31.10.2010

Hallo - Wien - Wein

Auf einer herbstlich - hellowinesk dekorierten Tafel wurde eine Kürbissuppe serviert. Eigentlich nicht so mein Fall, die hier war aber sehr lecker mit Zimt und Ingwer abgeschmeckt. Für die Süße sorgte auch noch Orangensaft- es waren Kinder  am Tisch. Sonst wär ein Schuß Wein in der Suppe noch besser gewesen. Aber den gab es ja dazu, ein  farblich und aromatisch passender  Rosé aus der Provence:
Chateau La Gordonne 2009 (Domaines Listel) aus Pierrefeu im Departement Var, abgefüllt in der Provencerosé - Traditionsflasche mit Hüftschwung. Da kamen Erinnerungen an den Sommer im Süden hoch...


27.10.2010

Dicke Flasche - dämlicher Wein


Form und Inhalt, Packung und Produkt, der äußere Schein und die inneren Werte - das sollte möglichst zusammenpassen. Hier ein Gegenbeispiel.
Selten hab ich eine so dickwandige, glaslastige, schwere, geradezu aufgedunsene Flasche in der Hand gehabt. Normalerweise umhüllen die kalifornische Kultcabernets der 100€ Klasse aufwärts oder irgendwelche Designerweine aus Chile in derselben Kategorie.
Hier gefunden bei Aldi Nord aus der aktuellen Weinaktion: Morellino di Scansano Riserva 2006 für 6,80 € (!), kein nachvollziehbarer Erzeuger. Der Wein ist jämmerlich, kaum Duft, im Mund ein kurzes, saures Pfürzchen. Da hat man irgendwelche übriggebliebenen Tankweine genommen und durch die Monsterflasche, die ein vielfaches des Inhalts kostet, aufgepimpt.

Dann lieber fürs gleiche Geld einen  Chateau Oupia 2008 , kräftig, würzig, etwas rustikal, ein Typ mit Ecken und Kanten. Eine ehrliche Weinhaut aus dem Minervois !

26.10.2010

Hollandweine - Licht und Schatten

Lekker: Apostelhoeve
Weinbau hat in den Niederlanden im Süden, in Limburg und Brabant eine gewisse Tradition. Weingärten gibt es aber im ganzen Land verteilt, Tüftler, Hobbywinzer, weinverrückte Milch - und Gemüsebauern nutzen das landwirtschaftliche Kow-How, um Trauben anzupflanzen und selber zu vinifizieren (zusammenfassend diese website: "Wijngaarden in Nederland".)
  • Das bekannteste und renommierteste Weingut ist immer noch Apostelhoeve der Familie Hulst. Das liegt ganz im Süden bei Maastricht, im "burgundischen" Teil der Niederlande. Apostelhoevewein gibt es seit den siebziger Jahren, hier wird auf 6 ha absolut professionell gearbeitet und das Potential der Gegend, Maastricht liegt auf der Höhe von Bonn, ausgeschöpft. Angepflanzt werden Müller-Thurgau, Auxerrois, Riesling und Pinot Gris. Verkostet wurde der Riesling Jg. 2009 (9,80€). Sehr hell in der Farbe, "weißgold", nur leichte gelbgrüne Reflexe. Schöne frische Frucht schon in der Nase, grüner knackiger Apfel und Pampelmuse, auch im Mund alle Sinne auf Frische, leichtgewichtig, belebend mit schöner Länge.

  • Mitten in den saftigen und gut gedüngten Äckern des Polderlandes in Westbeemster in Nordholland liegt der Beemsterwijngaard. Motto: "meer dan alleen kaas in de Beemster..." Seit Mai 1999 wird da unter dem Label La Voeb vinifiziert und abgefüllt. Und das aus so wohlklingenden Sorten wie Léon Millot, Triomph d'Alsace, Seyval Blanc, Kerner, Orion, Regent, Johanitter, Solaris, Rondo und Cabernet Cortes. Allesamt auf Pilzresistenz gezüchtet, der Wingert liegt 3,70 Meter unter dem Meeresspiegel. In einer Art Gemüsescheune werden die schmalen schlanken Flaschen verkauft. Natürlich ist das alles originell und mir auch sehr sympathisch, nur geschmeckt haben die beiden verkosteten Weine nicht, überhaupt nicht. War der Weiße (0,5l, 6,50€) gut runtergekühlt trotz beißender Säure noch genießbar, brach beim Roten (0,5l, 7,50€) ein übler Sauerkrautstinker durch, im Mund unharmonische Säure, bitter, kurz. Möglicherweise ein Fehler, der nicht für die gesamte Produktion steht.

