratkartoffeln. Ein Gericht, das half, die Akkus des Weinradlers wieder aufzuladen. Außerdem war man so freundlich, meine in der Vinothek gekauft Flasche "Vom blauem Schiefer" von Heymann - Löwenstein vorzukühlen. Der fruchtsanfte Riesling vom Altmeister war dann mein Schlummertrunk für den weiteren Abend im Hotel Moselblick...


2 Linktips
  • Ein schöner Text zur Weinlandschaft Mittelrhein hier bei Axel Biesler.
  • "Gipfelstürmer" Winzerinitiative Mittelrhein: 4 Junge Winzer zwischen dem Mäuseturm und dem Siebengebirge haben sich zusammen gefunden, um die Vielfalt der malerischen Landschaft des Mittelrheintals, der Böden und der davon geprägten Weine sowie der Persönlichkeiten, die dahinter stehen, mit Spaß und Elan zu repräsentieren und gemeinsam etwas zu bewegen.



19.06.2011

Weinkönigin

Weinkönigin und Weinradler
Nach 246 Kilometern endet die Weintour in Dernau an der Ahr (Etappenbeschreibungen folgen noch). Dort im Weingut Kreuzberg eine überraschende und herzliche Begegnung mit der amtierenden Gebietsweinkönigin der Ahr, Julia Bertram. Die Mühen haben sich doch gelohnt...

Die komplette 3. Etappe der Tour ist hier (klick)

18.06.2011

Weinradler - Etappe : Abend in der Krone Assmanshausen


Wenn man viel strampelt, braucht der Körper abends was Gutes. Darum war das Etappenziel und Nachtquartier des ersten Tages auch die Krone in Assmannshausen. Ein altes Haus der Rheinromantik, Kaiserin Sissi hat dort geschlafen, auch der Heinz Rühmann. Der hat ja immerhin schon versucht, uns die alkoholische Gährung zu erklären. Darum war die erste Tat im Hotel auch eine kleine Verkostung. Ich hatte im Gepäck zum Glück noch eine Nahe -Wein von Martin Tesch. Der wurde als Aperitif auf dem kleinen Balkon mit Blick auf die Weinberge eingenommen. Ein lebhafter Erfrischer auf hohem Niveau.

Nahe - Wein, verkostet im Rheingau:
Trotzdem lecker
"St.Remigiusberg" Riesling 2010 Weingut Tesch Langenlonsheim / Nahe (12,5% / 12€ ab Weingut) Saftiger Apfel in der Nase. Jugendliche Frische, lebhafte Säure, knackig, Mineralik, Stein, Salz. Kompromissloser purer Wein.
Ein solches Gewächs regt den Appetit an. Weinradeln sowieso, darum war mein Weg wenige Meter hinab ins Erdgeschoß Richtung Restaurant. Auf dem Weg dorthin, über knarzige Holztreppen, lauern  hochherrschaftliche Sitzgruppen und große Tierköpfe an den Wänden. Das hat Atmosphäre, ist nachts auf dem Rückweg aber auch etwas unheimlich.

Das Restaurant positioniert sich, dem Ort entsprechend, als "Gourmetlokalität". Das Ambiente sehr traditionell, viel dunkles Holz, schummrig geradezu. Aber auch sehr lecker. Die Abfolge:
  • Brot, Cremes, pikante Kleinigkeiten
  • Garnelen in Kakaobohnen, Pekannußpesto mit Avocadosalat und Grapefruit
  • Kalbrbries mit Pinienkernpanada mit Limonen / Tomaten Risotto
  • Rehrücken mit Haselnußkruste auf Geneverrahm, Waldmeister - Kirschen, Pfifferlinge und Sesam-Schupfnudeln.
  • Riegel von Nougat und weißer Schoko, Pistazieneis, Rieslingsauce, Rhabarber, Mango

Fazit: Die Küche hat Vorliebe für nussig-herzhafte Aromen, passt zum barocken Umfeld, Highlight das Bries. Das war knusprig-kross außen, innen dann schmelzig. Das Reh mit den Kirschen perfekt. 
Weine dazu waren erst ein Rheingau Riesling von Prinz, dann (natürlich) ein Roter vom Hang hinterm Haus: "Assmannhäuser Höllenberg" 2008 Spätburgunder Alte Reben vom Weingut Mohr. Überraschend reichhaltig, rauchige Frucht und Dichte.