Ist "Hollandwein" im kommen ? Jancis Robinson antwortet im Interview mit Nikos Wein- und Gourmetwelten auf die Frage nach ihrer Entdeckung des Jahres: "Ein holländischer Freund brachte mir 20 Weine aus den Niederlanden ins Languedoc. Ich war völlig überrascht. Dort hat es eine große Revolution gegeben. In England sind unsere Weine bis auf die Sparklings nicht besonders, aber diese waren wunderbar zu trinken. Sogar ein ziemlich guter Riesling war dabei !"
Hier auch ein aktueller Artikel aus dem Weserkurier ("Hasch + Heinecken"), da geht es um das Weingut Hesselink bei Winterswijk an der deutsch - niederländischen Grenze.


Niet zo lekker: La Voeb 



25.10.2010

Nordseeweine

Lekker drinken en eten aan de Zee:
Sushi-Bordeaux und Musar
 

Die Herbstwoche in Holland an der Nordsee: Viel Wind, etwas Wein - auch aus Trauben, die auf niederländischem Boden gewachsen sind, ganz unten bei Maastricht und auf den saftig - grünen Polderwiesen direkt hinter der Käsestadt Alkmaar - mehr dazu hier.
Zunächst wieder Bordeaux und Sushi, ein erprobter Snack für zwischendurch, diesmal am Strand von Egmond aan Zee, auch wenn der Wind einige Sandkörner auf den Reishäppchen verteilte. Das Sushi war nicht schlecht, eine kleine Bento-Box von Albert Heijn, allerdings nicht von der Qualität wie vor 3 Wochen in Hamburg von Hensler & Hensler.
Dazu ein einfacher Medoc: Chateau Le Chene 2007 (Fabre Viticulteurs in Cissac, eine klassisch - kräftige Mischung aus Cabernet Sauvignon 70% - Merlot 26% - Petit Verdot 4% / 10€).

Im Beauvin Wijnhandel in Alkmaar dann eine Flasche, die einen Kaufreflex auslöste: Chateau Musar, der Cru aus dem Libanon, Cabernet Sauvignon, Cinsault und Carignan – ungefähr 1/3 von jeder Sorte. Ein Exot, ein Mythos, eine Legende aus in 1000 Meter Höhe im Bekaa Tal gereiften Trauben, wird in Beirut in einer im Jahr 1930 gegründeten Kellerei bereitet.
Im Glas diesmal der aktuelle 2003 (ca. 29€) . Wie immer relativ hell in der Farbe, duftige Nase, ein exotischer Gewürzladen, feine vibrierende Frucht. Genauso im Mund, süßer Fruchtextrakt, samtige Gerbstoffe, dabei aber keineswegs dick und plump - der Musar wirkt beinahe "leicht", transparent, hält Balance. Dazu ein rosa gebratenes Biefstuk mit karamellisiertem grünen Spargel und etwas Pestokaas obendrauf - heerlijk genieten...

Bezugsquelle für Chateau Musar in D:  Le Marché du Levant

19.10.2010

Riesling Antidot: Chardonnay

Nach reichlich Riesling mal ein Kontrapunkt im weißen Bereich. Diesmal im Glas nicht erfrischende Säure und beißende Mineralik, sondern weiche Opulenz, ein "Kopfkissenchardonnay" aus Südfrankreich. Da gibt es z.B. im Bereich Limoux durchaus interessantes, dieser hier kommt aus dem Hinterland von Seté von der Cave coopérative d´Alignan-du-Vent.

16.10.2010

Mittelrhein und Wein (Teil 2)


Ein Samstag in Bacharach. Den ganzen Tag gab es Riesling (Teil 1 hier), am kühlen Herbstabend darf es dann auch was wärmeres sein. Wie  gut, daß das Weingut Toni Jost Hahnenhof auch (etwas) Spätburgunder im Programm hat. Am besten gleich die Spitze genießen, die Zeit am Rhein ist knapp, mit Präliminarien sollte man sich da nicht lange aufhalten.
Der Spätburgunder Bacharacher Hahn Spätlese 2007 (20 Monate Barrique) ist ein herrlich pinotduftiger Schmeichler, der seine Konzentration und seine 14% Alkohol in Samt und Seide hüllt. Peter Jost kann also nicht nur Töchter und Riesling, sondern auch Rot. Ein Bereich, der hier vielleicht in Zukunft mehr betont werden sollte.


Der Wein, verkostet in den schön altmodischen Zimmern des Altkölnischen Hofes, machte hungrig. Zwar riecht es an vielen Orten am Mittelrhein nach Frittenfett, in Bacharach ist aber in Punkto Kulinarik Stübers Restaurant im Rheinhotel eine gute Adresse. Originell dort die Huldigung an einen malenden Rheinreisenden aus dem frühen 19. Jahrhundert: Der Vorspeisenteller „William Turner”, bestehend aus "Steeger Hinkelsdreck" mit Traubengelee, Sushi von der geräucherten Wispertalforelle mit Rote Bete-Meerrettich, Haselnuss- und Fenchelsalami von der Mittelrheinziege, Ziegenfrischkäse aus dem Mittelrheintal mit Thymian und Honig. Ein kleinteilig zusammengesetzter Tapasteller, lecker.

Mittelrheinischer Tapasteller
Dazu ein Riesling Kabinett Oberweseler Oelsberg 2008 von Dr. Randolf Kauer, Professor für ökologischen Weinbau in Geisenheim. Der Wein ist sozusagen der praktische Teil der akademischen Tätigkeit des Erzeugers. Der Oelsberg ist schlank mit viel Zitrus und einem trockenen frischen Biß. Der richtige Wachmacher, um in einen langen Bacharacher Abend zu starten, über den hier besser jetzt aber nichts weiteres berichtet werden soll...

Vinologischer Höhepunkt am Sonntag schließlich und eine absolute Empfehlung für mittelrheinreisende Weinfreunde war ein Weinladen in Boppard mit einem sehr schönen Sortiment. Vineum, modern aufgemacht, mit charmant weiblicher und sehr kenntnisreicher Beratung (kein Chauvipunkt bitte, ist nicht als Widerspruch gemeint) liegen hier die Schwerpunkte im Bereich Ahr, Rheingau und natürlich Mittelrhein. Vorhanden sind auch die wirklichen Spitzen, u.a. interessant ein exotisch anmutendes Gewächs vom Weingut Friedrich Bastian aus Bacharach: Riesling Bacharacher Posten 2006 mit enormen 15,5% alc.  (Verkostung später).


Die beste Seite im Netz zum Thema:
Mittelrhein - Weinführer von Dr. Jens Burmeister
Mittelrhein und Wein Teil 1: hier

15.10.2010

Wein am Mittelrhein (Teil 1)


Die Landschaft ist großartig am Burgenrhein zwischen Koblenz und Bingen, der deutsche "Grand Canyon" lockt viele an: Loreleyromantiker, Bötchenfahrer, Kegelbrüder- und Schwestern, natürlich auch Weinfreunde. Rebhänge machen sich allerdings eher rar an den Ufern, der Weinbau ist seit Jahren stark rückläufig. Von noch über 2000 ha im Jahr 1900 sind 2008 nur noch 460 ha übriggeblieben. Der Mittelrhein ist damit das zweitkleinste deutsche Anbaugebiet.
Dabei haben die Dörfer am Rhein einiges zu bieten, beeindruckend altes Fachwerk und verwinkelte Gassen prägen das Bild von Boppard, St. Goar, Oberwesel, Kaub. Natürlich gibt es auch allerorten durch Kitschtourismus verursachte kleine Sünden in diesen Dörfern. Hier soll aber mal die malerische Schönheit betont werden. Und da liegt Bacharach ganz weit vorne. Bekannte Weinerzeuger dort sind Bastian, Dr. Kauer, Heidrich und natürlich der Klassiker, das VDP - Weingut Toni Jost.
Der Traditionsbetrieb liegt mitten im Ort, die Verkostungsstube - dunkles Holz, Bleiglasfenster mit Zechermotiven - strahlt konservative Wertigkeit aus. Umso überraschender der erfrischende Auftritt von Cecilia Jost, Geisenheimabsolventin, Jungwinzerin. Peter Jost kann nämlich nicht nur Riesling, sondern auch Töchter. Eine von dreien, Katharina, war vor fünf Jahren deutsche Weinprinzessin. In die Fußstapfen des Vaters tritt aber nur Cecilia, die zunehmend Verantwortung für die Vinifikation im Betrieb übernimmt und beeindruckend locker die Rieslinge des Hauses präsentiert.