17.06.2011

Weinradler - Etappe 1: Mainz-Assmanshausen (80 Km)

Rheinhessen, Nahe, Rheingau:
Wein und Wahnsinn liegen dicht beieinander
Start in Mainz ! Westlich von Gonsenheim schwingen sich sanfte Hügel fruchtbaren Landes mit prallen Kirschgärten, Äpfeln und Ingelheimer Spargel. Natürlich auch mit Wein. Das ist das nördliche Rheinhessen, nach "oben" begrenzt durch den Rhein. Auf dem anderen Flußufer liegt der Rheingau mit seinen lebhaften Weindörfern. Auf "meiner" Seite in Rheinhessen jedoch geht es ruhig zu. Kaum Gastronomie, die Winzer verschanzen sich hinter dicken Mauern und festen Holztoren. So waren die 50 Kilometer durch Orte wie Gau Algesheim oder Dromersheim ("Geburtsort des Eisweines") schnell erledigt. Die erste Mahlzeit, fest sowie flüssig, also erst an der Nahe in Langenlonsheim. Ein schneller Imbiss, dazu ein sehr süffiger, aprikosenfruchtiger Riesling von Sitzius (Oberhäuser Kieselberg Spätlese 2008). Der hatte etwas Restzucker, passte gut zum Schnitzel Hawaii: Ideale Radfahrernahrung auf der Etappe.

In Langenlonsheim dann noch was Feines: Ein Kurzbesuch bei Martin Tesch in seinem Designerausschank. Darf man ruhig so sagen, reduzierte Einrichtung, coole Optik, allein wie das Portfolio aufgereiht ist... Die komplette Rieslingpalette aus 2010 vom Unplugged bis zu den Einzellagen wurde auch gleich durchprobiert. Kompromisslose Qualitäten, pur, klar, (noch) knackig mit strammer Säure.

Bodenproben bei Tesch
Bei Bingen mündet die Nahe in den Rhein, gegenüber liegt Rüdesheim. Ein Weinballermann erster Ordnung. In der berüchtigten Drosselgasse Weinkitsch ohne Ende. Lokale, Geschäfte und Situationen, die nun doch zum Schmunzeln anregen. Da fing es auch prompt an zu regnen. Also schnell ein paar Kilometer flußabwärts am Mäuseturm vorbei nach Assmannshausen. Da war ein Zimmer gebucht, in der Krone. Motto des Hauses: "Eine Hotellegende seit 1541".



(Fortsetzung folgt...)


15.06.2011

Weindeuter wird wieder zum Weinradler

  • Start: 16.Juni Mainz Hbf.
  • Ziel: 18.Juni Mayschoß an der Ahr 
  1. Etappe 1: Mainz-Assmanshausen 80 Km (Klick)
  2. Abend in der Krone Assmannshausen (Klick)
  3. Etappe 1: Assmannshausen - Winningen 86 Km (Klick)
  4. Etappe 3: Winningen - Dernau 84 Km (Klick)


Thera: Ahr goes Turkey


Zwei Weinfreunde aus Dernau an der Ahr machen einen Wein in der Türkei! Frank Josten träumte schon länger den Traum vom türkischen Wein und ergriff schließlich 2005 die Initiative. Er nahm Herrman-Josef Kreuzberg vom bekannten Weingut Kreuzberg in Dernau mit an die türkische Ägäisküste und überzeugte ihn, dort ein Weinprojekt zu beginnen. Zusammen mit Mustafa Al betreiben sie nun seit 2006 gegenüber der griechischen Insel Rhodos in der Provinz Mugla die Thera Winery. Die Weinberge sind bestockt mit Cabernet-Sauvignon und Syrah, befinden sich 25 Kilometer vom Meer entfernt und sind gelegen zwischen 300 und 700 Höhenmetern. Die erste Abfüllung (Jg. 2007) ist erfolgt nach 22 Monate Barriquelager, unfiltrierter Füllung und einem Jahr Flaschenreife. Das ganze (vorerst) in Kleinstauflage, mit viel Herzblut und Leidenschaft. Ein wirkliches Autorenwerk, hier der erste Jahrgang. Die Flasche kostet 29€. Das muß angesichts des Aufwandes und der geringen Menge wohl so kalkuliert werden - der Wein ist aber auch richtig gut !
  • "Thera" Cabernet Sauvignon / Merlot 2007 (13%  / 29€) Tiefdunkle Tinte, auch in der Nase nicht schüchtern, dunkle Frucht verspricht Reichhaltigkeit. Im Mund dann präsente aber, und hier muß ich das Wort mal gebrauchen, feinkörnige Gerbstoffe. Kriegt dadurch eine sehr maskuline Note. Das ganze eher auf der sportlichen Seite, der Wein ist nicht geprägt durch überreife Frucht, Süße und übertriebenen Schmelz. Auch der Holzeinsatz ist sehr gelungen, man spürt hier eher die Handschrift der Dernauer Spätburgunderwinzer und den Wunsch, auch im heißen Süden einen Wein mit Finesse zu machen. Hat einen anderen Charakter als z.Bsp. der "Corpus" vom Weingut Corvus, ebenfalls an der türkischen Ägäisküste. Der ist auch aus internationalen Rebsorten gemacht, aber eher im Blockbuster-Stil gehalten ("üppig ausgestattet wie der Harem eines osmanischen Sultans"). Und mit einem VK von 39€ der teuerste Wein aus der Türkei (Verkostung hier).
    Der Thera im Glas schmeckt einfach sehr gut, ist moderat im Alkohol und macht Lust auf den nächsten Schluck. Ein winziger Rest war nach 4 Tagen noch in der Flasche, den hab ich grad beim Schreiben aus Neugierde probiert, selbst der war ein Genuß.


10.06.2011

Pro Griechenland: Ein Weißer aus Santorini


Griechenland ist klamm mit Euros. Und wird darum auch beschimpft, vor allem aus Deutschland. Mir kommt da allerdings zuviel Überheblicheit durch. Das entspringt meist sowieso einem Neidkomplex, wie gerne würde der vom deutschen Arbeitsethos Besessene gerne selber mal eine Gang runterschalten... 
Lieber mehr Wein aus Hellas trinken. Das hilft und schmeckt, vor allem, wenn man die richtige Flasche aussucht.

Paris Sigalas
"SIGALAS  SANTORINI"  2007 / Assyrtiko Domaine Sigalas / Santorini (13,5% 12,90€) Ein Wein von der regenarmen Insel Santorini in der südlichen Ägäis. Da gibt es nur kleine knorrige Rebstöcke, die sich tief an die karge Erde ducken. Sehr bedeutend ist der Weinbau auf Santorini (oder Thira, wie die Griechen die Insel nennen) nicht, der Tourismus ist wichtiger. Spektakuläre Sonnenuntergänge über der Abruchkante der Caldera, vor weißen Häusern ist DAS Griechenlandmotiv. Der Wein hat nichts mit traditioneller griechischer Weinbereitung zu tun, wie etwa beim Retsina. Er ist modern gemacht, Sigalas ist ein "state of the art" Betrieb. Mittlerweile auch im Export sehr aktiv, die Weine werden weltweit vertrieben. Ich hatte einen 2007er Assyrtiko vor zwei jahren schon mal relativ jung (hier), da dominierte Zitrus und eine ungestüme Frische. Jetzt präsentiert er sich in erster Reifung. Die Nase geht nach etwas Lüftung richtig auf, wird zu einem großen Blumenstrauß. Reife Aprikose, Haselnußkrokant, frischgeschnittenes Weißbrot, Basilikum und Minzeblätter, beide mit Daumen und Zeigefinger  zusammengerieben - herrlich. Im Mund sehr cremig, hat Volumen, Körper und Schmelz. Präsente Süße, abgeschliffene Säure, wird aber noch durch Frische balanciert. In diesem Zustand sehr gut, für Freunde eines kräftigen,  intensiven Weißweintypus. Längere Lagerung aber eher nicht ratsam.



08.06.2011

Merkel rot, Obama weiß


Und auch sonst Unterschiede: Merkel hält das (sehr kleine) Glas korrekt am Stiel, Obama fasst oben an, obwohl da der Stengel viel länger ist...

06.06.2011

Preiswert, öko, gut: Pagos de Isarpe


Nach der Kontroverse um den Bounty - Wein aus Australien hier mal ein kleiner Spanier für gut 6 €. Der wurde parallel zum Australier verkostet und war ein weit größerer Genuß.
  • "Pagos de Isarpe" 2007 Bodegas Orvalaiz / Navarra / Agricultura egologica (14% / 4,99€) Große Genossenschaft mit Qualitätsanspruch, der Spitzenwein ist der Septentrion. Der "Pagos" ist ein Einsteigerwein, aus Merlot, Cabernet - Sauvignon, Tempranillo und stammt aus zertifizierter Bioproduktion. Zu Beginn ein kleiner Stinker, der aber rasch verfliegt. Zeigt auch sonst Charakter. Sehr saftig, hat Biß und Tiefe, kernige Kirsche, Kraft. Kein süßer eindimensionale Schmeichler, kein störendes Pseudoholz, keine kitschige Vanille, für den Preis absolut top. Eignet sich gut als seriöser kleiner Hausroter.



05.06.2011

Brahms und Wein



Johannes Brahms (1833-1897) war ein großer Weinliebhaber. Nach einem üppigen Mahl bei einem Gönner ließ dieser eine Flasche Wein servieren mit den Worten: "Das ist der Brahms unter meinen Weinen !" Brahms kostete sorgfältig und sagte: "Ausgezeichnet, aber das macht mich neugierig, nun auch ihren Bach kennen zu lernen."