Schon der Einsteiger "Toni Jost 2009" für 6,40€ zeigt klare Kante - ein schlanker, klarer, feinduftiger Erfrischer mit zarter Grapefruitnote. Mehr Kraft dann im Devon S Riesling, in der Nase schöne helle Frucht, am Gaumen salzige Würze. Reichhaltiger, cremiger die Spätlese 2009 (12,90€) vom Bacharacher Hahn. Die exponierte Lage mit Rheinblick ist fast im Alleinbesitz der Familie Jost. Auch die Spitze kommt natürlich daher, Bacharacher Hahn GG 2007 (13,5% / 20,50€). Dichtgebauter Riesling mit Schmelz, konzentriert ("eine Traube pro Trieb, auf der Feinhefe bis Juni 2008"), dabei aber in der ganzen Aromatik ein "nördlicher" Riesling ohne überreife Süßenoten. Süße kam dann ins Glas mit der Auslese und der Beerenauslese (beide 2006),  besonders die Auslese mit delikat leichtem "femininen" Süße-Säure Spiel.
Vorläufiger Höhepunkt des ersten Tages dann eine ganze Flasche Bacharacher Hahn GG im Weinberg mit Blick auf den Rhein, in dieser Gegend auch gerne "Vater Rhein" genannt. Mußte allerdings mit drei weiteren Verkostern geteilt werden...



Mittelrhein und Wein Teil 2: hier

12.10.2010

Gérard Depardieu auf Zeit Online

Eine absolut lesenswerte Reportage über Gérard Depardieu und Wein auf Zeit online:
"Am besten versteht man Gérard Depardieu, wenn man den Schauspieler auf seinem Weingut besucht und mit ihm die Früchte seiner Arbeit genießt.
Gérard Depardieu hockt schon auf seinem Quad. »Steig auf!«, sagt er; hinter ihm ist noch ein winziges Fleckchen Platz. Vollgas! Die halsbrecherische Fahrt beginnt. Ist keine Kurve in Sicht, dreht er sich um und brüllt begeistert: »Dahinten, die Pappeln! Drei verschiedene Grüns!« – »Die alte Kirche!« – »Schon wieder ein Kreuz!«"



© Jonas Unger

11.10.2010

Leckerschmecker

Im Kühlschrank vergessen, im Sommer nicht getrunken, jetzt zum "Indian Summer" doch noch rechtzeitig geleert - ein wirklich köstlicher Erdbeer secco in herbstlichem Roséton. Nicht süß wie befürchtet, sondern mit feiner frischer Erdbeernase, leicht und mit schäumender Lebendigkeit: Meyerhof´s Erdbeer secco von Bernd Hammer aus Flonheim / Pfalz. (8 % alc. / 5,50€)

Hääärrlich !


09.10.2010

Die Mandy von der Ahr


Die neue deutsche Weinkönigin kommt von der Ahr. Mandy Großgarten hats gepackt und ist gestern in Neustadt an der Weinstraße zur 62. Deutschen Weinkönigin gekürt worden. Sie ist erst die vierte Königin von der Ahr, die letzte Ahrregentschaft liegt schon 26 Jahre zurück.
Zitat: Ihr Vater ist Nebenerwerbswinzer und Mitglied der Dagernova Weinmanufaktur, der größten Winzergenossenschaft an der Ahr. Neben ihrem Amt als Ahrweinkönigin studiert sie Chemie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Nach dem Studium plant sie eine zusätzliche Spezialisierung mit einem Masterstudiengang im Bereich Kunststoffe.
In den Weinbergen über Dernau hat Mandy einen Lieblingsplatz. Auf dem so genannten "Trose-Blick", der an ihren verstorbenen Großvater erinnert, genießt sie gerne den Sonnenuntergang und ein Glas Wein. Dort stehen auch drei Rebstöcke, die sie selbst gepflanzt hat und eine Tafel erinnert an ihre nun zu Ende gehende Amtszeit als Ahrweinkönigin.
Das morgendliche Joggen auf dem Rotweinwanderweg zählt zu ihren Hobbys. Das Laufen liegt dabei wohl in der Familie. Mandys Großmutter hat mit 70 Jahren ihren letzten Marathonlauf hinter sich gebracht. An ihren ersten Wein kann sich die 22-Jährige noch sehr gut erinnern: ein Spätburgunder zu Weihnachten.

08.10.2010

Hamburg & Wein

Bordeaux und Sushi, das war das (wein)kulinarische und für die Stadt passende Highlight am letzten Wochenende (Post hier). Doch auch beim Schlendern durch die Stadt fallen einem Weinfreund mit einer auf den Rebensaft fixierten Wahrnehmung natürlich (kuriose) Dinge auf.

So kombiniert z.Bsp. die Vinothek des Südhangs im Schanzenviertel (in Sichtweite zu Tim Mälzers Bullerei) seine Produkte mit Schuhmode, schwere Stiefel stehen da neben den Flaschen. Ich finds merkwürdig, dieser Ledergeruch im Weinladen stört.

Eine Überraschung: Der F.C. Sankt Pauli ist doch nicht nur Astra Pils und Kalte Muschi (das offizielle Fangetränk, Cola - Rotwein Mix, hier verkostet). In einer Fanauslage gibt es auch den Sancti Pauli, ein Tempranillo aus dem spanischen Valdepenas, natürlich auch gleich als Magnum. 

Leider nicht anschauen konnte ich mir Hamburgs Weingarten, aus dessen Trauben auch tatsächlich Wein vergoren wird. Die Lehmitz - Weinstuben rühmen sich einer Jahresproduktion von 100 Litern, ausgebaut in französischer Eiche von Hardy Weis, Wallhausen zum Preis von 29,50€ / 0,375.

Die langweilige Rückfahrt mit der Deutschen Bahn wurde durch was leckeres aufgelockert. Gosch im Hauptbahnhof bot "Lister Matjes" an, große vollfleischige Filets von mild-cremiger und saftiger Konsistenz. Die schmeckten im Zug dann sehr - zusammen mit einem Dr. Deinhard 2009er Weißburgunder.

Lecker: Pfälzer Wein, Sylter Matjes


07.10.2010

Rewirpower Weintest: Fader Würzer



Rewirpower, dahinter stehen die Stadtwerke von Bochum, Herne und Witten, befördern auch das kulinarische Leben im Ruhrpott. Auf ihrer Internetplattform bloggt Klaus Dahlbeck alias der Kompottsurfer über Essen, Trinken und was die Welt sonst noch so im Innersten zusammenhält.
Jedes Jahr gibt es den Rewirpower Weintest, sehr demokratisch und volksnah dürfen nur Weine bis 6 € teilnehmen. Unter den Verkostern sind bewährte Urgesteine der Ruhrweinszene wie Uwe "Ch9dP" Bende und Markus del Monego. In diesem Jahr kommen die Testsieger von kleineren Weinhändlern aus der Peripherie. Besonders originell ist der Weiße auf Platz 1, ein "Fader Würzer" sozusagen. Würzer, eine Rebsorte mit nur 67 ha Rebfläche in Deutschland (v.a. in Rheinhessen) ist eine Kreuzung aus Gewürztraminer und Müller-Thurgau. Hört sich gewagt an, scheint aber zu schmecken, zumindest in der Version des Weinguts Fader Kastanienhof in Rhodt an der Pfälzer Weinstraße.
Verkostungsnotiz der Jury: Hellgelb mit grünen Reflexen, intensive Grapefruitnoten, etwas Kapstachelbeere, feine Zitrusfrucht. Sauber und klar, am Gaumen sauber, saftig und frisch.


05.10.2010

Hamburger "Sushi - Bordeaux"

  