03.06.2011

Trockener Tokajer von Vega Sicilia

Sieht nicht nur lecker aus,
ist es auch...

Ein Ungar im Glas, ein Magyare ! Nach der großen Wende Ende der 80er Jahre gab es ja schon oft die Geschichte einer großen Weinrenaissance aus dem Osten. Flaschen aus Bulgarien oder Rumänien kamen in die Weinregale, wurden angepriesen - und verschwanden auch schnell wieder. Dabei ist der Balkan traditionell Weinregion, der Rebensaft dort in der Alltags(trink)kultur omnipräsent. Aber mit dem Export hapert es, der kommt nicht in Schwung. Wir sind halt in Sachen Wein hier ziemlich übersättigt und verwöhnt. Dabei gab es ja historisch gesehen wirkliche Qualitätsspitzen aus dem Osten. Bestes Beispiel ist der Tokaji Aszú, "der König der Weine, der Wein der Könige", eine edelsüße Essenz, begehrt, hochgeachtet und gehandelt schon im 17.Jh., lange vor den Edelsüßen aus Sauternes. Hier ein Wein aus dem Tokajergebiet, jedoch ein trockenes Exemplar.
  • "Mandolas 2009" Tokaji dry / Oremus / Grupo Vega Sicilia / Ungarn (14% / ca. 15€) Oremus gehört zur berühmten spanischen Bodegas Vega Sicilia, das Projekt in Ungarn gibt es seit 1993. Neben den edelsüßen Klassikern wird auch der trockene Mandolas produziert, 100 % Furmint. Vergärung und 7-monatiger Ausbau erfolgt in ungarischer Eiche.
    Im Glas goldgelb schimmernd, ein Nasenwein: Reife Birne, Aprikose, frisches Weißbrot, gemahlene Nüsse. Im Mund viel Schmelz und Spiel, cremig, geht etwas wärmer bei 14 Grad richtig auf. Wirkt im Gesamtbild hochwertig. Wer jetzt in Richtung Chardonnay denkt, liegt nicht falsch. Allerdings ohne jede (Übersee)buttrigkeit, denn der Ungar hat auch noch eine Ladung limettenfrische Säure mit an Bord. Wenn man schon Analogien ziehen möchte, dann geht es hier aromatisch eher in Richtung Burgund. Angesichts der Preise dort scheinen die 15€ für den Mandolas gerechtfertigt.


01.06.2011

Bounty - Wein


Der Weindeuter ist Hobbyverkoster, dem Weinthema nur durch Leidenschaft verbunden, quasi finanzinteresselos. Weil er das aber nicht  im stillen Kämmerlein tut, sondern sich mit diesem Blog ins große weiße Rauschen wirft, bekommt er auch schon mal eine Flasche Wein frei Haus geschickt.
Und dagegen ist ja auch nix zu sagen. Man sollte das allerdings bei vorgestellten Weinen kenntlich machen und zugeschickte Musterflachen als solche bezeichnen.
Außerdem wäre es schön, auf diese Weise auch mal was wirklich gutes ins Glas zu kriegen. Wenn schon bestochen, dann aber mit Genuß. Und nicht mit so einer mediokren australischen Duftbombe... 
  • "The Black Stump" Durif / Shiraz 2009 Casella Wine (14% / 9,20€) Dicke Duftwolke nach Kokos und Schoko, etwas Fruchtkompott, auch im Mund satte Süße, weich. Ein Wein für die "Müller-Milch Generation", ein flauschig-weiches Kuschelhäßchen (S. Pigott). Hier wurden offensichtlich alle Register des australischen Winemaking gezogen.
    Aus gleichem Hause kommen übrigens die Yellow Tail Weine. Die mit dem springenden Känguruh, eine der erfolgreichst platzierten Weinlinien der letzten Jahre, mit der Casella seinen Anteil am australischen Gesamtexportmarkt auf 15 % steigern konnte. Noch ein Highlight (Zitat): "Casella Wines' newest bottling line can process 36,000 bottles per hour. It's the world's fastest bottling line".
    In Deutschland wird der Black Stump über Chateau Direct vertrieben. Der Welt am Sonntag Weinclub preist ihn ("ein Dauerbrenner"). Auch der Weinspion ("hat das Zeug zu einem australischen Klassiker") und das Weinblättchen ("Wir haben es hier mit einem äußerst vielschichtigen Wein zu tun") hatten ihn, welch Zufall, vor kurzem im Verkostungsglas.