(Roter) Bordeaux und Sushi passen zusammen, dies wurde bei eine Probe mit Hendrik Thoma vor einiger Zeit in Dortmund schon bewiesen. Ein Kurztrip nach Hamburg forderte am Wochenende zwingend eine Wiederholung dieser Paarung, denn Wein und Fisch sind Hamburg.
Die alte Handelsstadt an der Elbe ist seit jeher auch Weinumschlagplatz und das anglophile Hamburger Bürgertum teilt traditionell die Vorliebe der britischen Oberschicht für Weine aus dem Bordelais. Auch heute wird noch der sogenannte Hamburger Rotspon abgefüllt. Nach der Vinifikation und einem ersten Ausbau in Bordeaux gelangt der noch jugendliche Wein mit dem Schiff zur weiteren Lagerung und "Pflege" in Fässern nach Hamburg (Hier und hier).
Ein Bordeaux mußte also her. Passenderweise gibt es direkt in den Hallen am alten Fischereihafen eine Zweigstelle von Stratmanns Weinhaus. Ein ganz leichter Fischgeruch weht auch durch den Laden und der Filialleiter Gerhard Richter bietet schon mal Proben unter dem Motto "Welcher Wein zum Hering" an. Im Sortiment ein Cru Bourgeois aus dem Top - Jahr 2005, Chateau Anthonic (Moulis en Medoc 18,90€). Der solls sein und auch zum Sushi ist es nicht weit, in den Hallen schräg gegenüber liegt das Henssler & Henssler, der (nicht nur) Rohfischtempel von "Jack Nicholson lookalike" Steffen Henssler. Die kleine Bento Box zum mitnehmen kostet da 16,80 € und ist schon sehr schmackhaft gefüllt. Aber seht selbst auf dem Bild oben - ich hab beides direkt am Kai "verdrückt", es war herrlich.
Der Bordeaux sehr klassisch, trifft mit seiner rauchig-herben Tabaknase auf die jodig-scharfen Elemente von Fisch, Wasabi und Ingwer. Zusammen gibt das einen anregend frischen Kick, ein belebender Genuß direkt am graugrünen Wasser der Unterelbe.



01.10.2010

Aldi und Mövenpick


Aldi - der größte Weinhändler Deutschlands, 20 % des Gesamtkonsums gehen in den Nord - und Südfilialen durch die Scannerkasse. Neben den Billigtropfen, sozusagen als Sahnehäubchen obendrauf, gibt es Sonderlinien wie die Fritz Keller-  Edition und die zeitlich befristeten Aktionsweine. Daraus fiel mir bei Aldi Süd ein Roter aus dem Roussillon auf:
Thunevin - Calvet "Cuvée Constance" 2007 Vin de Pays de Cote Catalanes. Ein Wein aus dem Roussillon unter Beteiligung des Edelbordeauxwinzers Jean-Luc Thunevin (Chateau Valandraud), um den Hals ein "Parkerfähnchen", zum Preis von 7,99€. Das ganze erinnert an einen Wein aus dem aktuellen Mövenpick Sortiment: Etoile du Sud 2007 mit einem Lavendelsträußchen auf dem Etikett. Mövenpick stellt bei diesem "Stern des Südens" nicht so sehr den Winzer heraus, sondern mehr das südfranzösische Lebensgefühl und bewirbt den Wein in seiner Exclusivité - Reihe als herausragend. Zitat: "Mit dem Etoile du Sud haben Sie also die genüssliche Sicherheit, auf den perfekten Wein zu setzen."  Die Flasche kostet 12,60€, der Erzeuger ist nur auf dem Rücketikett klein vermerkt: Ebenfalls Calvet - Thunevin. Auf der schweizer Mövenpick Seite sind beide Weine auch nebeneinander gelistet, da ist die Cuvée Constance sogar etwas teurer als der Etoile du Sud.
Um es kurz zu machen, ich hab beide Weine zusammen verkostet, für mich ein identischer Wein. Gleicher Jahrgang, gleicher Alkoholgehalt (15% !), gleicher Korken, gleiche Rebsorten (Grenache / Carignan) und auch gleiche Aromatik. Das Motto ist hier hohe Dichte und Konzentration, schon in der Nase fette dunkle Frucht, macht sich breit im Mund, rote Grütze mit Weinbrand, die Frucht ist ziemlich ertränkt von alkoholdominanter Brandigkeit. Der schon wieder veraltete Stil aus dem Süden für "Körpertrinker", der mit Wucht überzeugen will. Über drei Tage wurden beide besser, öffneten sich weicher in Richtung Mon-Cheri, Veilchenpastillen, englisches Weingummi.

Was soll man sagen, in der Aldi Variante für 8€ durchaus eine Empfehlung. Sicher bietet Mövenpick als Laden einen Mehrwert beim Einkaufserlebnis und veranstaltet kostenlose Weinproben. Einen Wein als exklusiv zu vermarkten, der für 4,60 € weniger auch im Discount läuft (da sogar mit der der höherwertigen, auf den Erzeuger hinweisenden Aufmachung) hat aus Kundensicht aber eine ziemliche Schieflage, freundlich ausgedrückt.